0151 - Die Teufelsdingos
ihm gewährt wurden. Mit einem leichten Lächeln kehrte er zum Wagen zurück. »Kannst du mich noch bis zu einem Autoverleiher fahren? Vielleicht bekomme ich heute abend noch ein Fahrzeug.«
»Zwecklos«, murmelte Haskins. »Aber ich kann etwas anderes tun. Auf der Rückfahrt kommen wir ohnehin durch Yass, dort wollte doch dieser Zamorra übernachten. Häng dich an ihn und miete morgen früh in Yass einen Wagen.«
»Yass ist ein kleines Dorf mit nicht fünftausend Einwohnern. Ich glaube kaum…«
»Ich entsinne mich, daß es dort eine Station gibt«, brummte Haskins. »Laß uns fahren. Vielleicht kannst du dich mit diesem Zamorra heute abend noch etwas unterhalten.«
Er wendete den Vauxhall und fuhr die Strecke zurück, die sie gekommen waren.
***
Das blasse Mondlicht erhellte die Landschaft nur mäßig. Rund und weiß stand die Scheibe am Himmel und stieg langsam auf. Lange Schatten bewegten sich. Die Luft kühlte sich ab, ein leichter Wind pfiff durch die Gräser, Büsche und Bäume. Irgendwo schrie ein Nachtvogel.
Das Mondlicht beleuchtete einen Polizeiwagen, der mit hoher Geschwindigkeit über die breit ausgebaute Straße raste. Wie geisterhafte Lichtfinger griffen die Strahler der Scheinwerfer voraus und wiesen dem Fahrer den Weg.
Aber das Mondlicht beleuchtete auch noch etwas anderes.
Sieben große, schlanke Gestalten, die im Laufschritt weit abseits der Straßen ihrem Ziel schon sehr nahe gekommen waren. In der Hand des vordersten Läufers schimmerte ein kleines Totem. Seltsame Runen glommen auf, wenn das Mondlicht sie traf.
Sie hetzten durch die Nacht, lautlos und gefährlich, nur davon besessen, ihren Auftrag auszuführen.
Und irgendwo stieß in diesen Augenblicken ein uralter Schamane ein schrilles, wildes Lachen aus.
Es klang wie das Lachen eines Wahnsinngen…
***
Doch noch jemand bewegte sich um diese Zeit durch die Nacht.
Der Dingo mit seinem Rudel!
Er wagte es jetzt, näher heranzukommen an jenen fremden Magier. Der Verdacht des Weißen Magiers würde nicht mehr direkt auf den Dingo fallen, wenn er magische Aktivitäten spürte. Ein anderer hatte eingegriffen. Jener, der in manchen Nächten nach ihm, dem Dingo , rief…
Auch diesmal war es wieder so gewesen. In der hellen Mittagsstunde hatte den Dingo der Ruf des Eingeborenen erreicht. Jener Schamane, der von sich behauptete, so alt wie die Sonne zu sein.
Nur der Dingo wußte, wie alt der Schamane war. Er war schon alt gewesen, als die Männer der Horde, die jetzt bestimmten, kleine Kinder waren. Niemand hatte den Schamanen jemals jung gesehen. Doch er schien auch nicht zu altern.
In regelmäßigen Abständen rief er und bat den Dingo um Rat. Hin und wieder, wenn es ihm gefiel, kam dieser dem Ruf nach.
Auch diesmal hatte es ihm gefallen.
Er entsann sich der Szene, spürte in der Erinnerung wieder das leichte Prickeln, das seinen Körper überlaufen hatte, als der Ruf in Verbindung mit der magischen Beschwörung erfolgte. Es war ein Ruf gewesen, dem er sich mit Leichtigkeit entziehen konnte. Anders sah es aus, wenn die Beschwörung mit heißem Menschenblut vorgenommen wurde. Dann war der Zwang superstark.
Dennoch war der Dingo ihm gefolgt. Seine nichtmenschlichen Sinne hatten klar erkannt, daß er sich im Falle des Weißen Magiers der Hilfe des Schamanen bedienen konnte.
Ohne seinen körperlichen Standort zu verlassen, war er inmitten der Ansammlung aus Laufhütten erschienen, in denen die Horde hauste. Der Schamane hatte den magischen Kreis gezeichnet. Der Dingo erschien als sichtbares Geistwesen inmitteln dieses Kreises.
Vor ihm sank der Schamane in die Knie. Seine Stimme brabbelte undeutliche Worte, dann erhob er sich wieder. In seinen Augen glomm es seltsam. Der Dingo verspürte die leicht veränderte Aura des Sterblichen vor ihm, der seit hundert Jahren nicht mehr gealtert war.
Der Dingo wuchs. Er hielt es plötzlich ratsam, eine kleine Machtdemonstration zu zeigen. Der Schamane hatte sich verändert, nur konnte der Beschworene nicht sagen, in welcher Richtung. Er ließ seinen Wolfshundkörper anwachsen, bis er die gleiche Schulterhöhe wie der Schamane erreicht hatte und damit vom Aussehen her die drei- bis vierfache Masse besaß. Wie ein überdimensionales Ungeheuer stand er vor dem Stammeszauberer, der unwillkürlich ein paar Schritte zurückwich.
Der Dingo folgte. Er trat aus dem Kreis und sah das Erschrecken des Schamanen. Wie lächerlich ist doch seine Zauberei, überlegte der Dingo und öffnete den Rachen etwas.
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