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0158 - Der Panthermann

0158 - Der Panthermann

Titel: 0158 - Der Panthermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war zwar kein Waffenfreund, aber er hatte die Erfahrung gemacht, daß es gewisse Situationen gab, in denen man eine solche Waffe gut gebrauchen konnte.
    Zumal, wenn sie mit Silberkugeln geladen war…
    Diesmal würde es im Falle des Falles zwar Verschwendung sein, mit Silberkugeln auf einen simplen Löwen zu schießen, aber er hatte kein Magazin mit normaler Bleimunition zur Verfügung. Er verfluchte Zamorras Leichtsinn, der unbewaffnet hinter dem Vieh hermarschierte und raste hinter ihm her. »Bleibt beim Wagen«, rief er den Mädchen zu.
    Nach ein paar Minuten hatte er Zamorra eingeholt, der zügig ausschritt. »Was versprichst du dir davon?« fragte er kurzatmig.
    »Ich möchte es nun mal wissen«, erwiderte der Parapsychologe, der mit seiner großen, breitschultrigen und durchtrainierten Figur wenig Ähnlichkeit mit einem Akademiker besaß. »Hast du mit dem Umpuster was Bestimmtes vor?«
    »Ich möchte damit den Löwen erschießen, bevor er dich verspeist«, sagte Bill grimmig und wunderte sich dann noch mehr als bisher über Zamorras Verhalten, als der auflachte und sagte: »Mein lieber Bill, bis jetzt hat es noch kein Raubtier gewagt, mich mit solch unfreundlichen Gedanken anzufallen, und das wird auch in diesem Fall so bleiben!«
    Eine geradezu unglaubliche Sicherheit sprach aus Zamorras Worten, der mit seinem untypischen Verhalten für seinen Freund zum Rätsel größten Ausmaßes geworden war.
    Nebeneinander hergehend folgten sie der Spur des Raubtiers und ahnten nicht, was sie erwartete…
    ***
    »Eigentlich haben wir noch nicht geöffnet, junger Mann«, sagte die wohlbeleibte Dame, die in der geöffneten Tür des Gasthauses stand, einen Schrubber in der Hand und einen Wassereimer neben sich stehend. Sie bot ein wahrhaft volkstümliches Bild. »Wir öffnen erst um elf Uhr.«
    Alfred von Truygen bückte sich leicht und strich mit der Hand über Rex’ Rücken. »Nun, solange werden wir wohl noch warten können, Frau Wirtin«, lächelte er. »Wir sind es gewöhnt, zu unregelmäßigen Zeiten zu speisen.«
    Die Wirtin, die soeben den Parkettboden des Schankraumes feucht gewischt hatte und jetzt in die Morgensonne blinzelte, hob die Brauen. Offenbar war ihr nicht ganz klar, ob der junge Mann mit dem gigantischen Rostbomber seinen Riesenköter mit in das »Wir« einbezogen oder einfach den majestätischen Plural benutzt hatte: »Wir, Wilhelm, Kaiser von Gottes Gnaden…«
    »In der Zwischenzeit könnte ich«, fuhr Alfred fort und beseitigte den aufgekeimten Zweifel der wohlbeleibten Dame mit der rotkarierten Schürze, »etwas anderes erledigen. Wo finde ich den Polizeiposten?«
    »Sind Sie bestohlen worden?« fragte die Frau mit allen Anzeichen größten Interesses. »Das ist ja furchtbar. Hier, in unserer schönen Gegend… Kommen Sie doch herein und erzählen Sie. Ich mache Ihnen ein paar Schnitten fertig…«
    Alfred schüttelte den Kopf. »Kein Diebstahl. Etwas anderes. Ich muß dringend mit der Polizei sprechen.«
    Er hatte so eindringlich und fest gesprochen, daß die Wirtin es aufgab, aus ihm Näheres herauszubekommen. Sofort ließ sie auch ihr Vorhaben wieder fallen, ihm als Gegenleistung ein paar Käseschnitten vorzusetzen, um ihn bei Laune zu halten. »Da müssen Sie schon weiterfahren, nach Lüneburg. Wir hatten hier bis vor ein paar Jahren noch einen Dorfsheriff, aber heute ist ja alles anders, alles viel bürgernäher. Deshalb wurde der Posten aufgelöst, damit jetzt alles viel schneller über Lüneburg abgewickelt werden kann«, beißende Ironie klang in ihren Worten mit.
    »Schönen Dank«, murmelte Alfred. »Ich schaue dann nachher wieder herein.« Er winkte kurz, rief Rex und stieg wieder in den Wagen. Donnernd röhrte der Caddy los. Kopfschüttelnd sah ihm die Frau nach.
    »Riesenköter, aber kein Geld für’n neuen Auspuff! Kein Wunder, daß er ständig mit der Polizei zu tun hat…« Und in Gedanken sah sie schon ihre private Gerüchteküche auf Volldampf: Stell dir vor, Agathe, was ich heute erlebt habe! Da kam doch tatsächlich so ein junger Schnösel vorbei, mit einem riesigen Zuhälter-Auto, und wollte unbedingt zur Polizei. Er sagte, daß er… Aber die Geschichte war ja durchaus noch ausbaufähig, wenn der Mann zum späten Frühstück oder frühen Mittagessen zurückkam. Nun, man würde sehen. Entschlossen hob sie den Eimer vom Boden und setzte ihre Tätigkeit fort.
    Das Panzergrollen des Straßenkreuzers war längst in Richtung Lüneburg verhallt.
    ***
    Nicole Duval und Manuela Ford

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