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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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es Mrs. Hudson nicht sonderlich gut gehe. Dann wollte sie wissen, warum die Stadtpolizei die Köchin festgenommen habe. Ich sagte ihr nur die halbe Wahrheit, nämlich dass wir bei der Durchsuchung ihres Zimmers auf ein ganzes Diebeslager gestoßen seien.
    »Das hätte ich niemals von Annie gedacht«, meinte sie.
    Ich erkundigte mich, ob Schwester Viola im Haus sei.
    »Nein. Sie wurde vor einer Stunde abgelöst. Dr. Bonnister hat eine andere Pflegerin besorgt, die hierbleibt bis Viola heute Abend zurückkommt.«
    »Gibt es sonst etwas Neues?«, fragte ich.
    »Nein. Es ist alles so schrecklich trostlos. Bob hat sich in sein Zimmer eingeschlossen, und Onkel tut so, als ginge ihn alles nichts an. Er sitzt im Keller und experimentiert. Er hat mich schon dreimal gerufen, aber ich bin nicht imstande, ihm zu helfen. Er muss einmal ohne mich auskommen.«
    Das war auch meine Meinung, aber ich enthielt mich eines Kommentars. Dagegen fragte ich in möglichst harmlosem Ton:
    »Sie kennen doch auch diesen Mister Valgas?«
    »Ja, durch Margret. Er kam öfters zu Besuch und war ganz amüsant, wenn ich auch für derartige Leute nicht gerade schwärme.«
    »Haben Sie jemals gemerkt, dass er sich mit der Pflegerin Ihrer Tante eingehender befasste?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie hastig. »Sie denken doch nicht etwa…?«
    Ich lächelte.
    »Ich denke gar nichts. Es fiel mir nur etwas auf, und ich wollte feststellen, ob irgendetwas zwischen den beiden ist.«
    »Nicht, dass ich wüsste. Wenn Valgas sich für jemanden interessierte, so war das Margret, aber in letzter Zeit hat sich dieses Verhältnis merklich abgekühlt. Warum fragen Sie das alles eigentlich?«
    »Weil ich mich für Mister Valgas interessiere.«
    »Doch nicht in Verbindung mit dem Tod der armen Margret?«, fragte sie. »Ich bin der Überzeugung, es war ein Einbrecher, der über die Treppe und den Balkon kletterte und sie niederstach, als sie erwachte.«
    »Vielleicht war es wirklich so«, sagte ich. »Die Stadtpolizei wird schon dahinterkommen.«
    Da ich nun erfahren hatte, was ich wollte, beendete ich das Gespräch.
    Es tat mir leid, Viola in ihrer sicherlich wohlverdienten Ruhe stören zu müssen, aber ich hatte ein paar dringende Fragen an sie zu richten, bevor ich meinen Besuch bei Valgas machte.
    Zu meinem Erstaunen meldete sie sich sofort.
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie belästige, aber ich brauche Sie. Kann ich sofort zu Ihnen kommen?«
    »Eigentlich wollte ich gerade zu Bett gehen«, antwortete sie mit einer Stimme, der man die Erschöpfung anmerkte. »Ist es denn wirklich so eilig? Um was geht es denn?«
    »Das kann ich Ihnen am Telefon nicht sagen.« Dabei fiel mir ein, dass ich versäumt hatte, mich nach der Adresse zu erkundigen. »Wo wohnen Sie eigentlich?«
    Sie zögerte einen Augenblick.
    »In der 96. Straße 262. Ich habe Appartement 46.«
    »In einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen.«
    ***
    Erst unterwegs fiel mir ein, dass die Wohnung der Krankenschwester ganz in der Nähe von der des Mexikaners lag. Das konnte Zufall sein, aber ich dachte immer noch an das Bild, das die beiden geboten hatten, als sie aus dem Garten zurückkamen.
    Jedenfalls würde ich sehr vorsichtig sein müssen. Viola war, wenn mich nicht alles täuschte, das Mädchen, das im Aragon ihrer Eifersucht auf Margret Hudson freien Lauf gelassen und gedroht hatte, sie umzubringen. Natürlich war es möglich, dass in dieser Achtmillionenstadt noch ein anderes dunkelhaariges Mädchen mit einem herzförmigen Leberfleck auf der linken Wade existierte, aber es war recht unwahrscheinlich, dass sie sowohl wie ihre Doppelgängerin den gleichen Mann kannte. Nein, es musste Viola gewesen sein.
    Ich nahm mir vor, ihr auf den Zahn zu fühlen und, wenn nötig, Daumenschrauben anzusetzen. Das Einzige, was mir nicht in den Kram passte, war, dass Margret ihr am Vorabend, ehe sie ermordet wurde, ganz bestimmt keinen Anlass zur Eifersucht gegeben hatte.
    Es dauerte fast zwanzig Minuten, bevor ich in der 96. Straße ankam. Ich betrachtete mir das Verzeichnis der Bewohner in der Halle und sah, dass Appartement 46 sich im zweiten Stock befand. Mit dem Lift fuhr ich hinauf.
    Ich drückte auf die Klingel und merkte, dass die Tür nicht geschlossen war. Aus dem Zimmer kam gedämpfte Radiomusik, ich klopfte an, hörte ein leises »Herein« und trat ein. Die Gardinen waren zugezogen und die Sonnenblende herabgezogen. Es war angenehm kühl und dämmrig im Zimmer. Auf der Couch sah ich die Umrisse einer

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