016 - Herrin der Woelfe
fallen und taumelte zurück, halb betäubt vor Schmerz.
Die fauchende, feurige Welt drehte sich um sie. Sie raffte ihr Haar mit den Händen zusammen und presste es an den Kopf.
Entsetzt verfolgte sie, wie das Feuer Woiew einhüllte und die Flammen gierig über ihn hinweg krochen.
Schreiend raste sie quer durch die Flammen, so schnell ihre Beine sie trugen. Der Bach schimmerte vor ihr. Sie stürzte über den Abhang und rollte kopfüber in das steinige Bett des flachen Rinnsals.
Die Welt um sie versank.
Sie erwachte in einem weißen, kühlen Bett. So intensiv war ihre Erinnerung an die Glut, dass es ein paar Sekunden dauerte, ehe sie merkte, dass sie keinen Schmerz empfand; nur ihre Füße brannten leicht.
Verwundert sah sie sich um und stellte fest, dass sie sich in einem Krankenzimmer befand. Ein großes Fenster stand weit offen und ließ wunderbare frische Luft herein.
Aus einiger Entfernung drang Straßenlärm zu ihr. Sie musste sich in der Stadt befinden.
Eine Weile genoss sie die einfache Tatsache, dass sie noch lebte, und vermied es, sich zu erinnern. Dazu war später noch genug Zeit. Sie konnte ihren Erinnerungen ebenso wenig davonlaufen wie früher ihren Träumen.
Dann entdeckte sie auf dem Tischchen neben dem Bett einen Spiegel Sie wälzte sich herum und hatte das Gefühl, ihr hätte jemand alle Knochen im Leib zerschlagen.
Stöhnend sank sie zurück. Nach geraumer Weile versuchte sie es erneut – vorsichtiger diesmal. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschreien, und der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen, aber sie schaffte es, sich herumzudrehen und nach dem Spiegel zu greifen. Erst jetzt sah sie, dass ihre Hände dick bandagiert waren. Dadurch ergaben sich beim Hochheben des Spiegels unvorhergesehene Schwierigkeiten. Auch die Bewegung ihrer Finger schmerzte.
Dennoch gelang es ihr schließlich, den Spiegel zu greifen, aber er entglitt ihr sofort wieder und fiel zersplitternd zu Boden.
Thania hielt den Atem an. Schritte näherten sich. Die Tür ging auf.
Eine Krankenschwester steckte einen blonden Kopf herein, nickte dem Mädchen lächelnd zu und rief: »Herr Doktor, sie ist aufgewacht!«
Gleich darauf erschien der Arzt, ein streng aussehender älterer Herr mit einer freundlichen Stimme.
»Phoenix aus der Asche«, stellte er fest.
Er sah den zerbrochenen Spiegel und lächelte. »Eitelkeit ist ein sicheres Zeichen für die Genesung, aber lassen Sie mich Ihnen sagen, dass Ihr Gesicht keinen Schaden genommen hat.
Nur ein paar Abschürfungen, die keine Narben hinterlassen werden. Natürlich sind die Haare zum Teil weggebrannt, aber sie wachsen wieder nach. Kein Grund zur Trauer, nur zur Geduld.«
Er kam näher und befühlte ihre Stirn. Zufrieden nickte er.
»Mit Ihren Füßen sieht es schlimmer aus«, fuhr er fort. »Sie werden eine Weile nicht gehen können, bis sich die verbrannte Haut regeneriert hat.«
Er schlug ihre Bettdecke zurück und deutete auf ihre dick bandagierten Füße.
»Sonst sind Sie erfreulicherweise ziemlich heil geblieben. Na, das haben wir bald.«
Er deckte sie wieder zu.
»Mit Ihren Händen sieht es für die nächste Zeit auch nicht ergreifend aus. Ich habe Ihnen deshalb Schwester Irmgard zugeteilt. Sie arbeitet normalerweise in der Kinderabteilung und ist es gewöhnt Dinge aufzuheben.«
Thania wurde rot.
»Wie lange muss ich bleiben?« fragte sie mit krächzender Stimme.
»Schwester Irmgard, bringen Sie Tee, bevor unsere Patientin einrostet. Sie hat eine Weile im Wasser gelegen, habe ich gehört, bevor sie der junge Mann herausfischte.«
»Ja, Herr Doktor«, sagte die Schwester grinsend.
»Machen Sie sich keine Sorgen, auch die Stimme kriegen wir wieder hin. Der Rauch hat sie ein wenig aufgekratzt. Und was Ihren Aufenthalt hier anbetrifft, so hängt das natürlich von Ihnen ab. Im Allgemeinen pflege ich meinen Patienten auf die Nerven zu fallen, so dass sie möglichst früh das Wagnis auf sich nehmen, ihr Krankenlager zu verlassen. Für Sie gilt, was für alle anderen meiner Abteilung gilt: Sie können jederzeit gehen.« Er deutete einladend auf die Tür. »Wenn Sie können.«
Die nächsten Tage waren hektisch, so dass Thania kaum zur Besinnung kam. Dr. Weißer erschien persönlich, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Natürlich war er voller Pläne.
Er brachte ihr die Abendpresse, auf deren Titelblatt Cuons Bild über die halbe Seite prangte. Darüber stand in fetten Lettern: Pressemitarbeiterin furchtlos
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