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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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Hollins langsam und bemühte sich, die etwas knarrende Stimme des Richters nachzuahmen. »Ich musste die Strafe aussprechen, die vom Gesetz dafür vorgeschrieben war.«
    »War es auch vorgeschrieben, die näheren Umstände des Mordes gar nicht zu untersuchen, Morgan?«
    Hollins schwieg. Er kannte die Vorgänge von damals nicht und wusste deshalb gar nicht, worauf der Gangster anspielte.
    Hollins wusste auch nicht, dass in dem Gehäuse des Telefons, dessen Hörer er am Ohr hielt, zwei Dynamitpatronen eingebaut waren mit einem Miniatur-Zeitzünder mit Verzögerungsmoment. Dieser Zeitzünder funktionierte auf folgende Weise. Nach Ablauf seiner eingestellten Zeit war der Verzögerungsmoment in Kraft. Sobald jetzt jemand die Nummer dieses Apparates anrief, schaltete sich der Zähler des Verzögerungswerkes ein. Mit dem Abnehmen des Hörers begann eine Frist von drei Minuten, bis die Explosion ausgelöst würde. Noch gab es freilich eine kleine Chance: Der Hörer musste vor Ablauf der drei Minuten aufgelegt werden, wodurch der Stromkreis Zähler unterbrochen werden würde. Aber das wusste Hollins nicht!
    »Da wissen Sie nichts mehr zu sagen, was?«, höhnte Hunk Johnes.
    Das Grotesk-Tragische an der Situation war, dass beide Gesprächsteilnehmer darum bestrebt waren, das Gespräch in die Lange zu ziehen. Hunk Johnes wusste, was nach Ablauf von drei Minuten passieren würde, und gerade das wollte er ja. Hollins andererseits wusste, dass die Chance, den Herkunftsort des Gespräches zu ermitteln, mit jeder Sekunde größer wurde, die er länger mit Johnes sprach.
    »Nun hören Sie einmal zu, Johnes«, knarrte er in den Hörer, während er aus den Augenwinkeln sah dass ganz oben auf der Treppe, die hinauf ins Obergeschoss führte, Richter Morgan in einem Morgenmantel stand und mit weit aufgerissenen Augen zuhörte. »Ein Richter ist ja auch nur ein Mensch, nicht wahr? Das sehen Sie doch ein!«
    »Während ein Gangster eben kein Mensch ist, was?«-, höhnte Johnes zurück. »Wissen Sie, wie das ist, wenn man in der Todeszelle sitzt, Richter Morgan? Wissen Sie, was Ihr Körper anstellt, wenn er auf den unabwendbaren Tod warten muss? Wissen Sie das, Richter?«
    »Nun, ich glaube, ich kann mir’s vorstellen«, sagte Hollins langsam.
    »Vorstellen!«, lachte Hunk Johnes. Seine Stimme war schneidend kalt. »Wissen Sie, dass Ihr Körper sich ganz anders benimmt, als Sie es von ihm gewöhnt sind? Wissen Sie, dass er Sie kurzerhand betrügt? Dass er Dinge tut, die Sie gar nicht wollten, und dass er Dinge nicht tut, die Sie den Muskeln befohlen haben? Haben Sie schon erlebt, dass Ihr Körper jeden Bissen rückwärts herauswürgt, den Sie mit Gewalt 'hinuntergedrückt haben? Haben Sie schon erlebt, dass Ihnen Ihre Beine einfach den Dienst versagen? Dass man Sie zu einer Toilette tragen muss? Das können Sie sich vorstellen? Nichts, gar nichts können Sie sich vorstellen! Ein Mord ist eine humane Angelegenheit gegen das, was ihr Todesstrafe nennt!«
    Hollins blickte auf seine Uhr. Jetzt sprach er schon zwei Minuten und vierzig Sekunden. Wenn er nur noch ein paar Sekunden durchhielt, mussten sie herausgefunden haben, von wo Hunk Johnes anrief. Sofort danach würde sein Bruder Robert das FBI anrufen.
    Die G-men würden abermals ein paar Sekunden brauchen bis sie in ihren Steifenwagen die Nachricht erhalten hatten. Aber dann konnten sie bestimmt schnell am Ort des Anrufs sein. Vielleicht würden weitere drei Minuten genügen.
    »Na ja«, dehnte er. »Natürlich reicht unsere Vorstellung nicht an die Wirklichkeit heran, aber Johnes, Sie müssen doch einsehen, dass ich gar keine andere Wahl hatte. Das Gesetz…«
    »Immer, wenn ihr etwas Falsches tut, habt ihr als Ausrede das Gesetz!«, sagte Hunk Johnes. »Das Gesetz soll schuld sein, wenn ihr versagt. Aber Gesetze werden von Menschen gemacht. Und es müssen schlechte Menschen sein, die einem schlechten Gesetz gehorchen!«
    Komisch, dachte Hollins noch, so dumm ist das gar nicht. Wenn diesen Satz nicht ein Mörder gesagt hätte, würde ich ihm glatt zustimmen.
    Und dann erfolgte die Explosion.
    ***
    Robert Hollins wählte die Nummer des FBI.
    »Federal Bureau of Investigation«, sagte eine Männerstimme.
    »Privatdetektiv Robert Hollins« meldete er sich. »Mein Bruder telefoniert gerade mit Hunk Johnes. Wenn Sie ihn kriegen wollen, müssen Sie verdammt Tempo machen! Er steht in der Telefonzelle am Broadway, Ecke der St. Nicholas-Avenue, gegenüber vom Medical Center!«
    »Ihre

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