0161 - Medusas Rache
wußte ich wenigstens, wo es langging. Ich kämpfte mich vor, während die Hitze fast meine Lungen zu zerfressen drohte. Dann fielen wir gemeinsam gegen die Wand.
Um uns herum war ein Inferno. Wir kamen uns vor wie in einem Backofen, so fauchte es. Schon erfaßte mich der erste Schwindel, aber wild entschlossen hämmerte ich gegen den Riegel.
Er sprang zurück.
In Strömen lief mir der Schweiß vom Körper. Ich hatte das Gefühl, als würde mir die Haut vom Gesicht fallen. Wenn wir nicht bald hier rauskamen, war alles vorbei.
Ich umfaßte den Griff.
Er war heiß.
Trotzdem hielt ich fest – und…
Ein Schrei der Enttäuschung drang aus meinem Mund. Die Tür war abgeschlossen.
Auch von außen.
Plötzlich gaben meine Beine nach, und ich sank in die Knie. Meine Hände fuhren an der Tür entlang, und neben Mrs. Goldwyn sank ich zu Boden. Unsere Gesichter berührten sich fast.
Die Horror-Oma schaute mich an. Ihre Mimik war verzerrt.
»Aus!« keuchte sie. »Wir verbrennen bei lebendigem Leibe…«
Es gab nichts, was ich dagegen sagen konnte…
***
Sofort sprangen zwei Leibwächter mit schußbereiten Revolvern vor ihren Boß und deckten ihn mit ihren Körpern. Dafür jedoch hatte Asmodina nur ein spöttisches Lachen übrig.
»Laßt den Unsinn«, sagte sie. »Ich will mit ihm reden.«
Die Leibwächter zögerten. Noch hatte ihnen ihr Boß keinen diesbezüglichen Befehl gegeben.
Asmodina war es leid. Sie schnippte nur mit zwei Fingern. Etwas blitzte auf, erfaßte die beiden Männer und riß sie von den Beinen.
Sie krümmten sich am Boden.
Die anderen beiden schossen.
Das geschah reflexartig. Die Kugeln trafen auch, aber mehr geschah nicht.
Sie konnten Asmodina nicht töten.
Den Mafiosi stand der Schrecken in den Gesichtern geschrieben.
Sie wurden noch weißer, begannen zu zittern und selbst Logan Costello bekam keinen Ton heraus.
»Ich hätte deine Leute töten können«, sagte die Teufelstochter, »aber ich mache es nicht. Wie dumm seid ihr eigentlich? Hat euch die erste Demonstration meiner Macht nicht gereicht? Ich habe doch die Toten aus den Gräbern geholt.«
»Wer bist du?« hauchte Costello.
»Asmodina, die Tochter des Teufels!«
Als Costello das hörte, schüttelte er den Kopf und stampfte mit dem Fuß auf. »Nein!« keuchte er, »das gibt es nicht. Ich werde verrückt, ich werde wahnsinnig. Der Teufel existiert nicht. Ich…«
»Bin ich nicht Beweis genug?«
Costello schwieg. Er war völlig durcheinander. Was er in den letzten Minuten erlebt hatte, ging dicht an die Grenze seines Begreifens.
Er wurde hier mit Dingen konfrontiert, die er in seinem Leben immer weit weggeschoben hatte.
Auch ein hilfesuchender Blick auf seine Männer brachte ihm keine Klarheit. Der große Logan Costello wurde plötzlich ganz klein.
»Was willst du?« fragte er schließlich.
»Ich möchte mit dir zusammenarbeiten.«
Das hörte sich schon besser an. Seine Gedanken begannen zu wirbeln. Er hatte die Kraft dieser Frau erlebt.
Sie besaß Möglichkeiten, an die er nicht im Traum gedacht hatte.
Unter Umständen konnte diese Zusammenarbeit sehr fruchtbar werden.
»Und wie hast du dir das vorgestellt?« erkundigte sich Logan Costello.
»Du kennst Solo Morasso?«
Vorsicht! dachte Costello. Sie will dich aufs Glatteis führen. Er kannte Morasso tatsächlich. [3]
»Es könnte sein«, antwortete er verhalten. »Wie ich hörte, existiert er nicht mehr. Ihm gehörte ja Palermo.«
»Er existiert!«
»Und wo?«
»Hier in London, oder in Paris. Er ist überall. Ich habe ihn mit einer großen Macht ausgestattet. Er hat die Mordliga gegründet und gehorcht mir. Aber er ist in letzter Zeit zu aufsässig geworden, ich hatte Ärger mit ihm. Er entglitt meiner Kontrolle. Das will ich ändern.«
»Was soll ich dabei tun?« fragte Costello.
»Ihn beobachten.«
Costello lachte. »Das ist unmöglich. Ich weiß schließlich nicht, wo er sich aufhält. Außerdem kann ich keinen meiner Leute entbehren. Ich habe wieder zwei Tote zu beklagen…«
»Du sollst ihn nur hin und wieder anrufen und ihn über seine Pläne befragen«, sagte Asmodina. »Er ist ja kein Gegner von mir. Ich möchte ihn nur an der langen Leine halten.«
Der Capo schüttelte den Kopf. »Nein, ich will es nicht«, sagte er bestimmt.
»Dann wirst du nicht mehr lange leben«, erwiderte die Teufelstochter kalt.
»Wie?«
»Ich werde dich töten und dein Mafia-Imperium zerreißen. Ich wundere mich, daß du noch zögerst. Wo wir drei eigentlich einen
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