0151 - Signale der Ewigkeit
- und das kann verdammt lange dauern."
Fella sah ihn forschend an.
„Bist du das ewige Leben schon satt?" fragte er spöttisch.
Er erhielt keine Antwort.
Sie erreichten einen neuen Taleinschnitt und folgten ihm. Ein winziges Rinnsal stillte ihren Durst. Fella fühlte sich ermattet, während sein Vater keine Spur von Erschöpfung zeigte. Er drängte unermüdlich, als wolle er noch vor Untergang der roten Sonne den höchsten Gipfel erreichen.
Daß Honur eine Rotation besaß, war aus dem allmählichen Weiterwandern der Sonne Thatrel ersichtlich. In einigen Stunden würde sie unter den Horizont sinken. Dann waren sie vorerst in Sicherheit. In der Nacht würde Gol ins Tal hinabsteigen und Lebensmittel aus dem terranischen Gleiter holen.
Weiter oben wurde das Tal breiter. Rechts und links ragten die kahlen Berghänge auf und boten nur wenig Deckung. Dafür aber war der Blick in die Ebene wieder besser geworden. Sie entdeckten ihr Schiff in der Waldlichtung, sechs Kilometer Luftlinie entfernt. Das Schiff wurde von den Springern umlagert.
„Vorerst haben die Terraner genug mit sich selbst zu tun", sagte Gol voller Befriedigung. „Sie haben keine Zeit, an uns zu denken.
Nur die Flotte macht mir Sorgen. Wenn dieser Rhodan erfährt, daß auf Honur ein Zellaktivator ist, wird er nicht eher Ruhe geben, bis er ihn gefunden hat. Wir werden uns in die tiefste Höhle verkriechen müssen, um das zu überstehen. Zum Glück kann der Aktivator jetzt nicht mehr geortet werden."
Mächtige Felsbrocken lagen im Talgrund und zwangen die beiden Springer immer wieder zu Umwegen. Aber es ging ständig bergan. Bis zum Kamm konnte es nicht mehr weit sein. Dort wollten sie Rast machen und in einem geeigneten Versteck die Nacht verbringen.
Plötzlich sah Fella nach oben, duckte sich und sprang hinter den nächsten Felsbrocken.
„Deckung, Vater! Ein Gleiter - dort oben! Es ist einer von unseren Gleitern! Die Terraner! Sie suchen uns!"
Gol lag längst unter einem überhängenden Felsen. Seine rechte Hand griff zur Brust. Er atmete erregt.
Der Gleiter kam tiefer und zog immer engere Kreise. Es war klar ersichtlich, daß der Pilot etwas Verdächtiges bemerkt hatte und nun das Tal genauer untersuchen wollte. Eine Entdeckung war unvermeidlich, wenn der Gleiter noch tiefer kam und die vereinzelten Felsen umrundete.
Gol kämpfte den schwersten Kampf seines Lebens.
„Fella", rief er dann. „Jetzt höre genau zu, was ich dir sage. Ich werde aufspringen und versuchen, die Bergwände zu erreichen.
Dort gibt es Höhlen und Verstecke genug. Du nimmst die entgegengesetzte Richtung. Der Gleiter kann sich nicht teilen, er wird nur einen von uns verfolgen. Und zwar denjenigen, den er für den Besitzer des Zellaktivators hält. Das bin ich. Dich wird man unbehelligt lassen."
Fella begriff nicht.
„Wir bleiben zusammen, Vater ..."
„Komm jetzt her und verliere keine unnötigen Worte." Während Fella herankroch und jede Deckung ausnützte, nahm Gol den Aktivator von der Brust, streifte die Kette über den Kopf und betrachtete dann den eiförmigen Metallkörper mit merkwürdig verklärten Augen. Zu seinem Sohn gewandt, fuhr er dann fort: „Nimm ihn, Fella. Er ist das Geschenk deines Vaters. Sei der Sippe ein guter Patriarch, falls die Terraner mich erwischen - aber daran glaube ich noch nicht. Jedenfalls wird der Gleiter mich verfolgen, nicht dich. Du bringst dich und den Aktivator inzwischen in Sicherheit. Später treffen wir wieder zusammen."
Fella nahm den Aktivator und schaute seinen Vater an.
„Du meinst... du gibst ihn mir? Ich soll ihn haben? Warum?"
Gol lächelte nur und deutete zu dem Gleiter empor.
„Auch deswegen, mein Sohn. Aber wohl hauptsächlich darum, weil ich in der vergangenen Stunde gelernt habe, wie schwer es ist, der Träger eines Zellaktivators zu sein. Besonders eines solchen Aktivators, der von jedem getragen werden kann. Keine langen Reden mehr, es wird Zeit, daß wir handeln. Mach's gut, Fella."
Er wartete keine Antwort mehr ab, sondern sprang auf und rannte auf den nächsten Berghang zu, der mindestens zwei Kilometer entfernt war. Hier oben war das Tal breit und fast flach.
Es gab keine Deckung mehr, und der Pilot des Gleiters sah den fliehenden Springer sofort.
Der rote Vollbart kennzeichnete ihn als den Patriarchen, der auf der Brust den Zellaktivator trug.
Wie ein Raubvogel stieß der Gleiter auf den einsamen Mann hinab, dessen Laufen jäh in ein müdes, schweres Voranschleppen übergegangen war.
Weiter
Weitere Kostenlose Bücher