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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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hatte, zog er eine heraus und las die Adresse vor.
    Ich notierte Brides Anschrift, 67ste Straße West. Als mir Parker auch noch versprochen hatte, daß er mich anrufen würde, sobald Bride in der Bank erschien, verließ ich ihn und fuhr zurück zum Distriktgebäude.
    Als ich das Office betrat, saß Phil hinter seinem Schreibtisch und blätterte in einem Fotoalbum.
    »Hallo, Jerry!« rief er. »Hast du schon von dem Mord gehört, der heute nacht am Times Square begangen wurde?«
    Phil war noch unrasiert und trug keine Krawatte. Ein sicheres Zeichen dafür, daß er noch nicht wieder zu Hause gewesen war, seit man ihn in der Nacht wegen dieses Mordes aus den Federn geholt hatte.
    »Ja, ich habe davon gehört«, erwiderte ich. »Warum?«
    »Weil ich den Mörder oder die Mörderin bereits kenne. Nur haben wir es mit dem sehr merkwürdigen Fall zu tun, daß eine vor Wochen ermordete Person heute nacht eine andere Person ermordet hat. Und das geht mir nicht so ganz in den Kopf. Hier, ich habe das Album geholt, das bei Raila Sheers im Zimmer lag. Übrigens hat man dort das Polizeisiegel erbrochen, aber darüber können wir uns später noch unterhalten. Jetzt sieh dir erst einmal dieses Bild hier an.«
    Er zeigte auf ein Foto von Raila Sheers, dem in der 52sten Straße ermordeten Mädchen. Sie trug eine Art Cocktailkleid. Und eine Brosche, die eine gewundene Schlange darstellte.
    »Diese Brosche«, sagte Phil, »habe ich heute nacht neben der Leiche am Times Square gefunden. Kannst du mir dieses Rätsel erklären?«
    Ich zuckte die Achseln:
    »Vielleicht. Aber ich habe noch ein anderes Rätsel für dich. Sobald wir das gelöst haben, ergibt sich die Lösung deines Rätsels vielleicht von selbst. Fahr nach Hause und wasch dich. Rasieren könnte auch nicht schaden. Ich bring’ dich nach Hause und warte auf dich. Wir müssen anschließend zur Columbia-Universität.«
    »Zur Columbia? Aber was willst du denn da?«
    Ich setzte mich auf den Schreibtisch, kramte meine Zigaretten hervor und sagte: »Wenn Tommy nicht Henry ist, kann Henry auch nicht Tommy sein. Oder was meinst du?«
    Phil sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Dabei war ich nie so sehr bei glasklarem Verstand wie ausgerechnet in diesem Augenblick.
    ***
    Ich erklärte Phil meine Gründe. Ich berichtete ihm von den Erlebnissen dieser Nacht. Je länger ich sprach, um so größer wurden seine Augen. Als ich endete, ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und sagte tonlos: »Das war verdammt dicht an der letzten Grenze. Es ist ein Wunder, daß du davongekommen bist.«
    »Ein Wunder wohl gerade nicht«, meinte ich. »Ich möchte eher sagen, daß es meinen schauspielerischen Qualitäten zuzuschreiben ist. Hätte ich nicht so überzeugend den übertölpelten, sich in Gewissensnöten windenden G-man gespielt, hätten sie mir nie die Handschellen abgenommen. Ich mußte erst die Handschellen loswerden, bevor ich irgend etwas unternehmen konnte. Deswegen kam es nur darauf an, den Burschen einen Kerl vorzuspielen, der bereit ist, alles zu unterschreiben, nur damit er der angekündigten höllischen Folterung entgeht. Ich habe mir alle Mühe gegeben, und es ist mir ja auch gelungen. Sonst säße ich nicht hier.«
    Phil brauchte noch einige Zeit, bis er diese Neuigkeiten verdaut hatte. Dann fragte er plötzlich nachdenklich: »Aber Jerry, um was geht es denn eigentlich in diesem verrückten Fall? Ob es wirklich Rauschgift ist? Du sagtest doch etwas davon, als du in der Wache der Coast Guard warst. Und der Bulle hat nicht widersprochen. Ob also tatsächlich Rauschgift im Spiel ist?«
    Ich zuckte die Achseln: »Das weiß ich nicht, Phil. Es ist schon möglich. Wir werden das noch herausfinden. Jedenfalls bin ich erst einmal froh, daß diese ganze mysteriöse Sache mit der Ermordung von Raila Sheers endlich ins Rollen gekommen ist. Wir haben jetzt allerhand Spuren, auf denen wir weiter vardringen können. Ich schlage vor, daß du zur Universität fährst, um die besprochene Angelegenheit dort abzuwickeln, während ich mir den Bullen vornehme. Vielleicht ist einiges aus ihm herauszuholen.«
    »Einverstanden«, sagte Phil. »Ich rasiere mich hier im Hause. Oben im Schlafsaal der Bereitschaft wird bestimmt ein Elektro-Rasierer vorhanden sein. Wenn wir uns teilen, kommen wir doppelt so schnell vorwärts.«
    Seine Augen strahlten. Man sah ihm an, daß auch ihn das gleiche Jagdfieber gepackt hatte wie mich. Während er verschwand, rief ich den Zellentrakt im Keller an und bat die

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