0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
gereizt. »Da Sie ja hier den Ton angeben, was soll ich dazu sagen?«
Eine rote Lampe begann zu flackern. John Green stand mit einem Ruck auf, griff hinter sich zum Hut und zog zugleich die Schublade auf. Seine Hand kam mit einem bulligen zweiunddreißiger Colt zum Vorschein. Zwei-Zoll-Lauf. Das neueste Modell.
»Tut mir leid, wenn ich Sie für ’ne Weile allein lassen muss, Mister Decker, aber der Wagen der MacNeel-Company muss abgefertigt werden. Zehn Minuten höchstens.«
»Lassen Sie sich bloß nicht aufhalten«, sagte ich gnädig. »Ich sehe mich ein wenig um. Wo ist Stellas Arbeitsplatz?«
»Hundertvier bis- sieben«, warf Green mir über die Schulter zurück, als er schon halb auf dem Gang war.
Zusammen mit vier Männern verschwand er im Fahrstuhl. Ich ging bis ans Ende des Flurs, sah durch die spiegelblanke Riesenscheibe und beobachtete den verwinkelten Hof des Grundstückes. Zwischen unverputzten Häuserfassaden und abbröckelnden Mauern stiegen Schornsteine in den graublauen Himmel empor. Tief unter mir bewegten sich die Männer wie Ameisen. Ein schwarzer, kastenförmiger Lastwagen bog gerade auf den betonierten Hof ein.
Eine Zigarette im Mund ging ich den Flur hinunter. Drei kräftige Burschen mit Revolvern tauchten plötzlich auf. Einer von ihnen stellte sich an die offene Lifttür, der zweite ging durch eine Glastür, die zur Zentralkasse führte, während der dritte die Faust mit der Waffe leicht anhob und auf mich zukam.
»Besser, Sie verschwinden hier eine Minute, Mister.«
Ich zeigte ihm meinen Ausweis und er starrte mich verblüfft an.
»Allmächtiger, Green geht aber auf Nummer sicher! Jetzt mobilisiert er schon das FBI. He, Joy…!«
»Halten Sie gefälligst den Mund!«, fuhr ich ihn an. »Ich kümmere mich nicht um Ihre Arbeit und Sie nicht um meine. Verstanden?«
»Wie Sie wollen«, stotterte er.
Jemand rief ihn aus dem Kassenraum. Eine Minute darauf erschien er wieder auf der Bildfläche, diesmal in Begleitung des zweiten Hausdetektivs. Sie trugen gemeinsam einen groben Leinensack, während jeder die Waffe schussbereit in der Faust hielt.
Der Sack landete auf dem Boden des Fahrstuhls. Der dritte Mann schloss die Gittertür. Dann sank der Korb in die Tiefe.
»1,7 Millionen«, stöhnte die bebrillte Sekretärin hinter ihrem Fernsprechschaltpult. »Du lieber Gott, fast zwei Millionen Dollar! Damit hätte man für alle Zeiten ausgesorgt.«
Ich nahm den Nachbarlift. Die Zeitdifferenz konnte höchstens zwei Minuten betragen. Ich wollte sehen, wie sie die Geldsendung im Hof behandelten.
Nun, Green verstand seinen Job. Der Hof war von seinen Leuten besetzt. Sie hielten die Eingänge unter Bewachung, ebenso das Hoftor zur Delmonte Street.
Mit laufendem Motor stand ein schwarz lackierter Wagen einsam vor dem Hinterausgang. Zwei Männer in t dunkelblauen Anzügen nahmen gerade den Geldsack in Empfang. Gleichgültig feuerten sie ihn durch die rückwärtige Wagentür.
Keine vier Meter entfernt blieb ich stehen und lehnte mich gegen die Mauer. Ich betrachtete die Männer und sah, wie der junge Bursche dem Fahrer des gepanzerten Wagens einen Wink gab. Der Uniformierte starrte mich einen Moment an und ging dann um sein Fahrzeug herum. Green verhandelte inzwischen mit dem zweiten, ließ sich einen Zettel abzeichnen und hob die Hand. Das Hoftor wurde auf gerissen.
Lautlos fuhr das-Transportauto an. Ich erkannte für einen Moment das Gesicht des Wachmannes hinter dem kleinen Gitterfenster. Mit wenigen Schritten war ich auf der Straße.
Rechts kreuzten sich Laurens Avenue und Delmonte Street. Der Wagen der MacNeel-Company bog nach links, nahm ordentlich Fahrt auf und im gleichen Augenblick riss ich die Pistole unter meinem Jackett hervor.
Es ging alles im Bruchteil einer Sekunde vor sich.
Ich sah von rechts einen zweiten Panzerwagen die Delmonte Street herabkommen. Zwei, drei Schüsse blitzten auf, ein Motor heulte irrsinnig, dann schoss der zweite Wagen mit hoher Geschwindigkeit über die Kreuzung und krachte breitseits in die Flanke eines schweren Lasters, der sich aus einer gegenüberliegenden Toreinfahrt auf die Straße schob.
Metall kreischte, Glas splitterte, Menschen schrien…
Zwei Schüsse brachte ich noch an, bevor der erste Wagen mit quietschenden Bremsen um die Ecke verschwand. Ich hatte auf die Reifen gezielt, aber auch das konnte keinen Sinn haben. Karosserie und Reifen, Scheiben und Motor… das ganze Fahrzeug war mit Panzerschutz versehen. Mit einem Maschinengewehr hätte
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