Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
Vom Netzwerk:
Kollegen, mir den Bullen heraufzubringen, den ich vor ein paar Stunden eingeliefert hatte.
    Es geschah. Verschlafen, unrasiert und nervös erschien der Bulle im Office. Ich forderte ihn auf, Platz zu nehmen, und bot ihm freundlich eine Zigarette an. Er nahm sie und rauchte mit tiefen Zügen.
    Ich hatte mir ebenfalls eine Zigarette eingesteckt und überlegte, wie ich diesen Mann vernehmen sollte. Es gibt mehrere Methoden, und was bei einem wirkt, kann bei einem anderen gerade das Gegenteil erreichen. Aber dieser Fleischkoloß schien mir zu einem ganz bestimmten Typ zu gehören. Intelligent war er zweifellos nicht. Wenn man ihn einschüchterte, mußte man damit rechnen, daß er bockig wurde und den Mund ein oder zwei Tage lang überhaupt nicht mehr auftat. Also entschloß ich mich für die väterlichfreundliche Art.
    »Wie war doch gleich Ihr Name?« begann ich.
    Der Bulle grinste: »Ich habe ihn doch noch gar nicht gesagt.«
    Ich machte eine halb ärgerliche, halb belustigte Kopfbewegung.
    »Ach, ich sehe schon: Sie kann man nicht hereinlegen, was?« schmeichelte ich. »Ich gebe zu, das war so ein dummer Polizistentrick. Na, aber vielleicht sagen Sie uns trotzdem Ihren Namen?«
    Der Bulle hatte sich geschmeichelt in die Brust geworfen und saß ein paar Grade aufrechter da als vorher.
    »Ich weiß nicht«, brummte er unentschieden. »Ich weiß nicht, ob ich’s tun soll. Ich bin mir nicht sicher, ob’s nicht besser wäre, wenn ich den Mund hielte.«
    »Das hätte wenig Zweck«, versicherte ich ihm. »Dann müßte ich nur Ihre Fingerabdrücke abnehmen und in unserer Kartei nachsehen lassen. Das würde nur ein oder zwei Stunden länger dauern. Aber Ihren Namen hätten wir dann doch.«
    Er nickte betrübt: »Ja, ja, diese verdammten Fingerprints. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Aber weil ich freundlich zu Ihnen bin, sagen Sie mir den Namen vielleicht gleich, was?« lockte ich. »Sehen Sie, mir ist es doch im Grunde vollkommen gleichgültig, wie Sie heißen. Ich bin hier doch nur ein ganz kleiner Mann. Aber meine Vorgesetzten, die setzen mich unter Druck. Bringen Sie uns den Namen von diesem Burschen, haben sie mir gesagt. Jetzt sitze ich da. Wirklich, mir wäre es vollkommen gleichgültig.«
    Ich machte eine bedauernde Geste.
    Der Bulle beugte sich vor: »Bei euch ist das auch so? Ja, ja, Mister, wir haben eben beide Pech gehabt. Wenn man Rockefeller heißt oder sonst irgendein hohes Tier ist, dann braucht man nur zu pfeifen, und die anderen -so die armen Schweine wie wir beide die müssen tanzen.«
    »Ja, leider«, seufzte ich, daß sich die Steine vor Mitleid gekrümmt hätten. »Ich gehöre wirklich nicht zu den Leuten, die irgendwem Schwierigkeiten machen wollen. Ganz und gar nicht, das können Sie mir glauben…«
    Ich sah ihn an, eine Bestätigung erheischend. Er fiel auch prompt herein: »Ich glaub’s Ihnen, Mister. Sie machen ’nen ganz netten Eindruck.«
    Ich seufzte: »Das ist ja mein Fehler! Bloß weil ich keinen armen Kerl in Schwierigkeiten bringen will, habe ich sie dauernd. Sie glauben ja gar nicht, wie scharf hier die Vorgesetzten sind!«
    »Ach!« staunte er, offenes Mitleid im Blick.
    »Und wie!« versicherte ich. »Aber was soll ich machen? Irgendwo muß man ja seine paar Dollar verdienen, nicht wahr?«
    »Sicher, sicher«, brummte er.
    »Noch eine Zigarette?« fragte ich, als ich sah, daß er seinen Stummel ausdrückte. Er griff zu, schüttelte aber mit dem Kopf.
    »Nehmen Sie ruhig!« drängte ich. »Ich bin doch kein Unmensch.«
    Plötzlich beugte er sich vor: »Wissen Sie was, Kamerad? Ich sag’ Ihnen meinen Namen! Ihr kriegt’s ja doch in ein paar Stunden über meine Fingerabdrücke heraus. Da ist es doch egal, ob’s jetzt schon bekannt wird. Und Ihnen hilft es bestimmt ein bißchen, wenn es so aussieht, als hätten Sie mir das mit List und Tücke abgenommen, he?«
    Ich war ergriffen. Ich stand auf und schüttelte ihm die Hand.
    »Joe Rielers«, sagte er. »Ohne festen Wohnsitz. Ich schlafe mal in dem Boarding-Haus, mal in jenem. Was gerade in der Nähe liegt.«
    »Danke«, sagte ich sehr ernst. »Mich würde ja bloß interessieren, wie Sie zu den Kerlen gestoßen sind, mit denen Sie heute nacht auf mich gewartet haben. Zu solchen Ausbeutern passen Sie doch gar nicht, das sieht man doch auf den ersten Blick. Die leben in Saus und Braus, Leute wie Sie müssen die Dreckarbeit machen und kriegen ein Dreckgeld dafür.«
    »Da haben Sie verdammt ein wahres Wort gesprochen!« sagte Rielers

Weitere Kostenlose Bücher