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0155 - Die Teufelsuhr

0155 - Die Teufelsuhr

Titel: 0155 - Die Teufelsuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Arbeit hatten wir uns geteilt. Während ich von Westen her in die Ruine eindrang, hatte Suko den östlichen Weg genommen.
    Jetzt suchten wir unseren »Freund«. Ich sah zwar viel Schutt und hochgewachsenes Unkraut, aber von dem Vampir entdeckte ich nichts. Wenn tatsächlich einer hier herumgeistern sollte, dann hatte er sich bestimmt im Keller versteckt. Die Räume waren sicherlich noch nicht zusammengebrochen.
    Ich suchte den Einstieg und mußte dabei über den Schutthügel steigen. Als ich die höchste Stelle erreicht hatte und mir einen Rundblick erlaubte, da entdeckte ich ihn.
    Er kroch zwischen zwei Mauerresten hindurch und versuchte, immer in Deckung einer Wand zu bleiben. Sein Ziel war eines der großen Fenster im unteren Teil.
    Mich bemerkte er nicht, weil er mir den Rücken zuwandte. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, nur den langen, schwarzen Mantel mit dem roten Futter, der sich aufbauschte, als ein Windstoß ihn traf.
    Wirklich ein Vampir.
    Ich hetzte los.
    Er hörte meine Schritte, kreiselte herum und starrte in die Mündung der Beretta, die ich natürlich gezogen hatte. Ich weiß nicht, was mich davon abhielt zu schießen, obwohl sämtliche Anzeichen auf einen Blutsauger hinwiesen. Die schwarzen Haare, die Dracula auch gehabt hatte, das hagere Gesicht, die langen Zähne, die blutunterlaufenen Augen, alles war so perfekt, daß es mir schon zu perfekt vorkam.
    Und deshalb zögerte ich.
    »He, was ist los?« fragte der Mann mit zitternder Stimme, als ich ihm die Waffenmündung in den Nacken drückte.
    Ich gab keinen Antwort, denn mir war etwas aufgefallen. Mit der linken Hand griff ich in sein Haar und hielt im nächsten Augenblick die Perücke zwischen den Fingern. Plötzlich wurde der Mann rot, senkte den Kopf und griff zwischen seine Lippen.
    Er holte das künstliche Vampirgebiß hervor und warf es wütend weg. »Mann«, sagte er im breitesten Eastend-Slang, »kann man sich hier denn keinen Spaß erlauben?«
    Ich ließ die Beretta verschwinden. »Schon gut, Mr. Vampir«, sagte ich.
    »Was soll das überhaupt?« fuhr er mich an, weil er wieder Mut gefaßt hatte. »Was erlauben Sie sich eigentlich, mich hier mit einer Waffe zu bedrohen?«
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis.
    »Polizei?« fragte er.
    »Ja. Und wir sind gerufen worden, weil Sie eine Frau in Ihrer lächerlichen Verkleidung erschreckt haben.«
    Er wand sich vor Lachen. »Die alte Hexe hat tatsächlich geglaubt, einen Vampir vor sich zu sehen. Klasse, wirklich.« Er klatschte in beide Hände. »Als ob es dies gäbe.«
    Ich hätte ihm ja eine andere Antwort geben können, ließ es jedoch bleiben. Niemand von uns hatte etwas davon, wenn ich ihm erzählte, daß es doch Vampire gab. Eine halbe Stunde später war die Sache erledigt. Ich konnte dem Mann auch keine Vorwürfe machen.
    Sich als Vampir zu verkleiden verstieß nicht gegen das Gesetz.
    Suko und ich fuhren wieder zurück. Inzwischen war beim Yard auch offiziell Feierabend, ich hatte keine Lust, noch ins Büro zu fahren, und rollte nach Hause. Telefonisch meldete ich mich bei meinem Vorgesetzten, Superintendent Sir Powell, ab. Bevor ich hochfuhr, räumte ich den Briefkasten leer. Suko wollte an diesem Abend noch zum Karatetraining und Shao mitnehmen. Ich hatte vor, die Beine auszustrecken. Vor meiner Wohnungstür trennten wir uns. Ich schlüpfte in bequeme Kleidung und sah erst einmal die Post durch. Reklame, Reklame und noch einmal Reklame. Doch der letzte Brief war normal. Er duftete sogar ein wenig nach Parfüm. Ich runzelte überrascht die Augenbrauen. Nanu, wer schrieb mir denn solche Briefe? Ich drehte ihn um und las den Absender. Nadine Berger!
    Ein Name, der mir einiges sagte und der Erinnerungen weckte. Ich dachte an Dr. Tod, wie ich ihm den silbernen Nagel in die Stirn geschlagen hatte. An den Kampf mit ihm auf dem Turm, und ich dachte an den unheimlichen Mönch, der uns einige Schwierigkeiten bereitete, als ein Team mit Nadine Berger in der weiblichen Hauptrolle einen Film drehen wollte. Damit war über Nadine Berger alles gesagt. Sie hatte einen exotischen Beruf und war Filmschauspielerin.
    Zweimal hatte ich mit ihr zu tun gehabt. Nadine war eine tolle Frau.
    Bei ihr hätte ich wirklich nicht ›Nein‹ sagen können, doch beim letzten Ball mischte noch Jane Collins mit, und die wachte mit Argusaugen über uns, damit wir ja keine Dummheiten machten. Nun denn, ich war gespannt, was die gute Nadine von mir wollte. Vorsichtig öffnete ich den Brief, und mir rutschte eine

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