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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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mehr die Kraft, die Arme hochzunehmen und sich nur notdürftig zu schützen, als der Ältere plötzlich alle Kraft in einen Tiefschlag hineinlegte, der ihn selber herumriß und über den zusammenbrechenden Jungen taumeln ließ.
    Schwer atmend standen die beiden da. Vor ihnen, hilflos am Boden, lag der Junge, dem der Schmerz nur noch ein keuchendes Wimmern aus der Kehle preßte.
    Die beiden fuhren sich mit den Händen durchs Gesicht, und einer spukte aus. Dann gingen sie schwerfällig zu ihren Fahrrädern zurück, schwangen sich darauf und fuhren langsam davon. —Lange lag der Junge auf der Erde. Dann begannen seine Glieder in der Bewußtlosigkeit zu zucken, die überbeanspruchten Muskeln entspannten sich langsm.
    Ein paar kleine, dunkte Schatten huschten lautlos an ihm vorbei, verharrten sekundenlang in der Bewegung und waren blitzschnell verschwunden, als sich der Junge regte.
    Aus seiner Kehle kam ein Keuchen. Dann versuchte er, den Kopf zu heben, aber es gelang ihm nicht. Kraftlos fiel er zurück auf das Pflaster. Seine Hand tastete umher. Wieder verging eine lange Zeit, in der nur sein Stöhnen durch die Stille drang.
    Dann schien er alle Kraft zusammennehmen zu wollen. Er richtete sich halb auf und stützte sich mit den Armen. Ehe er aber in die Höhe kam, knickten seine Ellbogen wieder ein, und als er sich wieder auf das Pflaster sinken ließ, preßte er‘die Linke gegen seinen Unterleib, in dem es brannte wie tausend Feuer.
    Hilflos begann er zu heulen, vor Schmerzen, Erschöpfung und Wut.
    Seine Schultern zuckten wie bei einem kleinen Kind. Endlich beruhigte er sich, und dann machte er einen neuen. Versuch, sich aufzurichten. Als seine Glieder wieder versagten, schöpfte er heftig keuchend Atem und blickte sich um.
    Langsam, unendlich vorsichtig, begann er zu kriechen. Weit vor sich sah er ein Licht, und das nahm er sich zum Ziel. Er schob die Arme vor und stützte sich auf, dann zog er seinen fast bewegungsunfähigen Körper nach. Er kroch durch ölig schimmernde Pfützen, zu schwach für den kleinsten Umweg, er griff in den Unrat des Lagerplatzes und merkte es nicht; stetig arbeitete er sich vor. Das kleine Licht in der Ferne zog ihn wie durch Zauber an…
    Er mußte immer öfter innehalten und sich für einen Moment ausruhen. Dann legte er den Arm vor sich und ließ den Kopf daraufsinken. Manchmal wollten ihm die Tränen kommen, aber er drängte sie immer wieder zurück. Seine Zunge fuhr über die trockenen, aufgeschlagenen Lippen und über die scharfe Kante des abgebrochenen Zahnes, der ihn jetzt wütend zu schmerzen begann.
    Mit verzweifeltem Keuchen kroch er weiter, über harten Schotter und buckliges Pflaster. Dann senkte sich der Boden plötzlich ein wenig. Seine Hand griff an einen Randstein, tastete umher und fühlte tiefer den rauhen Asphalt der Straße. Mit unendlich müden Bewegungen zog er sich weiter. Das Haar hing ihm verklebt ins Gesicht. Er versuchte, die Beine ein wenig anzuziehen, aber eine Welle des Schmerzes fuhr durch seinen Leib. Er seufzte auf, verlor das Gleichgewicht und rollte auf die Straße. Da blieb er liegen, ohne ein Zeichen, daß noch Leben in ihm war.
    ***
    Ich hatte nie gewußt, daß soviel in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen passiert war. Der Mann da vorn auf dem Podium aber wußte es offenbar sehr genau, und er zögerte nicht, uns dieses Wissen mitzuteilen.
    Ich war inzwischen beinahe zu der Überzeugung gekommen, daß der beabsichtigte Krawall keinesfalls von hier ausgehen würde. Was mich noch immer zweifeln ließ, war die Anwesenheit so vieler Phi-Beta-Mitglieder. Phil, der nicht einmal davon wußte, war noch unruhiger. Ich bemerkte immer öfter, daß er besorgt zu mir herüberschielte. Einmal machte er den Versuch, aufzustehen und hinauszugehen, aber dabei entstand soviel Lärm, als er auf den knarrenden Dielen stand und nach seiner Tasche angelte, daß sich ein paar ganz leidenschaftliche Zuhörer empört umdrehten. Phil ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
    Die Situation begann an meinen Nerven zu zerren. Gleichzeitig machte ich aber an mir selbst die merkwürdige Beobachtung, daß man durch einen so langweiligen Vortrag ganz schön verärgert werden konnte. Ich hatte vorhin schon gewünscht, die Lampe fiele herunter — nur damit etwas passierte. Wenn es den anderen Zuhörern ähnlich ging, konnte es schon sein, daß sie die Aufforderung zum Krawall liebend gern befolgten — nur damit etwas passierte.
    Statt dessen traten wir gerade mit dem

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