0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger
mexikanischen Grenze und hatte zwei kürzere Strafen hinter sich. Vor sieben Jahren war er wegen Schmuggels drei Monate ins Gefängnis gegangen. Und vor fünf Jahren hatte man ihn in Reno beim Fälschspiel erwischt, wofür er sieben Monate hinter Gittern verbringen musste. Dann war er verschwunden, bis wir ihn jetzt wieder aufgestöbert hatten.
Für zwei Uhr hatte der Senator zur Bekämpfung des Gangsterunwesens eine Konferenz im Rathaus anberaumt, zu der auch wir geladen waren. Mister High schlug vor, Phil und ich sollten hingehen, jedoch uns hüten, irgendwelche Verpflichtungen zu übernehmen. Eigentlich war die ganze Sache ja Angelegenheit der City Police.
Wir hatten gerade noch Zeit, etwas zu essen und fuhren dann zur City Hall. Bei Senator Elmtree fanden wir eine auserlesene Gesellschaft versammelt. Da war der Polizeipräsident mit den Chiefs der einschlägigen Dezernate, Lieutenant Stanley, Captain Bomer und ein paar andere, die ich nicht kannte. Der erste Sekretär von Bürgermeister Wagner war in dessen Vertretung gekommen, da sein Chef gerade einen afrikanischen Potentaten begrüßen musste.
Natürlich waren auch die Vertreter zweier Frauenvereine, des Bundes gegen die Verwahrlosung der Jugend, des Vereins christlicher junger Männer und einiger anderer Organisationen erschienen.
Die Konferenz verlief nach bewährtem Muster. Fast zwei Stunden lang wurden Reden geschwungen. Dann war es dem Polizeipräsidenten zuviel geworden. Er schlug vor, endlich konkrete Maßnahmen zu beschließen. Er machte folgenden Vorschlag:
Jeden Abend bei Eintreten der Dunkelheit würde das East End, begrenzt im Norden von der Houston Street, im Süden vom East River, im Osten vom Rooselveltdrive und im Westen von der Center Street, unauffällig durch Detectives abgeriegelt werden. In den Straßen dieses ungefähr drei Quadratmeilen großen Bezirks wollte er zwanzig Streifenwagen und hundert Cops einsetzen. Außerdem würden weitere dreihundert Polizisten einsatzbereit im Hauptquartiert in der Center Street konzentriert werden, von wo sie in wenigen Minuten jeden Punkt erreichen konnten.
Als dann verschiedene streitbare Damen anfingen, alles besser zu wissen, und darauf bestehen wollten, ihre Vertreter müssten den verschiedenen Einsatzkommandos zugeteilt werden, platzte mir der Kragen. Ich machte ihnen sehr energisch klar, dass bei einer derartigen Aktion unerfahrene Zivilisten nicht nur hinderlich waren, sondern ihre Gesundheit und vielleicht sogar ihr Leben leichtsinnigerweise auf Spiel setzten.
»Diese Gegend ist zurzeit heißer als eine glühende Herdplatte«, meinte ich zum Schluss. »Wenn Sie sich unbedingt darauf setzen wollen, so kann Sie niemand daran hindern, aber weder die City Police noch das FBI können dafür eine Verantwortung übernehmen, wenn Sie sich die Kehrseite verbrennen.«
Es gab verblüffte und entrüstete Gesichter und Proteste, aber da auch der Polizeipräsident in dieselbe Kerbe schlug, fügten sich die Leute.
Am gleichen Abend ging dann auch alles programmgemäß über die Bühne. Ein schwacher Versuch von nicht mehr als fünfzig Krawallmachern wurde im Keim erstickt und mehr als die Hälfte festgenommen. Durch Schaden klug geworden, hatten die Cops für Zeugen und Beweismaterial gesorgt. Die ganze Bande würde am Morgen verurteilt werden.
***
Das war ein verheißungsvoller Anfang, aber es kam noch viel besser. Die City Police erhielt Hilfe von einer Seite, von der niemand es erwartet hatte. Als sich in der übernächsten Nacht eine Gruppe von Jugendlichen erneut zusammenrottete, tauchten plötzlich von überall her die »schweren Jungs« des East Ends aus ihren Schlupfwinkeln und verprügelten die Jugendlichen derart, dass sie wohl für lange Zeit geheilt waren.
Die Cops, die sofort begriffen, was da vorging, griffen nur dann ein, wenn es unbedingt erforderlich war.
Des Rätsels Lösung gab uns einer der Gangster, der es zu toll getrieben hatte und darum festgenommen wurde. Die großen Gangs waren mit dem durch die Krawalle ausgelösten verstärkten Einsatz der City Police nicht im Geringsten einverstanden. Dieser störte sie bei ihren eigenen Unternehmungen, und deshalb hatten sie beschlossen, selbst für das zu sorgen, was sie Ruhe und Ordnung nannten.
Wie man auch zu dieser Selbsthilfe der Gangs stehen mochte, der Erfolg jedenfalls war ein durchschlagender. Die Unruhen hörten schlagartig auf.
Es herrschte natürlich allgemeine Freude. Der einzige Skeptiker war Mister High, unser
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