0155 - Die Sklaven von Nowhere
den Überfällen der Dschungeltiere sterben. Sie bringen altes, ausrangiertes Gerät nach Hopthah, wie zum Beispiel die Turbowagen, von denen keiner jünger als hundertundfünfzig Jahre ist, und andere Dinge. Ab und zu kommt auch einmal ein Transport Proviant. Im übrigen aber sind die Leute darauf angewiesen, selber für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Sie sind alle krank, ohne Ausnahme, sonst wären sie nicht hier.
Sie können sich ausmalen, was das für eine Gesellschaft ist. Der weniger Kranke nimmt dem Kränkeren ab, was er gerade braucht.
So war das hier seit zweitausend Jahren, und es wird sich wohl auch niemals ändern."
„Doch!" erklärte Bran mit Bestimmtheit. „Sobald wir der Regierung des Imperiums Bericht erstattet haben."
Mutlos winkte Garika ab.
„Warte, bis ich fertig bin", rief sie. „Wir haben so etwas wie eine Staatsordnung auf Nowhere. Lemmy Pert ist Präsident, oberster Richter und Gesetzgeber in einer Person. Er hat die Polizeitruppe organisiert. Die Polizei hat nur eine einzige Aufgabe: Dafür zu sorgen, dass keine Parteien gebildet werden, denn dann hätten wir das Chaos. Nowhere hat keine Möglichkeiten, alle Menschen zu versorgen, die hier leben. Die knappen Ernten, die die Kranken einbringen, reichen nicht aus. Damit hat auch zu tun, dass Neuankömmlinge grundsätzlich als Sklaven eingestuft werden, die sich freikämpfen müssen."
Bran war blass geworden.
„Das .. .das .. .gibt es doch nicht!" stotterte er entsetzt. „Nicht im vierundzwanzigsten Jahrhundert!"
„Doch", sagte Hayda, „das gibt es. Hier auf Nowhere!"
Garika hatten ihren Bericht beendet. Marr Toss lehnte sich tief in seinen Sessel zurück und betrachtete sie von der Seite.
„Das ist nicht alles, wie?" fragte er, als Garika ein paar Minuten lang geschwiegen hatte.
Das Mädchen zuckte zusammen.
„Doch", murmelte sie verstört. „Mehr habe ich nicht zu sagen."
Marr schüttelte den Kopf.
„Du hast über dich selbst kein Wort verloren. Warum bist du auf Nowhere? Du bist doch nicht krank, oder?"
„Nein", stieß Garika hervor. „Ich nicht, und .. .Hayda auch nicht."
„Gelogen!" schnarrte Marr grob. „Ihr seid beide krank. Androphobie. Ihr hasst die Menschen. Vielleicht seid ihr bei dem Experiment mit Lysias dabei gewesen. Damals müsstet ihr noch zehnjährige Kinder gewesen sein. Na.... wie ist das?"
Garika hielt den Kopf gesenkt. Hayda starrte Marr aus großen Augen an.
„Ich .. .ich war auf Lysias", sagte sie dumpf. „Meine Eltern waren dabei, als eine verantwortungslose Regierung herauszufinden versuchte, was mit zweihunderttausend Siedlern auf einem Dschungelplaneten geschehen würde, wenn man sie abrupt von allen Verbindungen mit der zivilisierten Umwelt abschnitt. Ich war..."
„Langsam, Mädchen!" unterbrach sie Marr. „Das war ein Projekt der Springer-Gemeinschaft. Die Springer warben auf allen möglichen Welten für dieses Projekt. Sie wollten sozusagen herausfinden, ob ein Nichtschwimmer das Schwimmen von selbst erlernt, wenn man ihn nur in genügend tiefes Wasser wirft. Nur drehte es sich um Siedler, und das Wasser war ein wilder Planet.
Ich erinnere mich, dass die Regierung des Imperiums vor diesem Projekt lange und eindringlich gewarnt hat."
„Ich beschuldige die Regierung des Imperiums nicht", knurrte Hayda ihn an. „Ich beschuldige die Regierung der Springer-Patriarchen, die ein solches Projekt zugelassen hat.
Anderthalb Jahre lang wüteten auf Lysias Verbrechen und Krankheiten. Anderthalb Jahre lang mussten wir kämpfen, bevor terranische Schiffe uns holten und auslösten. Und bis dahin hatten wir soviel Hass und Abscheu gegen alles und jeden um uns herum in uns aufgesammelt, dass wir nicht mehr mit anderen Menschen zusammenleben konnten. Meine Eltern lebten ohnehin nicht mehr lange, aber ich .. .ich musste mit diesem Leben zurechtkommen!
Ich versuchte, bei den Aras Hilfe zu finden. Ich gab ihnen alles, was ich hatte. Aber auch sie versagten. Und ich kam nach Nowhere. Verglichen mit Lysias ist Nowhere ein Paradies. Aber man lernt hier nicht gerade seine Mitmenschen lieben."
Marr nickte vor sich hin.
„Ich glaube, ich begreife deine Lage", sagte er leise. „Ich glaube aber auch, dass es einen anderen Ausweg gibt, als hier auf Nowhere einfach im Strom mitzuschwimmen." Mit einem Ruck hob er den Kopf. Wie aus der Pistole geschossen kam seine Frage: „Und Garika .. .was ist mit dir?"
Garika sah durch ihn hindurch.
„Packo", antwortete sie tonlos, „ein terranisches
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