0161 - Medusas Rache
Parkplatz, wo er auch den silbergrauen Bentley sah.
Von John Sinclair sah Suko keine Spur. Er stellte die Harley neben den Bentley und nahm den Helm ab. Er ließ ihn bei dem Feuerstuhl.
Hoffentlich stahl niemand seine Kopfbedeckung.
Im Laufschritt erreichte Suko den Friedhof. Seine Füße knirschten über den Kies. Obwohl dies Geräusche verursachte, hörte er jedoch die peitschenden Detonationen.
Schüsse?
Suko blieb stehen und lauschte.
Nichts.
Vielleicht habe ich mich auch getäuscht, dachte er und schaute sich um.
Der große Komplex mit den verschiedenen Leichenhallen und Verwaltungsräumen stach ihm besonders ins Auge. Die Wände bestanden aus dunkelroten Ziegelsteinen, in den Fenstern der ersten Etage spiegelten sich die Sonnenstrahlen.
Wo steckte John?
Suko kannte den Friedhof ebenfalls. Er war riesengroß. Da konnte er einen ganzen Tag suchen, ohne seinen Freund zu finden.
Wieder schaute er auf die Leichenhalle und erinnerte sich an Johns Worte.
Lady Sarah hatte etwas in der Leichenhalle entdeckt.
Vielleicht fand er John Sinclair dort. Der Chinese zögerte keine Sekunde mehr. Er betrat die Leichenhalle durch den Haupteingang und fand sich in dem langen kahlen Gang wieder, in dem es so typisch roch. Nach Buchsbäumen und irgendwelchen Pflanzen, deren Namen Suko nicht wußte. Langsam ging er weiter.
Das Schwert hatte er mitgenommen. Er trug es in der rechten Hand. Wer ihm jetzt begegnete, mußte einen Schreck bekommen.
Ein Motorradfahrer, der mit einem Schwert bewaffnet war.
Rechts lagen die schmaleren Türen. Die meisten standen offen.
Suko schaute in die dahinterliegenden Räume.
Es waren Wartezimmer. In den meisten standen Bänke und Stühle, auch lagen Kränze am Boden. Menschen sah der Chinese nicht. Wie ausgestorben wirkte die Halle.
Oben klappte eine Tür.
Dann glitt Sukos Blick nach rechts.
Dort befanden sich die drei großen Trauerhallen. Die Türen dazu waren doppelt so groß wie die zu den Zimmern.
Suko öffnete die erste.
Die Halle war menschenleer. Sie roch nach Bohnerwachs. Die Bank- und Stuhlreihen glänzten wie frisch poliert. Leer präsentierte sich das Podest, wo sonst der Sarg stand.
Suko zog sich zurück.
Die zweite Tür.
Auch als er in diese Trauerhalle schaute, sah er keinen Menschen.
Sie war ebenso geputzt wie die erste.
Die dritte Tür brauchte er nicht zu öffnen. Sie wurde aufgezogen.
Eine blondhaarige Frau im blauen Kittel und mit zwei Eimern und Putzlappen bewaffnet, verließ die Halle.
Sie wandte Suko den Rücken zu und erschrak fürchterlich, als der Chinese sie ansprach.
»Entschuldigen Sie…«
»Mein Gott«, keuchte die Putzfrau und preßte ihre Hand gegen den wogenden Busen, »haben Sie mich erschreckt.«
»Das lag nicht in meiner Absicht.«
»Was wollen Sie eigentlich? Die Beerdigungen sind für heute schon vorbei.«
»Ich suche einen Mann.«
»Da gibt es viele.«
Suko beschrieb John Sinclair.
»Den habe ich nicht gesehen.«
»Sind Sie sicher?«
»Klar. Es sei denn, er ist bei Limmerick drin. Also ehrlich, da habe ich vorhin Geräusche gehört, obwohl Limmerick schon Feierabend haben müßte.«
»Wer ist Limmerick?«
»Der Leichenwäscher. Möchte ich nicht sein.«
»Kann man zu ihm?«
Die Bodenkosmetikerin runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Sie sind fremd, ich weiß nicht so recht…«
»Wo finde ich die Tür?«
»Direkt nebenan.«
»Danke.« Suko wartete, bis die Putzfrau verschwunden war und ging dann drei Schritte zur Seite.
Er horchte.
Tatsächlich, hinter der Tür rumorten welche. Suko vernahm dumpfe Laute, die ihm gar nicht paßten.
Er riß die Tür auf.
Zwei Gestalten fuhren herum.
Es waren die Steinernen!
***
Der heiße, mörderische Atem der Hölle fauchte uns entgegen!
Im Nu konnte man es in der unmittelbaren Umgebung des Flammenrostes nicht mehr aushalten. Es gab nur noch eine Chance, wenn wir überleben wollten.
Weg zum Ausgang.
Ich riß Mrs. Goldwyn mit. Sie hielt sich außerordentlich tapfer, schrie nicht und drehte auch nicht durch. Wie der Gluthauch des Todes streifte uns die Hitze, als wir in die Dunkelheit rannten. Ich hielt die alte Dame untergefaßt, während ich mit der kleinen Lampe leuchtete, deren Strahl auf- und niedertanzte.
Die Hitze raubte uns den Atem. Sie entzog der Luft den Sauerstoff, und ich merkte, wie Lady Sarah schwankte. Die Knie gaben bei ihr nach, doch ich zog sie eisern weiter.
Wir mußten hier raus.
Nur gut, daß ich diese unterirdische Kammer schon zuvor erkundigt hatte. So
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