016 - Frascati mal zwei
seit er das MAFIA-Hauptquartier verlassen hatte, glitten seine Gedanken zu dem eingepflanzten Chip. Ob er wirklich explodierte, wenn man versuchte, ihn operativ zu entfernen? Durchaus möglich – viel zu wahrscheinlich jedenfalls, um dieses Risiko leichtfertig einzugehen. Wenn überhaupt, konnte solch eine Operation nur durch die allerbesten Ärzte vorgenommen werden – über die Mechanics natürlich verfügte. Doch diese Operation, wenn sie denn stattfand, konnte unmöglich vor dem engsten Mitarbeiterkreis geheim gehalten werden und das bedeutete, dass auch Clint Fisher davon erfuhr. Dieser würde, dessen war sich Frascati gewiss, seinen Chef sofort als Sicherheitsrisiko ersten Ranges für Mechanics einordnen und ihn kaltstellen – auf die eine oder andere Weise … In jedem Fall wäre dann Frascati kaum mehr in der Lage, irgendwelche Entscheidungen im Konzern zu treffen und damit wäre er für Volpone wertlos.
Der Papierkorb.
Nein, vorläufig gab es nichts, was er tun konnte. Er würde schön brav das Geld an MAFIA überweisen – und ansonsten abwarten und auf seine Chance lauern.
Eine Frage jedoch beunruhigte ihn – beunruhigte ihn beinahe ebenso sehr wie der teuflische Mikrochip in seinem Gehirn, weil er die Zusammenhänge nicht verstand.
Welche Rolle spielte das Star Gate von MAFIA bei dieser Angelegenheit?
8.
Es war bitterkalt – Chan war beinahe versucht zu sagen: arschkalt!
Nach seinem Armbandkommunikator befand er sich mittlerweile eine Stunde in der Kühlkammer; seiner subjektiven Wahrnehmung nach war es jedoch ein Vielfaches davon. Wieder und wieder hatte er die beiden in die Freiheit führenden Türen überprüft, doch entgegen allen amerikanischen und auch europäischen Normen fand er keine Möglichkeit, den Raum, in dem eine Temperatur von unter minus fünfzehn Grad Celsius herrschte, ohne den passenden Schlüssel zu verlassen. Die Türen waren aus Metall und so stabil, dass ihm all seine Werkzeuge, die er als Überlebensspezialist bei sich trug, nichts nützten – außer dem Plastiksprengstoff natürlich, aber noch schreckte er davor zurück, diesen anzuwenden. Damit konnte er sich zwar den Weg frei sprengen, aber wie lange würde er dann noch frei bleiben, wenn er seine Anwesenheit derart lautstark kundtat? Denn nach wie vor wusste niemand von seiner Anwesenheit im MAFIA-Komplex und diesen unschätzbaren Vorteil wollte er nicht verspielen.
Zumindest noch nicht …
Frierend und mit den Armen an seinen Oberkörper schlagend, um auf diese Weise wenigstens etwas Wärme zu erzeugen, stampfte er im Kreis, immer an der Wand der Kühlkammer entlang. Bald würde er seine hundertste Umrandung feiern können … Er verfluchte abwechselnd sich selbst, weil er sich durch seine eigene Unachtsamkeit in dieser perfekter Falle hatte einschließen lassen und MAFIA, weil der Konzern es nicht nur gewagt hatte, Lino Frascati, den Chef von Mechanics Inc., zu entführen, sondern weil er darüber hinaus – und beinahe noch schlimmer! – sich an keinerlei international geltende Normen zu halten schien! Chan wusste, dass in solchen Fällen eine Möglichkeit der Türöffnung auch von innen vorgeschrieben war, doch MAFIA setzte sich offensichtlich darüber hinweg.
Wer glaubten die wohl, wer sie waren?
Der Überlebensspezialist hielt in seiner Wanderung inne und tastete nach dem kleinen Behälter mit Sprengstoff in einer verborgenen Beintasche. Er holte ihn heraus und betrachtete ihn überlegend. Es würde ziemlich laut werden, wenn er die Tür aufsprengte, aber vielleicht hatte er dennoch eine Chance, ungesehen zu entkommen … Um diese Zeit waren die Korridore in der Nähe der Kantine wohl kaum sehr belebt. Und wenn er erst einmal einige hundert Meter gewonnen hatte …
Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Mit einem Sprung verschwand er hinter der Kartonreihe, hielt den Atem an und lauschte.
Die Tür öffnete sich.
Chans Herz tat einen Satz. Er musste stark an sich halten, um nicht einfach loszurennen. Vorsichtig spähte er um die Ecke. Die hängenden Schweinehälften versperrten ihm die Sicht, aber am Boden konnte er einen vielfach gebrochenen Schatten entdecken, der sich langsam tiefer in das Innere der Kammer hinein schob.
Lautlos verließ der Überlebensspezialist sein Versteck, dabei immer auf Deckung achtend, was dank der Unübersichtlichkeit der Kammer nicht schwer war. Auf diese Weise gelangte er bald in die Nähe der Tür, die in Richtung Kantine führte.
Sie stand immer noch
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