0152 - Der Gigant von Atlantis
geschleudert worden. Er mußte irgendwo in der Schlucht liegen. Ich fand ihn auch.
Ziemlich benommen hockte der Chinese am Boden. Er hatte in der letzten halben Stunde verdammt viel durchgemacht, ein anderer hätte das kaum so gut verkraftet. »Du lebst?« fragte er.
»Ja. Dank deiner Hilfe.«
»Ach, hör auf. Ich habe gar nicht viel tun können. Ich hätte gern mehr unternommen.« Suko schaute sich um. »Wo steckt eigentlich dieses verdammte Untier?«
»Weg!«
»Wie? Einfach so?«
»Ja, es ist verschwunden. Chiimal hat sich aufgelöst.«
Ich erzählte Suko, was geschehen war. Mein Freund und Partner wollte es gar nicht glauben. »Verdammt, das ist ja ungeheuerlich.« Da er noch immer am Boden hockte, mußte er hochschauen, als er fragte: »Und jetzt?«
Ich hob die Schultern. Suko stemmte sich hoch. Ich war ein paar Schritte zur Seite gegangen und schaute auf den toten Julio Valdez. Er allein hatte das Grauen in die Welt gebracht, und wir mußten uns jetzt mit Chiimal herumschlagen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie ich dieses unheimliche Wesen besiegen sollte.
Wo der mutige Krieger und das junge Mädchen geblieben waren, wußte ich nicht, ging aber davon aus, daß beide den Angriff des Monsters nicht überlebt hatten. »Wir haben hier nichts mehr zu suchen«, sagte ich zu Suko.
Der Chinese nickte. »All right, machen wir uns auf den Rückweg.«
Wir waren beide sauer. Der Flug nach Südamerika und die Reise hierher war für die Katz gewesen, anders konnte man das nicht nennen. Wir hatten Chiimal zwar gesehen, aber seine Wiedererweckung nicht verhindern können. Das nagte in uns.
Wesentlich langsamer schritten wir zurück. Der Staub fiel dem Boden entgegen, die Sicht wurde klarer. Am Himmel strahlten die Sterne wie frischgeputzt. Ein leichter Nachtwind fuhr über das schluchtartige Tal, fing sich in den Felsspalten und Rissen und schien mit dem Gestein einen flüsternden Dialog zu führen. Uns beiden Geschlagenen stand ein ziemlich schwerer Aufstieg bevor. Ich hätte jetzt wer weiß was für den alten Klapperjeep gegeben, aber der war nun mal weg.
Der Aufstieg gestaltete sich wirklich zu einer Schufterei im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein paarmal rutschten wir wieder zurück. Schließlich stiegen wir schräg hoch, neigten unsere Körper dabei zur Seite und stützten uns zusätzlich mit den Händen ab. Es war kälter geworden. Der Wind schnitt durch unsere Kleidung, die wir wegwerfen konnten.
Jetzt hätten wir die Mäntel gebrauchen können, doch die lagen im Wagen. Wenn ich daran dachte, welch eine Strecke noch vor uns lag, wurde mir ganz anders.
Schließlich lag der Aufstieg hinter uns, und wir konnten uns auf dem Kamm des Hanges ausruhen.
Erschöpft ließen wir uns nieder. Mit einem Tuch wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Zurück warf ich keinen Blick, sondern nach vorn, wo sich Hügel an Hügel und Tal an Tal reihte.
Eine wellige Landschaft vom silbrigen Sternenlichtübergossen und im Hintergrund die dunklen Umrisse des Hochgebirges.
Ein prächtiges Bild, aber dafür hatte ich jetzt keinen Blick. Ich sprach mit Suko über die Richtung, die wir einschlagen mußten, um nach Canta zu gelangen.
»Spuren wird es kaum geben«, sagte er und klopfte sich seine Kleidung aus, wobei Wolken aufwallten.
»Moment«, sagte ich.
Ich hatte etwas entdeckt. In der Ferne blinkten Lichter. Und die bewegten sich, tanzten mal auf und nieder, waren für kurze Zeit verschwunden und erschienen wieder.
Es gab nur eine Lösung.
Dort fuhr ein Wagen.
Ich machte Suko darauf aufmerksam. Er sprach das aus, was ich dachte.
»Das kann unter Umständen El Jefe sein.«
»Aber was sollte ihn wieder hierherziehen?«
»Vielleicht die Sorge um uns.«
Wir einigten uns darauf, dem Fahrzeug entgegenzugehen.
Wieder ein Abstieg. Allerdings nicht mehr so schlimm. Es lagen weniger Steine auf dem harten Untergrund.
Zwanzig Minuten später trafen wir tatsächlich zusammen. Wir hatten inzwischen eines der ausgetrockneten Flußbetten erreicht und warteten dort auf den Wagen.
Er schaukelte noch immer. Wir hörten das Motorengeräusch, wurden vom Licht der Scheinwerfer geblendet und hoben beide Arme.
El Jefe stoppte und rannte auf uns zu. »Daß Sie noch leben!« rief er und schüttelte uns so fest die Hände, daß ich das Gefühl hatte, er wollte sie uns ausreißen.
Ich grinste. »Unkraut vergeht nicht.«
»Und Chiimal?«
Mein Grinsen erlosch. Mit wenigen Worten erklärte ich Mike Hunter, was wir erlebt hatten.
»O
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