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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Nacht.
    »Erscheine! Hilf mir!« gellte die Stimme der Unheimlichen wieder.
    Bill aber wartete nicht ab, seine Schrecksekunde war minimal, und er warf sich vorwärts, dorthin, wo die Stimme laut geworden war.
    Das war ein böser Fehler!
    Er bemerkte es zu spät!
    Etwas langes, gleitendes, geschupptes, schoß aus der Finsternis heraus auf ihn zu, jettschwarze Schlangenaugen glühten auf, ein Rachen blitzte heran…
    Bill Conolly stieß einen gellenden Schrei aus, spürte einen knochenharten Schlag an seiner Brust, wurde zurückgeschleudert, seine Hände ruderten durch die Luft. Dann krachte er in den Dreck, aber er wußte, daß er nicht liegenbleiben durfte, und so riß er seine letzte noch verbliebene Energie zusammen und wälzte sich herum. Wieder zuckte der Schlangenschädel heran, es schien, als wachse der Körper direkt aus der Schwärze der Nacht heraus…
    Mehr Zeit für Beobachtungen blieb dem Reporter nicht mehr!
    Der Schädel raste heran!
    Bill fluchte und war schon wieder unterwegs. Er stieß sich hoch, hechtete weg, kam auf, rollte lässig über Kopf und rechte Schulter ab.
    Der Regen prasselte wütend auf ihn herunter, rann über seinen Schädel, in seine Augen. Er wischte ihn weg.
    Und sah das helle Aufblitzen…
    Wie ein Versprechen!
    Bill überlegte nicht. Instinktiv handelte er, warf sich wieder vorwärts, die Hände zu Krallen geformt ausgestreckt, dann landete er auf dem silbernen Gegenstand!
    Es war John Sinclairs Kruzifix!
    Eiskalt war das Grauen, das sich in seiner Seele festkrallte.
    Dann kam der Schlangenschädel ein drittes Mal, ein bösartiges Zischen wurde laut, die gespaltene Zunge glitt zuckend aus dem Rachen, Reißzähne glitzerten…
    Irgendwo im Hintergrund war ein satanisches Kichern zu hören.
    Etwas bleiernes, dumpfes tastete sich in Bill Conollys Geist…
    Dann war der Schlangenschädel da.
    Bill stöhnte, riß sich hoch, schlug mit dem Kruzifix zu, wieder, immer wieder. Gestank explodierte über ihm, hüllte ihn ein, ein wuchtiger Schlag schmetterte gegen seinen Schädel, und warf ihn rücklings auf den aufgeweichten Boden.
    Ein dumpfes Knirschen, dann war es vorbei. Er spürte den Regen auf sein nach oben gewandtes Gesicht niederströmen und darüberrinnen, er spürte das beruhigende warme Gefühl, das von dem Kreuz ausstrahlte, das er in seiner Rechten umkrampft hielt, und dann hörte er das Röcheln, und wollte nicht begreifen, daß er das gewesen war.
    Er hielt den Atem an, dann stieß er ihn aus.
    Plötzlich war alles ganz leicht, er fühlte keine Schmerzen, er konnte nicht mehr denken, und auch die Sorgen um seinen Freund John Sinclair waren wie weggeblasen.
    Eine große Schwärze, die schlimmer war als die der tristen Regennacht, deckte alles zu…
    ***
    Geschafft, sagte sich Benny Lawner immer wieder, wir haben es geschafft.
    Sie waren mit heiler Haut in London angekommen, der Regen wütete hier zwar genauso wie draußen auf dem Land, aber wenigstens gab es hier die Helligkeit der niemals müde werdenden Leuchtreklamen, die hellen Schaufenster, Laternen. Ein dunstiger Glanz hing wie eine gigantische Käseglocke über der Riesenstadt, die auch um diese Zeit noch nicht schlief. Trotz des sintflutartigen Regens waren eine Menge Autos unterwegs, und auf den regennassen Trottoirs sah man einsame Fußgänger dahin hasten, die Schultern hochgezogen und vorgebeugt, als würden sie sich mit aller Kraft dem Regen und dem Wind entgegenstemmen müssen, um überhaupt vorwärtszukommen. Die Schirme, die sie dabei hielten, halfen wenig, die Leute waren patschnaß.
    Und dabei hieß es immer, daß man bei einem derartigen Wetter nicht mal eine Katze vor die Tür schickte.
    Benny Lawner aber hatte andere Sorgen. Jenny zitterte, ihre Zähne klapperten wie im Fieber aufeinander, das war der Schock.
    Sie wurde nicht damit fertig, was sie gesehen hatte.
    Vorhin hatte er auf ihr Drängen hin angehalten und Scotland Yard angerufen, anonym natürlich, denn er wollte mit den Bullen wirklich nichts zu tun haben. Er hätte ihnen ja sowieso nicht mehr sagen können…
    Vor ihm sprang eine Ampel auf rot, und er schreckte aus seinen düsteren Gedanken auf und bremste. Der VW kam mit einem protestierenden Mahlen zum Stehen.
    Benny trommelte ein paar Takte aufs Lenkrad. Vorhin, während sie über die dunklen Landstraßen nach London zurückgerast waren, da hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als endlich wieder in der Riesenstadt zu sein. Er war ein Stadtmensch, und deshalb war London für ihn

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