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0161 - Medusas Rache

0161 - Medusas Rache

Titel: 0161 - Medusas Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    »Und so lasset uns dann für den Nächsten unter uns beten, den der Herrgott in sein Reich holen wird«, sagte er zum Schluß und stimmte ein Gebet an.
    Sofern sie ihn kannten, murmelten die Trauergäste den Text mit.
    Die meisten jedoch blieben stumm.
    Als der Pfarrer zu Ende gesprochen hatte, drehte er sich und besprengte den Sarg mit Weihwasser.
    Bandones Frau schluchzte. Ihre vier Söhne rahmten sie ein. Deren Gesichter waren steinern.
    Ihnen paßte die Beerdigung nicht. Am liebsten wären sie zuhause geblieben. Doch sie wollten ihre Mutter nicht kompromittieren. Der Pfarrer kam mit würdevollen Schritten auf die Witwe zu, reichte ihr die Hand und sprach ihr sein Beileid aus.
    »Tragen Sie es mit Fassung«, sagte er leise. »Wenn Sie Trost brauchen, Sie wissen, ich war und ich bin für Sie da.« Das war nicht gelogen, denn die Frau besuchte regelmäßig die Kirche, und eigentlich hatte der Pfarrer nur ihretwegen der Beerdigung zugestimmt.
    Dann gab er den Söhnen die Hand.
    Keine Träne schimmerte in den Augen der jungen Männer. »Geht ihr euren Weg«, sagte der Pfarrer leise. »Ich bitte darum.«
    Ernest, der Älteste, nickte. »Wir werden nicht in die Fußstapfen des Vaters treten.« Er sprach so laut, daß Costello aufmerksam wurde. Ein verächtliches Grinsen kerbte für einen winzigen Moment seine Lippen.
    Der Pfarrer ging.
    Jetzt blieb den Trauergästen nur eins. Einen letzten Gruß ins Grab zu schicken.
    Den Anfang machte die Witwe. Sie trat mit gesenktem Kopf dicht an den Grabrand und schaute auf den Sarg.
    Ihre Hände, die einen Strauß mit gelben Rosen hielten, zitterten.
    Ihre Lippen murmelten Worte, die niemand verstand.
    Zwei Söhne nickten sich zu und gingen vor, um ihre Mutter zu stützen. Ein lautes Schluchzen drang aus dem Mund der Frau.
    Leicht berührten die Hände der beiden jungen Männer die Schultern der leidgeprüften Frau.
    »Komm, Mutter«, sagte der Älteste.
    Da passierte es.
    Plötzlich drang ein dumpfes Geräusch aus dem Sarg, als hätte jemand von innen gegen den Deckel geschlagen.
    Jeder vernahm das Geräusch. Auch die, die nicht direkt in der Nähe des Grabes standen. Sekundenlang erstarrte die Trauergemeinde vor Entsetzen.
    Dann ein Splittern.
    Im nächsten Moment schrie die Witwe auf, kippte nach vorn, und bevor die Söhne noch nachgreifen konnten, fiel ihre Mutter in das offene Grab…
    ***
    Auch ich fiel!
    Ich krümmte mich noch in der Luft zusammen und zog den Kopf zwischen die Schultern. Es wurde eine harte Landung.
    Der Aufprall schüttelte mich durch, ich hörte über mir die erschreckte Stimme der Lady Sarah und rollte mich um die eigene Achse.
    So kam ich zur Ruhe.
    Hastig tastete ich meinen Körper ab.
    Nichts war gebrochen. Ich atmete tief ein und aus. Auch die Rippen schmerzten nicht, ein Zeichen, daß ich den Fall gut überstanden hatte.
    Ich schaute nach unten.
    Meine Unterlage war mehr als makaber, denn ich lag auf einem Rost. Ich konnte durch die Zwischenräume der einzelnen Stangen schauen und sah unter mir Gasleitungen. Sie waren in regelmäßigen Abständen mit Düsen versehen, aus denen das Gas strömte und sich dann entzündete, um den Sarg samt Inhalt in Brand zu setzen.
    Und noch unter den Leitungen befand sich ein Auffangbecken für die Asche.
    Nicht gerade ein angenehmer Platz, den ich mir da ausgesucht hatte. Ich konnte nur hoffen, daß niemand die Verbrennungsanlage in Betrieb setzte.
    Ich schaute nach oben.
    Lady Sarah hatte sich an den Rand der Luke gekniet und schaute zu mir herab. »Sind Sie verletzt?«
    Ihr Stimme klang sehr besorgt, ich winkte ab. »Nein, nein, ich bin okay.« Ich blickte mich um und sah die Wände aus feuerfestem Stein. »Ist nur ein wenig ungemütlich hier unten.«
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Wobei?«
    »Wenn Sie hochkommen wollen.«
    »Ach so, natürlich.« Ich räusperte mich. »Warten Sie aber erst noch. Das hat Zeit, ich möchte mich zuvor ein wenig umsehen.«
    »Treiben Sie es nicht zu toll«, warnte mich die Horror-Oma.
    »Keine Angst.«
    Ich ging davon aus, daß die beiden Leichen irgendwo sicher versteckt waren.
    Die Luft hier unten war schlimm. Gas- und Leichengeruch vermischten sich miteinander zu einer widerlichen Komposition, die mir schwer auf den Magen schlug.
    Zudem war es warm. Die feuerfesten Wände strahlten noch Hitze aus, die mir den Schweiß aus den Poren trieb.
    Der Boden war rauh und uneben. Auch hatte sich dort eine Ascheschicht gebildet, deren winzige Teilchen aufgewirbelt wurden, wenn ich

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