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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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Ruhe durchgeführt werden konnte. Mister High hatte recht behalten.
    Als ich ankam, fand ich genau das bestätigt, was der Cop mir gesagt hatte. Zu dieser Nachtzeit ist der Börsendistrikt verlassener und stiller als ein Friedhof. Niemand hatte etwas bemerkt, niemand den Lärm gehört. Der Nachtwächter war, als er den-Versuch machte, das Telefon zu erreichen, niedergeschlagen worden. Er konnte nichts anderes sagen, als dass es sich um vier oder fünf Räuber gehandelt hatte, die Strumpfmasken trugen. Natürlich hatte die Alarmvorrichtung funktioniert, aber bis die Zentrale einen Streifenwagen erreicht und hingeschickt hatte, verging kostbare Zeit, die den Gangstern genügte, um ganze Arbeit zu leisten.
    Es würde nicht so leicht sein, sie zu fassen. Vielleicht glückte es jedoch auf einem anderen Weg. Der Krawall am Broadway war inszeniert worden. Das hieß, dass die jugendlichen Gangs dafür eine Vergütung erhalten mussten. Umsonst hatten sie es bestimmt nicht getan. Bestimmt wusste nicht jeder der Jungen und Mädchen, was gespielt wurde, aber wenn wir Glück hatten, so befand sich unter den-Verhafteten einer ihrer Anführer, und der musste hart vorgenommen werden.
    ***
    In der Center Street waren die Verhöre in vollem Gange, aber alle ohne Ausnahme sagten denselben Spruch her. Sie waren entweder allein oder auch in Begleitung spazieren gegangen, als sie plötzlich mitten in den Krawall waren. Sie wussten nichts, und sie hatten nichts gesehen. Natürlich wehrten sie sich, als sie angegriffen wurden, auch gegen die Cops. Was die Mädchen anging, so waren sie, wenn man ihnen glauben durfte, allesamt Unschuldslämmer, die von nichts eine Ahnung hatten.
    Ich sah schon voraus, was kommen würde, und ich war im Begriff, voller Zorn abzuhauen, als ein Detective mich am Ärmel festhielt.
    »Captain Borner lässt Sie bitten, einen Augenblick zu ihm zu kommen.«
    Der Captain thronte hinter seinem Schreibtisch und ihm gegenüber saß ein sehr junges und sehr trostloses Mädchen mit verheultem Gesicht. Ihre Bluse war an der linken Schulter eingerissen, und auf dem Oberarm bemerkte ich das tätowierte Zeichen der Tiger-Gang. Die blauen Linien waren leicht entzündet, ein Beweis dafür, dass sie erst kürzlich angebracht worden waren.
    »Die Kleine da heißt Ellen Rockport und ist noch nicht ganz 16 Jahre alt. Ihre Eltern haben ein Lebensmittelgeschäft in der 18. Straße East. Ich habe soeben mit ihrer Mutter telefoniert, die in einer Viertelstunde hier sein wird.« Dann wendete er sich wieder an das Mädchen.
    »Du hast also noch genau fünfzehn Minuten Zeit, Ellen, um zu entscheiden, ob du nach Hause gehen kannst, oder ob ich dich über Nacht ins Jugendgefängnis stecke und du morgen früh dem Richter vorgeführt wirst. Der wird dich ohne Zweifel bis zu deiner Volljährigkeit in Fürsorgeerziehung stecken. Sag mir die Wahrheit, und du kannst nach Hause gehen! Wie kamst du heute Abend dazu, bei der Randale mitzumachen?«
    »Ich habe ja nicht mitgemacht, ich bin nur hingegangen«, schluchzte sie.
    »Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen! Wer hat dich dazu veranlasst?«
    Sie schwieg und druckste. Ich gab dem Captain ein Zeichen. Der nickte, und ich machte mich bemerkbar.
    »Hör zu, Ellen, ich weiß ganz genau, was in der Tiger-Gang gespielt wird. Zwei Mädchen dieser Bande sind in den letzten vierzehn Tagen ums Leben gekommen. Die eine heißt Nancy Dun, und die zweite ist Margret Hudson, über die du ja heute in der Zeitung gelesen hast. Beide haben, genau wie du, das Gang-Zeichen auf dem linken Oberarm. Willst du vielleicht die dritte sein?«
    »Nein!«, heulte sie. »Nein, das will ich nicht! Das ist es ja warum ich nichts verrate.«
    Ich tauschte einen Blick mit dem Captain. Ich musste dem Mädchen die Angst vor der Rache der Bande nehmen, wenn ich etwas erfahren wollte.
    »Heute Abend noch wird die Tiger-Gang ausgehoben, ob du uns etwas verrätst oder nicht. Wir wissen ganz genau, was hinter den Krawallen steckt. Wir wissen sogar, wer dahintersteckt…«
    »Das glaube ich nicht. Sie wollen mich nur überlisten. Ich weiß genau, wie Sie das machen. Wir sind gewarnt worden.«
    »So, und wenn ich nun sogar weiß, wer euch gewarnt hat? Wirst du die Wahrheit sagen, wenn ich es dir verrate?«
    »Das können Sie nicht«, beharrte sie verstockt. »Wir wissen es ja selbst nicht. Wir kennen ja nur den Mex, der das Geld und die Reefers…« Sie schwieg erschreckt und presste die Lippen zusammen.
    Mex hatte sie gesagt. Es gibt

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