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0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger

Titel: 0153 - Sie nannten sich Löwen und Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie nannten sich Löwen und Tiger
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Zehntausende von Mexikanern in New York. Ich trug eine Fotografie von Valgas in der Tasche, die die Zentrale geschickt hatte. Sollte ich den-Versuch machen, zu bluffen? Das Bild war so, dass es jedem Mexikaner unter vierzig Jahren ähnlich sah.
    »Pass auf!«, sagte ich, zog die Brieftasche und hielt ihr Valgas Bild auf ungefähr zwei Meter Abstand vor.
    Ihre Augen schienen aus dem Kopf zu quellen. Abwehrend streckte sie die Hände aus und dann kam es fast flüsternd von ihren Lippen:
    »Woher haben sie das?'Woher wissen Sie?«
    Meine Überraschung war noch viel größer als die der Kleinen. Oder irrte sie sich? War sie vielleicht so durcheinander, dass eine entfernte Ähnlichkeit bereits genügte, um ihr Lügengebäude zum Einsturz zu bringen? Ich trat auf sie zu und gab ihr das Bild in die Hand.
    »Sieh es dir genau an, Ellen. Das ist er doch?«
    Plötzlich ließ sie das Foto fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ja, das ist Fernando. Und er sagte immer, nur der Teufel selbst könne ihn erwischen.«
    »Und er war heute bei der Tiger-Gang und hat euch den Befehl überbracht, den Aufruhr zu veranstalten?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Ja, heute Abend um sieben. Ich wollte nicht mit. Ich bin ja erst seit acht Tagen dabei, und ich dachte, es wäre ein harmloser Verein, der sich amüsieren möchte. Als ich sah, was die Jungen und Mädchen wirklich machten, wollte ich ausscheiden, aber da verprügelten sie mich furchtbar und drohten mir mit dem Tod, wenn ich nicht bei der Stange bliebe. Vorgestern tätowierten sie mir das Zeichen ein und ließen mich einen grässlichen Eid schwören… Oh Gott! Jetzt komme ich in die Hölle.«
    Sie wankte und wäre vom Stuhl gefallen, wenn ich sie nicht schnell umfasst hätte.
    »Sei ruhig, du dummes Mädchen«, redete ich ihr zu. »Wenn es im Himmel einen besonders bevorzugten Platz gibt, so wird man dich dahin setzen, nur weil du diesen dir abgezwungenen Eid gebrochen hast. Diesen Eid hast du nicht vor Gott, sondern vor dem Teufel geschworen.«
    »Glauben Sie wirklich?«, fragte sie schüchtern mit tränenüberströmtem Gesicht!
    »Bestimmt. Wenn du nicht sicher bist, so frag deinen Pfarrer oder Prediger.«
    »Wir sind Methodisten«, flüsterte sie. »Morgen werde ich Prediger Salmons fragen.«
    »Tu das, mein Kind! Jetzt möchte ich noch eines von dir wissen. Du sagst, der Mexikaner sei nur der Beauftragte gewesen, der das Geld und die Reefers brachte. Hast du keine Ahnung, wer dessen Boss ist?«
    »Nein, keine. Ich glaube nicht, dass einer von uns ihn gesehen oder seinen Namen gehört hat. Sie sprechen immer nur vom Boss.«
    Das Haustelefon klingelte. Ellens Mutter war gekommen, um sie abzuholen. Natürlich hatte die Kleine eine scheußliche Angst, und so versprachen wir ihr, sie nicht zu verraten. Wir würden nur sagen, sie sei in den Strudel geraten und dadurch aufgegriffen worden. Im Übrigen musste sie sich selbst herausreden.
    Ich nahm mir den Captain zur Seite und bat ihn, zu veranlassen, dass Mutter und Tochter in einem geschlossenen Polizeiwagen nach Hause gefahren würden und dass sie diesen Wagen im Hof bestiegen. Es war nicht nötig, dass eventuelle Spitzel sahen, dass das Mädchen wahrscheinlich als Einzige freigelassen wurde. Aus demselben Grund legte ich der Mutter ans Herz, Ellen in der nächsten Woche unbedingt zu Hause zu behalten und alle Besucher für sie abzuweisen. Sie solle sagen, ihre Tochter sei krank. Natürlich wollte die biedere Frau Gründe wissen, und es kostete mich ein langes Gerede und viel Fantasie, bis sie sich zufriedengab.
    Auf dem Korridor stieß ich mit Phil zusammen, den man ebenfalls aus dem Bett geworfen und der den Zirkus ein paar hundert Meter von mir entfernt erlebt hatte. Er kam mir gerade recht. Ich hatte die Absicht, der Tiger-Gang einen Besuch abzustatten.
    ***
    Eigentlich hätten wir eine Wagenladung Cops mitnehmen sollen, aber ich war heute Abend vergnügungssüchtig und gedachte mit einem Schwarm Halbwüchsiger schon fertig zu werden. So ließen wir also die Polizisten wo sie waren und kletterten in meinen Jaguar.
    Zur Elizabeth Street 66 war es nur ein Katzensprung. Das Haus war dunkel, bis auf eine kleine Kneipe. Aber nachdem ich einen Blick hineingeworfen hatte, war ich sicher, dass sich dort niemand von der Tiger-Gang aufhielt. Dann erst bemerkte ich die Tür, die zum Keller führte, aber die war verschlossen. Daneben an der Mauer fand ich die rohe Kreidezeichnung eines Tigers.
    Nun war guter Rat teuer. Wenn wir klopften,

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