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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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packte die Angst; sie griff nach seinem wild schlagenden Herzen und schnürte ihm fast die Kehle zu. Sein Mund wurde trocken und wie gehetzt blickte er sich um. Dann rannte er dahin, woher er gekommen war. Aber das wußte er nicht. Seine beiden Verfolger hatten den Lärm gehört. Sie hielten kurz an.
    »Die alten Lagerhäuser!« sagte der eine. Sie verständigten sich mit einem Wink, schalteten ihre Lampen ein und traten in die Pedale.
    Noch hatten sie die Lagerstraße nicht erreicht, als ihnen eine schmale, dunkle Gestalt entgegengestürzt kam und verwirrt im Lichtkegel der Scheinwerfer stehenblieb.
    Die Radfahrer bremsten und stiegen ab. Einer leuchtete dem Jungen ins Gesicht. Dann nickten sie sich zu. Der Junge sah nichts davon. Er war froh, überhaupt jemanden gefunden zu haben.
    »Hallo«, sagte er stockend und mit schwerem Atem, »ich muß unbedingt telefonieren… oder ist hier irgendwo eine Polizeistation?«
    Wenn er, gewußt hätte, was er damit verriet, hätte er sich wohl lieber die Zunge abgebissen, als nur ein Wort zu sagen. Aber in dieser Situation dachte er an nichts anderes, nur an die dringende Notwendigkeit, einen Polizisten zu erreichen und ihn seine Botschaft weiterleiten zu lassen…
    »Telefonieren wolltest du?« fragte der ältere der beiden. Sie lehnten ihre Fahrräder gegeneinander. Die Batterie des einen Scheinwerfers war schon sehr schwach, und das Licht zuckte kurz vor dem Erlöschen.
    Der Junge hatte den merkwürdigen Tonfall wohl herausgehört und blickte auf. Noch immer konnte er die beiden nicht erkennen, aber er sah, wie zwei dunkle Gestalten auf ihn zukamen, langsam - drohend…
    ***
    Der Redner hatte ungefähr bei der Monroe-Doktrin begonnen. Leider hatte das nichts mit der guten, runden Marilyn zu tun, sondern mit einem Staatsmann, der seinerzeit meinte, Amerika gehöre den Amerikanern, und sie sollten sich um nichts sonst in der Welt kümmern.
    Jetzt war der Redner immerhin schon bis zum ersten Weltkrieg gekommen. Wenn er so weitermachen wollte, müi3-ten wir gegen Mitternacht beim Präsidenten Truman landen, rechnete ich mir schnell aus.
    Phil saß auf seinem harten Stuhl und hatte die Hände gefaltet. Obgleich es aussah, als ob er im nächsten Moment sanft entschlummern würde, war er doch hellwach und auf jedes mögliche Ereignis vorbereitet. Es war sehr langweilig in diesem Saal. Das hätte mich kaum gestört, denn mein I.eben verläuft schon bewegt genug. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie aus der lammfrommen Gemeinde hier plötzlich die Mitglieder eines Volksaufstandes werden sollten. Dies war alles andere als die Vorbereitung zum Krawall.
    Phil schien sich ähnlichen Überlegungen hinzugeben. Er seufzte mißmutig und schielte zu seinem Funkgerät hinunter, das in der Aktentasche neben ihm stand und zum Schweigen verurteilt war. Mir fiel plötzlich ein, daß wir von der Außenwelt glatt abgeschnitten wären. Organisationsfehler! Niemand konnte uns auf dem Funkweg erreichen.
    In mir wuchs die Unruhe. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her. Der Stuhl knarrte und erregte den Unwillen eines uralten Fräuleins in der Reihe vor mir. Phil lächelte dünn herüber. Dann faltete er wieder die Hände und ließ ergeben die Daumen umeinander kreisen…
    ***
    Der Junge riß seine Augen vor Schrecken weit auf. Immer näher kamen die beiden, wie unheimliche große Tiere. Er glaubte, ihre Hände ausgestreckt zu sehen, wie sie nach ihm griffen, und mit einem halb unterdrückten Schrei wandte er sich um und wollte fliehen.
    Aber da waren sie schon über ihm.
    Der eine packte ihn mit hartem Griff bei der Schulter und riß ihn herum, direkt in einen harten, trockenen Schlag des anderen hinein.
    Der Junge taumelte, stöhnte und wollte sich befreien, aber da schlug der erste zu und traf ihn mit voller Kraft am Kopf. Der Juftge knickte mit den Knien ein. Er fand Zeit, die Fäuste zu ballen und sie schützend vor sich zu halten. Damit fing er ein paar Schläge ab, die nicht sehr gut gezielt waren und in der Dunkelheit sowieso fehlgegangen wären. Er holte sogar aus und schlug zu. Einer der Angreifer gab einen merkwürdigen Laut der Überraschung und des Schmerzes von sich — aber dann begannen die beiden, ihn mit Schlägen einzudecken.
    Der Junge wand sich, stolperte und kam wieder auf die Beine, nur um weitere schmerzhafte Hiebe einstecken zu müssen. Von seinen Gegnern hörte er nur das Scharren der Füße und unterdrücktes Schnaufen… sie trafen ihn überall. Er hatte schon nicht

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