016 - Frascati mal zwei
nicht zu Fuß nach Detroit gehen soll, müssen Sie mich entweder zu dem Jet oder den Jet zu mir bringen!«
Auch Volpone lächelte. »Keine Sorge, es ist alles vorbereitet! Natürlich bringen wir Sie zu dem Jet und nicht etwa umgekehrt – einen Zwischenstopp in Neapel dürften Sie Ihren Leuten nur schwer erklären können! Wir wollen doch nicht, dass jemand Verdacht schöpft, hähähä …« Der MAFIA-Chef wies auf die Tür des Krankenzimmers. »Also hurtig, hurtig! Ihr Schweber mit Kurs Canadingsbums wartet! Ihre Kleidung liegt auch bereit! Und nicht vergessen: Montag, der 1. Oktober, acht Uhr abends! Wenn die Transaktion klappt, werden wir Mittel und Wege finden, Ihnen Ihre weiteren Aufgaben mitzuteilen. Wenn nicht …« Er machte eine bezeichnende Geste, indem er sich mit dem rechten Zeigefinger an der Kehle entlang fuhr.
»Der Papierkorb«, wiederholte Giancarlo Parisi kichernd.
*
» Miau? «
Erschrocken fuhr Jackson Chan herum. Im nächsten Moment atmete er erleichtert auf: Was da hinter ihm stand und ihn aus klugen Augen musterte, war nicht etwa ein MAFIA-Mann, sondern eine kohlrabenschwarze Katze mit glänzendem Fell und – Chan glaubte seinen Augen nicht zu trauen – einem mit einer Unzahl von fingernagelgroßen Diamanten besetzten Halsband.
»Hallo, wer bist denn du?«
Jackson Chan ging in die Hocke und streckte vorsichtig eine Hand aus. Sofort schmiegte Felicitas, Volpones verhätschelte Katze, ihr Köpfchen daran und begann zu schnurren. Chan liebte Katzen – eigentlich alle Tiere, von Insekten und Reptilien vielleicht abgesehen – und hatte es immer bedauert, dass es ihm sein Beruf, der ihn in die entlegensten Ecken Amerikas und auch der Welt führte, nicht erlaubte, seine Wohnung mit einem oder auch mehreren Haustieren zu teilen. Aber er hatte oft die Erfahrung gemacht, dass seine Liebe zu Tieren von diesen erwidert wurde.
»Wohnst du etwa hier, in diesem Betonklotz?«, fragte er auf Chinesisch, während er fortfuhr, Felicitas zu kraulen.
Warum verstehe ich diesen netten Menschen nicht? Ich verstehe doch sonst alles, was die Zweibeiner sagen! , überlegte Felicitas.
»Armes Tier! Du gehörst doch hinaus, in die Wiesen und Wälder, wo es Mäuse gibt! – Hast du Hunger?«
Jetzt erst, nachdem er bereits zwei Stunden durch das zu dieser Nachtzeit glücklicherweise weitestgehend leere MAFIA-Hauptquartier geirrt war, fiel dem Überlebensspezialisten ein, dass er überhaupt nichts zu essen bei sich hatte und deshalb wohl in absehbarer Zeit ein Problem bekommen würde. Um sich zu vergewissern, überprüfte er rasch die zahllosen Taschen seiner Montur, die alle möglichen Dinge enthielten, die ein Überlebensspezialist im Einsatz mit sich führte, fand aber nichts Essbares.
»Tut mir leid, ich kann dir nichts anbieten!«
Anstelle einer Antwort ließ sich Felicitas auf den Rücken fallen und streckte alle Viere von sich. Chan lachte und begann, sie zunächst am Bauch und dann unter dem Kinn zu streicheln, was ihr ein erneutes Schnurren entlockte.
Plötzlich erklang das hallende Geräusch rascher, sich nähernder Schritte. Sofort war die schwarze Katze wieder auf den Beinen und sah in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Auch Jackson Chan fuhr auf und griff mit einer Hand in die Tasche, wo eine kleine automatische Pistole steckte. War nun der Zeitpunkt der Entdeckung gekommen?
Als er wieder nach unten zu der Katze sah, war diese wie von Zauberhand verschwunden.
Wahrscheinlich um die Ecke des Ganges, die sich in wenigen Metern Entfernung befand.
Im nächsten Moment bog eine kleine, dicke Gestalt um die andere Ecke. Den Geräuschen nach zu urteilen, die sie dabei von sich gab, hatte sie bereits eine längere Strecke im Laufschritt zurückgelegt. Chan entsicherte mit einer Bewegung seines Daumens die Waffe in seiner Tasche; sein Körper spannte sich und machte sich bereit, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
Inzwischen hatte die Gestalt – ein Mann mittleren Alters, dem der Schweiß in Strömen von der Stirn rann – den Chinesen entdeckt. Der Dicke verlangsamte seine Schritte und steuerte auf ihn zu. Chan glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er feststellte, dass der Mann in seiner Hand eine kleine, aufgezogene Spritze hielt.
»Entschuldigung«, sagte der Dicke auf Italienisch, als er wieder einigermaßen bei Atem war, »haben Sie hier zufällig eine Katze gesehen?« Er hob demonstrativ die Spritze. »Ihre Entwurmung ist fällig und da ist sie wieder mal
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