0152 - Wir gegen das »Hirn von Frisco«
Gehen Sie voran. Wo waren Sie, als wir klingelten?«
»Drinnen«, schnaubte Wain wütend. Er maß mich mit einem stechenden Blick. »Ich werde in meinen eigenen vier Wänden doch wohl machen können, was ich will, eh?«
Allan stieß die Glastür auf. Grelles Licht überflutete den Raum. Es war ein luxuriös ausgestattetes Privatbüro. Viel Chrom und Leder und Farben. Ein gewaltiger, peinlichst aufgeräumter Schreibtisch füllte fast die Hälfte des Raumes. Rechts in der Ecke stand eine Couch, drei Sessel waren um den niedrigen Messingtisch gruppiert.
Eine Flasche Whisky stand auf der Platte. Mit einem einzigen Glas…
Ich starrte auf das bunte Magazin.
»Sie haben gelesen?«
»Was sonst? Wundert Sie wohl, eh? Können Sie es nicht?«
Ich nahm das Heft auf, blätterte es gelangweilt durch. Allan bewegte sich inzwischen mit katzengleichen Schritten durch das Zimmer, zog hier eine Schublade auf, öffnete den Schrank und tastete mit flacher Hand zwischen Büchern und gestapelten Aktendeckeln umher.
Wain stand zitternd vor Wut vor seinem Schreibtisch. Er trug ein weißes Hemd, gelbe Krawatte und scharf gebügelte Hosen. Prall liefen die schmalen Bänder des Hosenträgers über seinen Bauch. Die Füße verschwanden in maßgeschneiderten Krokodillederschuhen.
»Ich verlange eine Erklärung«, sagte er mit schriller Stimme. »Ich will wissen, wessen man mich beschuldigt. Ich habe es satt, Polizisten auf dem Hals zu haben.«
»Sie sind ein verflixt schlauer Bursche, Wain«, begann ich freundlich. »Sie haben ein erstklassiges Unternehmen, verdienen massig und besitzen ein schönes Haus, teure Autos und Gott weiß was sonst. Trotzdem…« Ich sah auf die Uhr. »Es ist jetzt zehn Uhr durch, Wain. Außer Ihnen ist niemand da. Sie werden uns nicht erzählen wollen, dass Sie Überstunden machen. Dass Sie ausgerechnet heute die Portokasse prüfen oder Ihren Hauptbuchhalter kontrollieren wollen. Sie sitzen in einem Büro herum, trinken in erhabener Einsamkeit Ihren Whisky und lesen idiotische Magazine.«
»Warum lesen Sie nicht zu Hause, Wain«, fuhr Allan im gleichen Ton fort.
»Das kann ich machen, wie ich will.«
»Wo sind Ihre vier Angestellten hin, Wain? Wo ist Ihr Chauffeur, Ihr Gärtner und Lucky Roy, Ihr Sekretär?«
»Heute ist Mittwoch«, knurrte er.
»Mittwochs sind Sie also allein«, sagte Ted Allan ernst. »Und ausgerechnet mittwochs sollten Sie Ihre Leute nicht ausgehen lassen, Wain. Nicht, wo Sie in doppelter Ausführung existieren.«
Kenneth Wain stieß seinen Schädel nach vorn. Weit riss er die wässrigen Augen auf.
»Was bin ich?«
»Doppelt«, wiederholte Allan. »Sie sitzen hier und lesen und Sie sitzen zur gleichen Zeit in Ihrer Villa und schicken alles Personal fort. Finden Sie das normal?«
»Sie sind ja verrückt«, fauchte Wain außer sich.
Langsam nahm ich den Hörer ab, schlug das Telefonbuch auf und suchte Wains Privatnummer. Ich wählte…
Mit flatternden Händen suchte Kenneth Wain nach einer Zigarette. Allan hielt ihm sein brennendes Feuerzeug hin. Keine Sekunde ließ er den Mann aus den Augen, beobachtete scharf jede Reaktion, das kleinste Zucken eines Muskels im Gesicht.
»MacNeel arbeitet auch für Sie, nicht?«
»Das wissen Sie genau. Das hat die Stadtpolizei und die Staatspolizei schon gefragt. Sie haben sich bei MacNeel erkundigt. Warum fragen Sie also noch? Halten Sie mich für beschränkt?«
»Für raffiniert, Wain«, lächelte Allan. »Sie bilden sich Wunder was ein, aber am Ende fallen Sie auf die Schnauze. Passen Sie nur auf…«
»Es meldet sich niemand«, sagte ich verärgert, als das Telefon in Wains Villa unablässig klingelte und niemand an den Apparat kam.
»Wer sollte sich auch melden?«, rief Wain triumphierend. »Soll ich vielleicht mit mir selbst telefonieren? Hören Sie mal, ich bin es leid. Nehmen Sie Ihren Hut von meinem Schreibtisch und verschwinden Sie beide. Aber auf der Stelle. Wir sind ein freies Land und ich denke, jeder kann tun und lassen, was er will. Wenn Sie was gegen mich vorzubringen haben, dann packen Sie es aus. Aber auf diese Art kommen Sie nicht weiter.«
»Wo waren Sie heute Nachmittag, Wain? Zwischen fünfzehn und siebzehn Uhr dreißig?«
»Das ist einVerhör«, wehrte sich-Kenneth Wain. »Ich verlange meinen Anwalt.«
»Wenn es so weit ist, bekommen Sie ihn schon. Gut, sagen wir, es sei eine Anfrage, Wain. Wir wollen nur eine Auskunft von Ihnen. Verhör…? Wer hat hier was von Verhör gesagt?« Allan sah mich mit Verwunderung
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