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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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Chef.
    »Mir gefällt die Sache nicht«, meinte er kopfschüttelnd. »Wir waren uns doch darüber einig, dass hinter diesen Radaubrüdern ein Kopf steckt der die Krawalle angestiftet oder wenigstens gelenkt hat, um seine anderen Unternehmungen zu verschleiern. Denken Sie an die Überfälle und die Plünderung der Läden in der Delancey Street. Bei dieser Gelegenheit wurden für mehr als 40 000 Dollar Werte erbeutet. Ich fürchte sehr, dass der Mann, der das alles organisiert hat, entweder den Schauplatz in einen anderen Stadtteil verlegt oder seine Taktik ändert. Ich bin überzeugt davon, dass wir in absehbarer Zeit noch einiges erleben werden.«
    Zuerst schien es, als ob Mister High sich getäuscht habe, dann jedoch ging es von Neuem los, wenn auch etwas anders.
    Es gab keine großen Krawalle mehr, aber in allen möglichen Stadtteilen, heute imVillage, morgen im-Theaterdistrikt, gab es vollkommen unmotivierte Schlägereien. Jedes Mal wurde bei dieser Gelegenheit ein Geschäft ausgeräubert oder Passanten um ihre dollarschweren Brieftaschen erleichtert. Bis die Polizei eintraf, war alles erledigt.
    In einem Fall wurden Besucher des Morosco-Theater nach der Vorstellung überfallen und beraubt. Genau am Tag danach ließ Mister High Phil und mich zu sich kommen.
    Im Besucherstuhl saß ein würdiger Mann von etwa fünfzig Jahren, der aussah wie ein Geistlicher. Wir begrüßten uns, während unser Chef ihn mit einem ganz feinen ironischen Unterton vorstellte.
    »Dies ist Mister Elliot, der Präsident der Organisation ›Rettet die Jugend‹. Er hat die Absicht, uns einiges vorzutragen und Anregungen zu geben. Wie Mister Elliot sagt, haben seine Ideen bei der City Police, keine Gegenliebe gefunden, und darum wendet er sich an uns… Bitte sehr, Mister Elliot.«
    Elliot räusperte sich und begann. Man hätte meinen können, er stehe auf einer Kanzel.
    »Meine viel gel… ach, verzeihen Sie, meine Herren.«
    Während er eine Kunstpause machte, stieß Phil mir heimlich den Zeigefinder zwischen die Rippen.
    Mister Elliot begann erneut:
    »Unsere. Organisation, der eine Reihe der prominentesten Mitbürger der Stadt angehören, hat es sich zum Ziel gesetzt, einsame, heimatlose und darum haltlose junge Menschen aus den Klauen teuflischer Versuchungen zu retten. Die Brutstätten der Verderbnis waren und sind die so genannten Gangs und diese Gangs werden von meinen ehrenamtlichen Mitgliedern regelmäßig besucht. Da wir aber wissen, dass schöne Worte allein in unserer so materiellen Zeit unnütz sind, bemühen wir uns, diese Gangs zu dem zu machen, was sie sein müssen und sollen, zu harmlosen Unterhaltungsstätten. Wir sorgen für gemütliche Ausstattung. Wir liefern Zigaretten, Spiele und vor allem Bastelwerkzeuge, mit denen sich die Jungen und Mädchen beschäftigen können. Wir sind auch jederzeit bereit, jedem einzelnen zu helfen, so weit das in unserer Macht steht.«
    »Erstreckt sich diese Ihre Hilfe auch auf juristisches Gebiet?«, fragte Phü plötzlich.
    »Selbstverständlich, wenn dies nötig sein sollte, aber wie kommen Sie zu dieser Frage?«
    »Ich erinnere mich an die Ausführungen eines gewissen Rechtsanwalts Paulsen vor dem Jugendgericht. Hatten Sie den etwa in Zusammenhang mit den Krawallen in der Delancey Street beauftragt?«
    »Ich war so frei. Ich halte es für meine Aufgabe, fehlgeleitete junge Leute vor dem Gefängnis oder vor den vollkommen unzulänglichen staatlichen Erziehungsheimen zu bewahren.«
    Mister Elliot redete wie ein Buch, und hätten wir es nicht besser gewusst, wir wären als glühende Anhänger seiner Bestrebungen und wahrscheinlich sogar als Mitglieder seiner Organisation von ihm geschieden.
    ***
    Über alledem hatte ich Margret Hudson vollkommen vergessen, bis ihre Mutter sich eines Tages telefonisch meldete.
    »Sie hatten mir doch versprochen, von sich hören zu lassen«, sagte sie mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Sie wollten sich doch um Margret kümmern.«
    Ich entschuldigte mich wortreich.
    »Die Sache ist halb so schlimm«, meinte sie. »Margret gibt sich jedenfalls Mühe, sich zu ändern. Sie hat die allnächtlichen Ausflüge aufgegeben und geht nur noch zwei- oder dreimal die Woche aus. Sie kommt sogar mit ihrem Taschengeld zurecht. Das Einzige, was mir Sorge bereitet, ist ihr Aussehen. Sie wird immer blasser und ist so nervös, dass ich unseren Hausarzt zu Rate gezogen habe. Der meint, es läge an den Entwicklungsjahren, aber das will mir nicht einleuchten.«
    Ich glaubte zu

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