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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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nicht daran, daß dieser merkwürdige Bankangestellte vor Gericht mit einem halben Dutzend unanfechtbarer Zeugen aufkreuzen würde, und daß jeder dieser tadellosen Zeugen es auf seinen Eid nahm, mit dem Freundlichen die ganze Nacht zusammengewesen zu sein. Bei einer ausgedehnten Pokerparty oder bei sonst etwas.
    Ich hätte nicht das geringste Beweismaterial gegen sie gehabt. Aber sie hatten den Eid des Bankangestellten, daß ich seit sechs Monaten Geld erhalten hatte von einem Unbekannten. Sie hatten die Unterschrift auf dem Schriftstück, wenn ich ja sagte. Und ohne mein Ja war der Schwur des Freundlichen auch noch ausreichend belastend gegen mich.
    »Also gut«, sagte ich irgendwann nach einer langen Pause.
    Meine Stimme klang mir selbst fremd.
    »Sie nehmen an?«
    »Ich bin kein Selbstmörder«, erklärte ich tonlos. »Verdammt noch mal, ich bin kein Selbstmörder! Kapiert ihr denn das nicht?«
    Der Chef klopfte mir auf die Schultern.
    »Vernünftig, Mister Cotton! Natürlich war es eine schwere Entscheidung für Sie. Das begreife ich. Aber ich glaube nicht, daß Sie sie bereuen werden. Wenn Sie erst einmal wöchentlich sechshundert Dollar bekommen haben, und das ein paar Wochen lang, dann werden Sie sich selbst fragen, wie Sie mit dem Hungerlohn existieren konnten, den Ihnen der Staat zahlt.«
    Ich sagte nichts. Ich dachte an Phil. Aber ich bekam sein Bild nicht deutlich in meine Vorstellung. Es war, als ob alles in mir ausgelöscht sei.
    »Welche Möglichkeit wählen Sie?« fragte der Boß.
    »Ich will G-man bleiben«, preßte ich hervor.
    »Das hatte ich erwartet. Gut. Ich bin einverstanden. Aber Sie müssen dieses Schriftstück unterzeichnen!«
    Er hielt es mir hin. Ich nickte., Okay.
    Sie hatten diese Runde gewonnen.
    ***
    »FBI! Sind Sie am Apparat, Decker?«
    Phil rieb sich mit der linken Hand die Augen und murmelte verschlafen.
    »Ja, ich bin es. Was ist denn los?«
    »Wir erhielten vor zwei Minuten einen Anruf aus der Telefonzelle am Times Square. Eine Frau war am Apparat. Sie wurde offensichtlich verfolgt. Ich hörte einen verdammt scheußlichen Schrei. Danach sagte ein Mann in den Hörer, es wäre nicht mehr nötig, daß wir kämen.«
    »Ist denn kein Mann von der Bereitschaft im Hause?« fragte Phil. »Warum soll ich mich darum kümmern?«
    Die Stimme aus der Zentrale wurde ungeduldig: »Die Frau erwähnte etwas von dem Mord in der 52sten Straße. Also doch wohl die Sache Raila Sheers. Haben Sie diese Angelegenheit seinerzeit nicht zusammen mit Cotton bearbeitet?«
    »Ja, habe ich. Okay, ich verstehe schon. Ich fahre sofort zum Times Square. Habt ihr schon jemanden hingeschickt?«
    »Natürlich, wir haben sofort einen Wagen mit drei Kollegen losgeschickt.«
    »Gut. Ruft Jerry noch an, damit auch er Bescheid weiß.«
    »Das habe ich schon versucht. Bei Jerry meldet sich niemand.«
    »Was? Das ist doch nicht möglich.«
    »Es ist aber so.«
    »Verstehe ich nicht«, murmelte Phil. »Jerry war müde, er wollte früh ins Bett gehen. Genau wie ich. Na schön, ich sehe mal bei ihm nach, sobald ich am Times Square fertig bin.«
    Er legte den Hörer auf und sprang aus dem Bett. Einen Augenblick überlegte er, dann griff er noch einmal zum Telefon und wählte meine Nummer. Eine Weile lauschte er vergeblich, dann drückte er die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte die Nummer vom nächsten Taxistand.
    »Ich brauche sofort einen Wagen«, sagte er. »Hier ist G-man Phil Decker…«
    Er nannte seine Anschrift und erhielt einen Wagen sofort zugesagt.
    Phil beeilte sich mit dem Anziehen und war in knapp drei Minuten so weit, daß er sich nur noch die Schuhbänder zuzuknöpfen hatte, als auch schon ein kurzes Hupen vor dem Hause verriet, daß der Wagen eingetroffen war.
    Achtzig Sekunden später kletterte Phil hinein.
    »Zum Times Square«, sagte er.
    »Okay, Sir. Gern!«
    Der Wagen jagte davon. Phil steckte sich eine Zigarette an und sann nach. Er dachte nicht an das, was am Times Square vielleicht vorgefallen sein konnte. Er dachte daran, daß ich nicht zu Hause war. Es gab keine vernünftige Erklärung für meine Abwesenheit. Ich gehöre nicht zu den Typen, die nur noch einen Whisky vor dem Schlafen trinken wollen und dann bis zum frühen Morgen in einer Kneipe hängenbleiben. Phil wußte das ganz genau.
    Er machte sich Sorgen, aber er wußte zugleich auch, daß er so gut wie nichts unternehmen konnte, wenn ich wirklich nicht zu Hause war. Er hatte nicht den leisesten Anhaltspunkt dafür, wo ich

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