0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
mit uns, dass ihr euren Häuptling bald wiederbekommen werdet!«
Wir verneigten uns vor ihm und gingen. Er sah uns noch nach, als wir schon weit entfernt von ihm um eine Biegung des Weges bogen.
***
Den ersten ernsten Zwischenfall gab es schon am nächsten Vormittag. Wir hatten die Nacht über in unserem Zelt außerhalb des Blockhauses geschlafen, weil Flint sagte, dass sie nur auf vier Lagerstätten im Hause eingerichtet wären, da ja zwei von ihnen ohnehin immer Wache stehen mussten.
Flint weckte uns um halb sechs.
»Aufstehen!«, rief er ins Zelt. »In einer halben Stunde fangen wir mit dem Tauchen an!«
Phil und ich rieben uns den Schlaf aus den Augen und ließen uns von Flint die Stelle zeigen, wo auf der Landzunge eine Quelle zutage trat. Dort wuschen wir uns und gingen danach zum Frühstücken ins Blockhaus.
Es gab richtigen Kaffee. Freilich musste man ihn ohne Milch trinken, denn in der Hitze wurde der Inhalt jeder Milchdose sofort sauer, wenn man sie nur geöffnet hatte. Wir frühstückten kräftig, dann beschäftigte sich Flint im hinteren Raum mit den Gewehren. Ich sah zufällig, dass er ein paar Patronen in die Hand nahm. Wahrscheinlich lud er die Gewehre nach.
Um sechs kletterten wir in das Ruderboot, das am Strand vertäut war. Flint setzte sich ans Ruder und sagte: »Wir rudern erst einmal einen großen Halbkreis in der Bucht aus, um die Haie hinauszutreiben, wenn über Nacht welche hereingekommen sein sollten.«
Phil und ich legten uns in die Riemen.
»Hat es hier schon Unfälle durch die Haie gegeben?«, erkundigte ich mich.
Flint nickte gleichmütig.
»Sicher. Viermal ist uns einer der Eingeborenen von den Haien geholt worden. Ziemlich am Anfang, als die Haie noch nicht kapiert hatten, dass es für sie gefährlich ist, in die Bucht zu kommen.«
Ich sagte nichts. Aber eines Tages würde sich dieser Mann vor einem amerikanischen Gericht verantworten, dafür würden wir sorgen.
Als wir unseren Halbkreis ausgerudert und keine Haie in der Bucht gesichtet hatten, setzte Flint eine Trillerpfeife an die Lippen und stieß zwei gellende Pfiffe aus. Sofort wurde es am Strand lebendig. Eine Schar von mindestens achtzig jungen Burschen lief ins Wasser. Ihre braunen Leiber warfen sich in die blauen Fluten und schnitten gewandt durch die Oberfläche. Ein paar andere hatten zwei Eingeborenen-Boote bemannt und ruderten auf uns zu.
»Passt auf, dass keine Haie herankommen«, sagte Flint. »Ich werde die Burschen ein bisschen kontrollieren, sonst verstecken sie sich zur Hälfte auf den uns abgewandten Seiten ihrer Boote und faulenzen.«
Phil und ich nahmen die Gewehre statt der Ruder, als wir die Stelle erreicht hatten, wo getaucht werden sollte. Plötzlich schnitten von draußen die Rückenflossen von vier Haien heran.
»Schießt doch!«, brüllte Flint, der sie ebenfalls bemerkt hatte.
Er hätte es uns nicht sagen brauchen, denn wir hatten die Karabiner bereits angelegt und warteten nur darauf, dass sie ein wenig näher waren. Dann drückte ich zweimal rasch hintereinander ab.
Ein Schuss peitschte hinaus und traf anscheinend den vordersten, denn der bäumte sich auf und peitschte das Meer mit seinem Schwanz.
Aber ich hatte doch zweimal abgedrückt! Ich nahm die nächste Rückenflosse aufs Korn, hielt vor und drückte wieder ab. Kein Schuss kam heraus. Ich riss das Magazin heraus. Es war leer.
Wütend sah ich hoch. Mein Blick fiel auf Phils Hände. Er hielt den Karabiner in der linken, das Magazin in der rechten Hand. Leer!
Ich sah zu den Haien. Zwei stürzten sich auf den Getroffenen und zerrissen ihn. Blut färbte das Meer. Der vierte aber schob sich gerade an unserem Boot vorbei in die Bucht hinein.
Ich glaube, ich schrie etwas, aber ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern. Jedenfalls sah ich plötzlich die Messer in den Booten der Eingeborenen, mit denen sie die von den Tauchern heraufgebrachten Muscheln erbrachen.
Kurzerhand ließ ich mich auf die Bank fallen, griff nach den beiden Riemen und trieb das Boot zu dem Kanu der Eingeborenen, das uns am nächsten stand. Wie irrsinnig kraulten die Taucher dem Strand zu. Ein paar andere kletterten gerade prustend in die beiden Boote. Alle aber schrien, was ihre Lungen hergaben. Ich hatte schon gehört, dass sich Haie oft vom Lärm abschrecken lassen, aber auf unser Biest schien das nicht zuzutreffen. Schnurgerade schnitt seine Rückenflosse durch die Oberfläche in Richtung auf den Strand.
Es konnte nicht mehr lange dauern, bis er den
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