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0158 - Der Panthermann

0158 - Der Panthermann

Titel: 0158 - Der Panthermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gor an seiner Seite.
    Der Amerikaner und die deutsche Kunststudentin hatten sich vor etwa eineinhalb Jahren kennengelernt, und sobald es Bill irgendwie nach Europa verschlug, tauchte unweigerlich auch die Weltenbummlerin Manuela an seiner Seite auf. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, und langsam begann Zamorra sich zu fragen, wann die beiden sich selbst eingestehen würden, daß es mehr als bloße Freundschaft war, die sie immer wieder zueinanderzog.
    »Laß uns mal ’ne Pause machen«, verlangte Manuela plötzlich. »Ich möchte ein paar Blümchen pflücken.«
    Bill nickte schmunzelnd. »Okay, wir haben ja wirklich genug Zeit. Jetzt bin ich schon ein paar Wochen in diesem Land und unterschätze die Entfernungen immer noch. Bei uns ist alles viel weiträumiger, größer. Hier quetscht man die Städte und Dörfer dicht aneinander, Hamburg direkt an Hannover und Frankfurt…«
    Er ließ den Granada am Straßenrand ausrollen. Rechts erstreckte sich Heidelandschaft, weiter voraus tauchte ein kleines Wäldchen auf Sie stiegen aus und atmeten die hier noch frische Luft. Nicole Duval reckte sich in der Morgensonne wie eine junge Katze. Es war einer der wenigen sonnigen Tage, die es in diesen Jahren noch gab. »Der Sommer 1979 findet heute statt«, witzelte Zamorra.
    Es war Zufall, daß er sich den etwas weichen Boden ansah. Seine Augen verengten sich.
    »Sag mal, Manu«, fragte er die Studentin, »wie groß werden hier eigentlich die Miezekatzen?«
    Das braunhaarige Mädchen zuckte mit den Schultern. »Auch nicht größer als bei euch«, erwiderte sie. »Ich glaube, es gibt da so etwas wie eine einheitliche Durchschnittsgröße, die Katzen von Kolibris und Elefanten unterscheidet.«
    »Hm«, brummte Zamorra. »Dann muß hier eine Kreuzung zwischen Elefant und Katze hergepilgert sein.«
    Bill und Nicole sahen ihn fragend an. »Hakt’s bei dir aus, mein Alter?« fragte der blonde Historiker, der einen Lehrstuhl an der Harvard-Universität innehatte.
    Zamorra kniete nieder und berührte einen der Abdrücke. »Das war eine Katzenpfote«, sagte er fachmännisch wie Winnetou. »Und da ist die zweite.«
    Bill Fleming runzelte die Stirn. »Katzen pflegen für gewöhnlich vier Pfoten zu besitzen.«
    »Folge der Spur«, sagte Zamorra theatralisch, »und du wirst erkennen, Ungläubiger, daß jenes Tier, welches hier wandelte, tatsächlich über vier Pfoten verfügte.« Er richtete sich wieder auf und ging ein paar Schritte in die Richung, in der die Abdrücke verliefen. Hin und wieder waren sie kaum wahrnehmbar, aber es war deutlich zu erkennen, daß hier eine große Katze gewesen war.
    »Eine reichlich große Katze«, sinnierte Nicole und strich durch ihr weizenblondes Haar. Es war nicht ihr eigenes, sondern eine von rund dreihundert Perücken. Diesen Trick hatte sie niemals abgelegt und Zamorra hatte sich schon daran gewöhnt, ständig von einem neuen Kopf verwöhnt zu werden. »Vielleicht hat man ihr ein ganz besonderes Kraftfutter vorgeworfen.«
    Manuela hüstelte. »Es könnte ein Löwe oder Tiger oder sonst etwas sein. Vielleicht gastiert hier irgendwo ein Zirkus, und das liebe Tierchen macht seinen Morgenspaziergang, nachdem es den Wärter gefressen hat.«
    Bill Fleming verzog das Gesicht.
    »Dann möchte ich vorschlagen, daß wir uns wieder ins Auto setzen und machen, daß wir hier wegkommen.«
    »Ihr habt doch wohl keine Angst vor einem kleinen Löwen?« fragte Zamorra erstaunt.
    »Löwen sind gefräßig«, sagte Bill. »Außerdem haben sie scharfe Krallen und sind immer hungrig. Ich für meine Person habe noch etwas anderes vor, als das Drama ›Gladiator im alten Rom‹ neu aufzuführen und ein bißchen im Löwenmagen zu zappeln.«
    »Löwen sind harmlos«, widersprach Zamorra. »Man schaut sie ganz streng an, dann entschuldigen sie sich höflich und verziehen sich wieder. Ich möchte zu gern wissen, wohin die reizende Bestie marschiert ist.« Und ehe jemand widersprechen konnte, folgte der Professor bereits der Spur der Raubkatze.
    Nach einer Weile war das Tier von der Straße abgebogen und in die Heide hineinmarschiert. Zamorra folgte weiter.
    »Er ist verrückt«, sagte Bill Fleming kopfschüttelnd. »Was verspricht er sich eigentlich davon?«
    Die beiden Mädchen schwiegen.
    »Zamorra, komm zurück«, brüllte Bill. Doch offensichtlich hatte der Professor seine Gehörgänge auf Durchzug geschaltet und reagierte nicht einmal.
    Bill griff ins Handschuhfach des Wagens und holte eine großkalibrige Pistole heraus. Er

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