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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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unter Wölfen! Dann folgte über drei lange Spalten ein Meisterwerk eines Artikels, der nichts aussagte, nichts enthielt und dennoch die Neugier auf die nächste Nummer anheizte. Das war Eddie Wolf, wie er leibte und lebte; das war sein Stil, mit großen Worten nichts zu sagen und dennoch die Gemüter zu erregen.
    Es war Freitagnachmittag, und sie erfuhr, dass sie mehr als zwölf Stunden bewusstlos gelegen hatte.
    Dr. Weißer war nicht übermäßig enttäuscht, dass ihr fast fertiger Artikel den Flammen zum Opfer fiel. Was er wollte, war klar. Eine spannende Reportage über ihre Zeit bei Woiew und die Umstände, die zu dem Brand geführt hatten.
    Thania wusste, dass sie sich dieser Aufgabe nicht entziehen konnte und dass sie alles andere als einfach sein würde. Die Wahrheit konnte sie nicht sagen. Sie musste herausfinden, was geschehen war, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte, und ob man die Leichen gefunden hatte.
    Dr. Weißer ließ ihr ein Diktaphon bringen und stellte ihr Eddie als Mitarbeiter zur Seite. Er sollte ihre ersten Diktate gleich auswerten.
    Auf Wunsch erhielt sie das Konkurrenzblatt, die Morgenpost, die wegen ihres frühen Erscheinens die Neuigkeit der Katastrophe als erste unter die Leute gebracht hatte.
    Die Schlagzeilen verkündeten schreiend: Pilzachtal in Flammen! Wolfsmädchen lebt!
    Was in dem vierspaltigen Bericht stand, ließ sich bequem in zehn Zeilen zusammenfassen. Aus bisher unbekannten Gründen war gestern Nacht der Garnweberhof in Flammen aufgegangen und völlig abgebrannt. Das Feuer hatte sich rasch über das ganze Tal ausgebreitet, doch konnte durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr ein Übergreifen des Brandes auf den Wald verhindert werden. Auch war bisher ungeklärt, ob die Wölfe rechtzeitig fliehen konnten oder verbrannten. Man fand fast verkohlte Knochenreste, die als die eines Mannes, einer Frau und eines Wolfs identifiziert werden konnten. Einem unbekannten Mann war es gelungen, die nackte und schwerverletzte Reporterin der Abendpresse aus den Flammen zu retten. Wer dieser Mann war, wusste offenbar niemand. Er verschwand nach seiner heldenhaften Tat.
    Das war alles.
    Nicht sehr viel. Der Artikel ließ beinahe alle Fragen offen, die ihr auf der Zunge brannten und die sie niemandem stellen konnte. Wenn es sich bei den Knochenresten um die beiden Gefangenen handelte, warum hatte man Woiews Überreste nicht gefunden? Er war verbrannt, hatte bewusstlos mitten im Feuer gelegen wie die beiden Toten. Sicherlich konnte er nicht gründlicher verbrannt sein als die anderen beiden.
    Und was war mit Alexis? War er dem Feuer entkommen?
    Und schließlich die interessanteste Frage: Wer war der Fremde, der sie gerettet hatte?
    Bevor sie zu ihrem Diktat kam, erschien noch ein Mann mittleren Alters, der alle aus dem Raum hinauskomplimentierte, einschließlich der Schwester und Eddie. Er stellte sich als Kommissar Krauss vor und war ein freundlicher, gründlicher Mann, der die Fragen häufig wiederholt und die Antworten miteinander verglich. Sie wurde einigermaßen nervös, und dass sie sich nicht in Widersprüchlichkeiten verstrickte, verdankte sie allein der Tatsache, dass er fast völlig im Dunkeln tappte.
    »Wie viele Wölfe hatte Herr Woiew in seinen Gehegen?«
    »Fünfzehn«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    »Wo hielten sie sich auf, als das Feuer ausbrach?«
    Das Mädchen überlegte. Das war eine heikle Frage. Sie beschloss, die Unwissende zu spielen, und hob die Schultern.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nicht in den Gehegen?«
    Erstaunen schwang in seiner Stimme mit.
    »Vielleicht. Ich bin nicht sicher. Ich kümmerte mich an diesem Tag nicht um sie. Ich war am Vormittag in der Stadt und hatte den Roten bei mir. Danach arbeitete ich an meinem Artikel.«
    »Den Roten?«
    Sie nickte. »Cuon. Wir waren gute Freunde.«
    Sie deutete auf die Zeitung auf dem Tischchen.
    Er überflog den Artikel.
    »Ach ja, ich kenne die Geschichte«, gab er zu. »Es ist also möglich, dass die Wölfe nicht in ihren Zwingern waren?«
    Thania nickte zustimmend. »Herr Woiew meinte, in letzter Zeit trieben sich zu viele Neugierige herum. Für die hatte er nicht viel übrig. Daher ließ er die Wölfe frei herumlaufen.«
    Verwundert schüttelte er den Kopf.
    »Vollkommen frei?«
    »Ja. Er war sicher, dass sie den Leuten nichts taten, aber sie abschreckten, sein Grundstück zu betreten.«
    »Wie ist es denn möglich, dass Sie Zutritt bekamen?« fragte er.
    Sie lächelte. »Das verdanke ich dem Roten. Er war mir

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