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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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war ja eine Beschreibung! Ich musste wieder grinsen, was sie ja zum Glück nicht sehen konnte, sagte aber dabei: »Nein. Ich glaube, das kann er nicht sein. Unser Mann ist zwar auch groß und stark, aber erstens ist er nicht gerade dumm, auf seine Art sogar sehr raffiniert, und zweitens glaube ich nicht, dass Frauen sein Gesicht ansprechend finden würden. Er war mal Kinovorführer. Ihr Bekannter auch?«
    »Nein, der war Vertreter einer Damenwäschefabrik.«
    Ich musste an mich halten, um nicht laut zu lachen. Das wäre ein Beruf gewesen, in dem ich mir Hunk Johnes nicht vorstellen konnte.
    »Was hat es denn mit diesem Hunk Johnes eigentlich auf sich?«, fragte Mrs. Britan weiter. »Ich habe nie Zeit, eine Zeitung ganz zu lesen. Mehr als dass er ein Zuchthäusler und ausgebrochen ist, weiß ich nicht von ihm. Warum saß er überhaupt im Zuchthaus?«
    »Er hat vor sieben Jahren an einem Banküberfall teilgenommen. Zwei der Gangster schossen dabei. Er gab ohne weiteres zu, dass er auf den Wächter gezielt hätte, der dabei getötet wurde. Deswegen wurde er ursprünglich zum Tode verurteilt, Aber er hatte Glück und konnte im Zuchthaus bei einer Meuterei zwei Wärtern das Leben retten, sodass seine Todesstrafe auf dem Gnadenweg in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt wurde.«
    Einen Augenblick blieb es ganz still in der Leitung. Ich dachte schon, wir wären vermutlich getrennt worden, als ihre Stimme wiederkam, aber diesmal gar nicht so energisch wie sonst, sondern fast zaghaft.
    »Er - er wurde zum Tode verurteilt, weil er zugab, dass er den Wächter erschossen hätte?«
    »Nicht weil er es zugab, sondern will das Gericht annahm, dass es wahr sei, was er sagte. Weil er damit eines Mordes überführt war.«
    »Sie betonen das so seltsam Mr. Cotton.«
    »Nun ja inzwischen verunglückte im Zuchthaus einer seiner damaligen Komplizen. Auf dem Sterbebett legte er ein Geständnis ab. Nicht Hunk Johnes sondern er hatte den Wächter getötet. Er hatte damals genau gesehen, wie der Schuss von Hunk Johnes in die Wand ging. Aber da Johnes so gerade, ehrlich oder wie man es nennen mag, war, und vor Gericht zugab, er hätte auf den Wächter geschossen, hielt man ihn sofort für den Mörder, ohne die Sache nachzuprüfen. Das war ein Justizirrtum ersten Ranges.«
    »Dann… dann ist also dieser Johnes gewissermaßen unschuldig verurteilt worden, Mr. Cotton?«
    »Unschuldig zum Tode, ja. Zuchthaus hätte er auf jeden Fall bekommen wegen der Beteiligung am Banküberfall.«
    Wieder herrschte eine lange Weile Schweigen in der Luft, Dann sagte Mrs. Britan sehr leise: »Mein Gott, das ist ja furchtbar. Ich weiß jetzt, woher ich ihn kenne, Mr. Cotton. Ihre Erzählung von dem Banküberfall und dem erschossenen Wächter hat es mir ins Gedächtnis zurückgebracht. Vor sieben Jahren war ich einmal Geschworene. Es ging um die Verurteilung einer Bande, die einen Banküberfall ausgeführt hatte. Die anderen Geschworenen wählten mich zu ihrer Sprecherin. Ich musste über den einen Gangster, der zugab, dass er auf den Wächter geschossen hatte, verkünden, dass wir einstimmig zu dem Spruch Schuldig gekommen waren. Ich habe damals zugestimmt, dass man einen Menschen zum Tode verurteilte, Mr. Cotton. Und sogar einen Unschuldigen, wie sich jetzt herausstellt. Es ist entsetzlich.«
    Mit fiel es wie Schuppen von den Augen. Gleichzeitig aber musste ich daran denken, dass noch andere elf Leute zu den Geschworenen gehört haben mussten. Ich brach das Gespräch schnell ab, rief Phil mit ein paar kurzen Worten die nötigen Erklärungen zu, und dann begann für uns eine fieberhafte Arbeit.
    Wir mussten die anderen elf Geschworenen finden, bevor Hunk Johnes sie gefunden hatte! Eifrig blätterten wir in den Akten, um das Verzeichnis der Geschworenen zu finden.
    Plötzlich rief Phil: »Sag mal, Jerry, was für ein Tag ist heute eigentlich?«
    »Donnerstag«, sagte ich.
    »Was für ein Datum, meine ich!«
    »Der vierte.«
    Phil schlug mit der Hand auf die aufgeschlagene Akte, die er sich vorgenommen hatte.
    »Da. Hör zu!…wird Ihnen eröffnet, Hunk Johnes, dass Ihre Hinrichtung nunmehr endgültig auf den fünften Tag des nächsten Monats, morgens um 4.30 Uhr festgesetzt wird. - Weißt du, was heute Nacht ist, Jerry? Heute Nacht, vor genau sieben Jahren, sollte Hunk Johnes um 4.30 Uhr hingerichtet werden! Das ist das ganze Geheimnis! Hingerichtet, weil eine Mrs. Britan im Namen aller übrigen Geschworenen ihr Schuldig verkündet hatte!«
    ***
    Richter

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