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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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stand je ein Kollege.
    Im Park gegenüber der 52. Straße hielt sich der Rest unseres Aufgebotes hinter Büschen, Bäumen und Sträuchern verborgen. Zehn Detectives von der Kriminalabteilung der Stadtpolizei waren dabei.
    Über dreißig Augenpaare lugten in die Nacht. Über dreißig Männer warteten auf den Mann, der unschuldig hingerichtet hatte werden sollen, der ausgebrochen war und dabei einen Mord auf sich lud. Auf den Mann, der haargenau wusste, dass ihn der elektrische Stuhl erwartete, wenn er sich greifen ließ.
    Vom Himmel rauschte ein leiser Nieselregen herab. Die Straße glänzte schwarz im Licht der Laternen. Aus dem Park rief ein Käuzchen.
    ***
    »Halb vier«, sagte Hunk Johnes. »Kommt! Es ist soweit.«
    Sechs Gangster, die sich Hunk Johnes in den letzten Tagen aufgetrieben hatte, rieben sich den Schlaf aus den Augen. Sie erhoben sich von ihrem dürftigen Strohlager und gähnten.
    Hunk Johnes hatte sie wie Gefangene behandelt, seit er sie aufgetrieben hatte. Aber sie waren so etwas gewöhnt. Es kam oft vor, dass ein misstrauischer Gang-Chef vor einem Coup seine Leute nicht mehr aus den Augen ließ, um sich nicht der Möglichkeit auszusetzen, dass er vielleicht verraten würde.
    Diese Möglichkeit hatte sich für Hunk Johnes in der letzten Nacht abgezeichnet, als ihm Ry mit einem dummen Trick entkommen war. Von dieser Minute an hatte Hunk Johnes sechs Stunden lang an dem kleinen Fenster auf dem Boden gestanden und hinausgestarrt in die blasser werdende Nacht und den aufkommenden Morgen. In jeder Minute war er bereit gewesen, auf eventuell auftauchende Polizisten zu schießen und sein Leben so teuer wie irgend möglich zu verkaufen.
    Aber alles war ruhig geblieben. Als bis neun Uhr früh nichts geschehen war, beruhigte sich der ausgebrochene Zuchthäusler allmählich. Wenn Ry ihn nicht sofort verpfiffen hatte, so glaubte er, dann würde er es später auch nicht mehr tun. Es war auch kaum anzunehmen. Ry war selbst ein Ganove, und ein Gangster verpfeift den anderen nicht. Vielleicht war dies das einzige, ziemlich allgemeingültige Gesetz, das je in der Unterwelt bestand.
    Sieben Jahre lang hatte sich Hunk Johnes ausgemalt, wie es sein würde, wenn diese Stunde endlich gekommen war. Die Stunde, da er Rache nehmen konnte an denen, die ihn seinerzeit kurzerhand zum Tode verurteilt hatten.
    Er würde die Tage nie vergessen, die er in der Todeszelle zugebracht hatte. Das unaufhörliche Voranschreiten des Uhrzeigers, der ihm abschnittsweise sein Leben stahl. Diese qualvollen Nächte, in denen er schweißgebadet auf der Pritsche gelegen hatte. Diese immer wiederkehrenden Vorstellungen, wie der elektrische Stuhl wohl aussehen mochte. Wie man sich fühlen würde, wenn sie einem die Kontakte anschnallten. Es war die siebente Hölle gewesen, die er in diesen Tagen durchgemacht hatte.
    Er sah sich um. Sechs verschlafene Gesichter starrten zu ihm hin. Sechs Männer, die für ein paar hundert Dollar bereit waren, seine Rache zu unterstützen. Sechs skrupellose Gesellen, zum Mord bereit gegen Bezahlung.
    Wie viele von ihnen würden diese Nacht überleben? Hunk Johnes gab sich keinen Illusionen hin. Es würden nicht viele den nächsten Morgen noch erleben. Und er selbst am allerwenigsten. Darüber täuschte er sich nicht. Auf die Dauer konnte er sich nicht vor der Polizei verborgen halten. Das konnte mal für ein paar Tage gehen, nicht für immer. Es war schon ein Wunder, dass es so lange geklappt hatte.
    »Ich gebe euch jetzt die Waffen«, sagte Hunk Johnes. Seine Stimme klang wie immer.
    Seine Finger zitterten leicht, als er anfing, die vollen Magazine in die Maschinenpistole einzusetzen. Er war bereit zu sterben, wenn er nur vorher seine Rache ausführen konnte. Wie eine versengende Flamme hatte dieser Wunsch sieben Jahre lang in ihm gebrannt und alles andere ausgelöscht.
    Hunk Johnes wollte nur noch eines: Morden und dann sterben.
    ***
    »Nehmen Sie Platz«, sagte der Einsatzleiter vom Nachtdienst, zu dem man Ry McWarren geschickt hatte. »Sie entschuldigen mich eine Sekunde. Ich bin gleich wieder da.«
    Der Einsatzleiter verließ das Zimmer, wobei er dem Kollegen, der Ry heraufgeführt hatte, durch einen kaum sichtbaren Wink zu verstehen gegeben hatte, das er mit Ry im Zimmer bleiben möchte.
    Er ging in eines der Nebenzimmer, nahm den Telefonhörer und sagte: »Verbinden Sie mich mit dem Chef!«
    Er wartete. Obgleich es tief in der Nacht war, meldete sich Mr. High sofort. Als New Yorker FBI-Chef war er es gewöhnt,

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