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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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weiblichen Gestalt und öffnete den Mund zu einem freundlichen Gruß, als mir plötzlich die Decke auf den Kopf fiel…
    Ich hatte das Gefühl, als müsse ich ertrinken. Ich lag in einem See, konnte mich nicht rühren und schluckte Wasser. Endlich gelang es mir an die Oberfläche zu kommen. Ich prustete und spuckte und versuchte zu schwimmen.
    »Gott sei Dank«, sagte eine leise Stimme neben mir. »Versuchen Sie die Augen aufzumachen, Mister Cotton! Schlafen Sie ja nicht wieder ein! Bewegen Sie sich nicht! Ich hole einen Cognac.«
    Es kostete mich riesige Anstrengung, die Lider zu öffnen. Mein Gesicht war nass, mein Hemd war nass, und in meinem Schädel drehte sich ein Mühlrad. Obwohl jetzt die Sonnenblende hochgezogen war, erkannte ich das Zimmer sofort wieder.
    Ich sah hinauf zur Decke, aber die war vorhanden und unbeschädigt.
    Viola kam zurück, kniete sich neben mich und setzte mir das Glas an die Lippen. Ich nahm einen ordentlichen Schluck, und dann versuchte ich zu sprechen, aber es wurde nur ein Krächzen daraus.
    Trotzdem musste sie meine Frage verstanden haben.
    »Fast eine Viertelstunde nachdem Sie zum ersten Mal telefonierten, riefen Sie mich doch noch einmal an, ich solle so schnell wie möglich zur Elvis Bar gegenüber dem Thomas Jefferson Park kommen.«
    »Ich habe Ihnen nichts dergleichen aufgetragen«, sagte ich erstaunt und sehr mühsam. »Ich bin sofort hierher gefahren und war zwanzig Minuten nach meinem Anruf hier.«
    »Dann muss es jemand anders gewesen sein. Die Stimme war etwas undeutlich, so als ob die Leitung nicht in Ordnung wäre. Ich fuhr sofort los und fand Sie nicht. Ich wartete eine Viertelstunde und kam dann zurück.«
    »Und da fanden Sie mich. Ich nehme an, es hat mir jemand eins über den Kopf gegeben.«
    »Ja, und zwar mit einem Totschläger. Wenn Sie nicht den Hut aufbehalten hätten, so wären Sie wahrscheinlich nicht mehr auf gewacht.«
    »Also hat es doch manchmal sein Gutes, wenn man vorübergehend in der Eile seine Manieren vergisst«, versuchte ich zu scherzen, aber es glückte mir nicht ganz. »Ist mein Kopf eigentlich noch heil?«, fragte ich.
    »Ich hoffe es. Sie haben eine gewaltige Beule am Hinterkopf, und wenn es mir jetzt nicht gelungen wäre, Sie zur Besinnung zu bringen, so hätte ich einen Unfallwagen gerufen.«
    Vorsichtig betastete ich meinen Schädel. Die Beule war glücklicherweise nicht aufgeplatzt. Mit Violas Hilfe kletterte ich hoch und setzte mich in einen Sessel.
    Dann merkte ich, wie tüchtig sie in ihrem Fach war. Sie legte mir ein Tuch, das nach essigsaurer Tonerde roch, auf den Kopf, gab mir zwei Tabletten, kochte Kaffee und schenkte mir noch einen doppelstöckigen Schnaps ein. Nach Verlauf einer halben Stunde war ich bis auf ein ordentliches Schädelbrummen wieder in Ordnung.
    Ich überlegte mir, ob ich die Erzählung von dem fingierten Anruf glauben sollte. Als ich hereinkam, hatte ich eine Frau auf der Couch sitzen sehen, aber die Beleuchtung war zu schlecht, als dass ich sie hätte identifizieren können. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder ihre Geschichte stimmte, und sie war weggelockt worden, damit man mich in ihrem Zimmer erledigen konnte; oder sie hatte gelogen, aber dann hätte sie sich wahrscheinlich nicht so viel Mühe gegeben, mich wieder zur Besinnung zu bringen. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, mir einen zweiten Schlag zu verpassen, der mich endgültig ins Jenseits geschickt hätte.
    »Haben Sie eigentlich, nachdem ich Sie angerufen habe, mit Valgas gesprochen?«, fragte ich.
    »Valgas?« Sie wurde rot. »Wie käme ich dazu?«
    »Versuchen Sie nicht, mir einen Bären aufzubinden, meine liebe Viola«, meinte ich. »Ich ,weiß genau, dass zwischen Ihnen beiden mehr ist, als eine oberflächige Bekanntschaft. Sie erinnern sich doch an den Abend vor ungefähr zehn Tagen, als Sie mit einer Freundin im Vestibül des Aragon standen und eine recht unfreundliche Bemerkung über Margret Hudson machten.«
    Sie fuhr zurück, als hätte ihr einer ins Gesicht geschlagen.
    »Wo… Woher wissen Sie das?«, stammelte sie.
    »Ich stand in der Telefonzelle zwei Schritte von Ihnen entfernt und hörte zu. Ich beobachtete Sie auch, als Sie gestern mit dem Vorstadtcasanova aus dem Garten kamen. Eine oberflächliche Bekannte umarmt man nicht so liebevoll und wahrscheinlich wissen Sie ja selbst, dass Sie sehr ausdrucksvolle Augen haben. Die Art, wie Sie ihn ansahen, genügte.«
    »Ich… Ich…« Sie schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu

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