0158 - Der Panthermann
gut, nach Wochen wieder mal in einem Auto zu sitzen«, grunzte Bill und streckte die Beine aus. »Diese europäischen Kleinwagen, Mercedes und Volkswagen und so, nee, ist nichts für mich.«
Der Cadillac donnerte los. Grinsend lenkte Alfred ihn über die gewellte Landschaft. Bills Worte hatten seine Seele gestreichelt, und er fand den blonden Amerikaner trotz dessen Bewaffnung plötzlich sympathisch.
Nur wer selbst so ein riesiges Liebhaberauto fährt, kann ermessen, wie sehr solcherlei gemeinsame Interessen verbinden können…
***
Der normale Weg bedeutete in diesem Falle, den Rückweg durch die Heide eingerechnet, eine Strecke von weit über zwanzig Kilometern. Als sie Oerzen hinter sich gelassen hatten und auf das etwa zwei Kilometer entfernte Südergellersen zurollten, geschah etwas, dem weder Bill Fleming noch Alfred von Truygen zunächst besonderes Gewicht zumaßen Ein in schwarzes Leder gekleideter Motorradfahrer mit einem auffälligen Panther auf dem Helm kam ihnen entgegen. Rex auf dem Beifahrersitz begann plötzlich zu knurren, sein Fell sträubte sich.
»Was ist denn jetzt mit dir los?« fragte Alfred erstaunt und sah, wie der Hund seiner streichelnden Hand im ersten Reflex auszuweichen versuchte, als fürchte er einen Schlag. Dann endlich entspannte sich das Tier wieder. Inzwischen war von dem Motorradfahrer nichts mehr zu sehen.
Sie passierten Südergellersen, erreichten Kirchgellersen, und im gemütlichen Spaziergängertempo lenkte Alfred den riesigen Wagen durch die schmalen Dorfstraßen, drehte aber auch in freier Wildbahn nicht sonderlich auf, obwohl die Motorisierung es ihm gestattet hätte, den Caddy wie einen Rennwagen zu fahren.
»Ach«, brummte er, als Bill ihn darauf ansprach, »früher, als ich einen kleinen Kugelporsche hatte, einen Käfer, habe ich aufgedreht wie der Deibel. Da mußte ich den anderen unbedingt beweisen, daß ich auch so schnell war wie ein Mercedes oder BMW. Mit diesem Ding hier ist das anders. Da weiß ich, daß ich schneller bin als die anderen, und brauche nichts zu beweisen. Mit so einem Auto hat man die Kraftmeierei gar nicht nötig. Da kann man sich ruhig schon einmal von einem Fiat überholen lassen. Seit ich diesen Wagen habe, fahre ich erheblich ruhiger. Er verleiht einem eine gewisse stoische Behäbigkeit. Er rollt und rollt und rollt, und das ziemlich lautlos. Man schwebt eher, als daß man fährt, aber haben Sie schon mal jemanden gesehen, der das Schweben nicht genießt, sondern dabei rast?«
Bill schmunzelte. Truygen hatte genau den Kern des »american way of driving« getroffen. Breit, komfortabel und gemütlich. Das Rasen überließ man jenen, die glaubten, es nötig zu haben.
Schließlich tauchte der weiße Granada vor ihnen auf. »Da sind wir«, brummte Bill. Alfred nickte. »Schöner Wagen«, erklärte er.
Bill Fleming grinste. »Nach diesem Erlebnis möchte ich am liebsten tauschen«, schmunzelte er. »Nur gut, daß bei Ihnen wenigstens die Geräuschisolierung noch funktioniert.«
Alfred grinste zurück.
»Das ist so ziemlich das einzige, worauf ich stets achte«, gestand er. »Der Krach, den das Ding nach außen macht, reicht völlig. Innen muß es ruhig zugehen.«
Er stoppte direkt hinter dem Granada. »Fahren Sie auch wieder zurück?«
Bill nickte. »Sicher. Ich kann den guten Professor doch die ganze Strecke nicht zu Fuß zurückgehen lassen…«
»Okay, ich wende schon mal«, rief Alfred ihm nach. »Wir sehen uns dann am Tatort.«
Er schaffte es, den riesigen Wagen auf der schmalen Landstraße mit nur zwei Rangiermanövern zu wenden und entschwebte donnernd.
***
Der Chworch spürte, daß da etwas war, das ihn erkannt hatte. Es waren Gedankenfetzen gewesen, die nicht von einem intelligenten Lebewesen stammten.
Von einem Tier…
Der Chworch begann zu überlegen. Welches Tier konnte seine Witterung aufgenommen und ihn wiedererkannt haben? War er in der Nacht überhaupt einem Tier begegnet, das in der Lage war, ihn als das zu erkennen, was er war?
Doch im Grunde brauchte er sich keine allzugroßen Gedanken darüber zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, diesem Tier noch einmal zu begegnen, war fast gleich Null; noch geringer die Wahrscheinlichkeit, daß das Tier ihn entlarven würde. Und selbst wenn es ihm begegne te - es geschah nicht gerade selten, daß ein Tier einen Menschen anfiel.
Der Chworch verschwendete keine weiteren Gedanken mehr an dieses Vorkommnis. Er fühlte Zufriedenheit darüber in sich, daß er die Spur hatte
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