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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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zweifelte ich keine Sekunde lang daran, daß er in genau dem Augenblick wieder einsetzen würde, in dem ich auf dumme Gedanken kam.
    Lavinia hatte mich voll unter Kontrolle, ich machte mir keine falschen Illusionen, und war mir auch vollauf der Tatsache bewußt, daß sie mich wie ein einzureitendes Pferd an der langen Leine hielt.
    Teufel auch!
    Das gefiel mir nicht, aber ich wurde hier ja nicht gefragt, das war klar, und so wartete ich ab.
    Vielleicht bekam ich doch noch eine Chance.
    Ich hoffte darauf…
    Doch vorerst sah es konstant böse aus, die Hexe schien nicht daran zu denken, einen Fehler zu machen. Das Biest war mit allen Wassern gewaschen und wußte offenbar ganz genau, was es wollte.
    Nur mich ließ sie im Dunkeln tappen, und mich herumrätseln, und so war ich auch bereits auf die verrücktesten Ideen gekommen, und alle hatte ich auch wieder verworfen.
    Sie brauchte mich, das war alles, was ich ganz sicher wußte.
    Und es ging um eine Sache, die ich normalerweise gewiß nicht für gut befinden, sondern vielmehr knochenhart bekämpfen würde.
    Normalerweise…
    Jetzt aber sollte ausgerechnet ich ihr bei der Verwirklichung ihrer finsteren Pläne helfen.
    Und sie saß an einem Hebel, der verdammt lang war. Sie beherrschte mich, kontrollierte und lenkte mich.
    Die Parallele zu einem anderen, noch gar nicht so lange zurückliegenden Fall, war offensichtlich. Ich mußte an meinen Kampf gegen die Horror-Parasiten denken, damals hatte mich im Finale ein Reptilien-Dämon unter seinen Willen gezwungen. Aber Lavinia war viel stärker als dieser Dämon…
    Es hatte keinen Sinn. Ich mußte abwarten, und bei der kleinsten sich bietenden Gelegenheit improvisieren.
    Ich kümmerte mich wieder um meine Umgebung.
    Wir fuhren schon seit einigen Minuten durch die östlichen Randbezirke Londons. Hier kannte ich mich einigermaßen aus, so daß ich ziemlich sicher sein konnte, mich nicht zu täuschen. Die großen Fabrikgebäude, die weiten Firmen-Parkplätze, dazu die Abbruchhäuser, die nach dem Willen der Stadtväter demnächst von modernen Neubauten ersetzt werden sollten…
    Unverkennbar, trotz des miserablen Wetters.
    Wuchtige Schatten huschten vorbei, Betonklötze, Schornsteine, noch mehr Lagerhallen, Kräne, vereinzelte verwaschene Lichter boten minimale Orientierungshilfen.
    »Du wirst dich fragen, was ich mit dir vorhabe, John Sinclair.«
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen, denn mit allem hatte ich gerechnet nur nicht damit, daß sie mich ansprach.
    Ich merkte, daß ich oder mein Ego Terrain zurückgewann, daß ich meinen Körper wieder einigermaßen kontrollieren konnte, und so wandte ich ihr mein Gesicht zu.
    Sie lächelte wie ein Engel.
    Ein Engel, der ein Teufel war.
    Ich fiel nicht auf sie herein.
    »Ich weiß, du haßt mich, weil ich eine – eine Hexe bin. Oder besser: Ein Halbwesen. Ja, meine Mutter war eine mächtige Dämonin, aber mein Vater mein Vater war ein Mensch wie auch du, John.«
    Sie rückte näher, und ich spürte die erregende Wärme, die von ihrem rassigen Körper ausstrahlte, doch auch noch etwas anderes, das mich warnte…
    Eine Aura, die eiskalt und berechnend war…
    »Das – das ist Zeitverschwendung!« krächzte ich. Meine Stimmbänder kamen mir wie eingerostet vor.
    Kurz flammte es in ihren Augen auf. Aber sie lächelte auch weiterhin.
    »Ich habe dich in meiner Gewalt, John Sinclair«, flüsterte sie.
    »Du mußt mir gehorchen, ob du willst oder nicht. Und ich brauche dich. Ich habe schon viel von dir gehört, von deinem Kampf gegen meinesgleichen. Ich bin eine unbedeutende Dämonin, noch. Sie akzeptieren mich nicht, weil ich ein Bastard für sie bin, sie machen sich lustig über mich. Aber ich werde es ihnen zeigen, ihnen allen!«
    »Und dafür brauchst du mich!«
    »Ja, John Sinclair. Dich, den Geisterjäger. Den Mann, der meinen schwarzblütigen Artgenossen schon so viele Niederlagen und Verluste beibrachte. Nicht einmal Asmodina oder Doktor Tod ist das gelungen, was mir heute abend gelungen ist. Ich habe dich in meiner Gewalt, ich könnte dich töten, jetzt gleich… Aber ich habe noch etwas viel Besseres mit dir vor.«
    Sie legte eine wirkungsvolle Pause ein.
    Ich spannte mich an.
    »Du wirst mir helfen, eine Stellung in der Schwarzen Familie einzunehmen, die mir Macht und Ansehen gewährt!«
    Jetzt war es heraus. Ich begann zu schwitzen.
    »Und?« forschte ich und hütete mich, meine Neugier allzu deutlich zu zeigen.
    »Die Alptraum-Burg«, stieß sie erregt hervor, und ihr

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