0162 - Londons Pflaster ist heiß
gebracht hatte, traf seinen Kopf und seine Magengrube.
Er beugte sich nach vorn. Sein Gesicht lag frei. Meine Faust explodierte an seiner Kinnspitze. Die Wucht des Schlages hob ihn hoch und ließ ihn rücklings auf das Pflaster fallen.
Zur Vorsicht sah ich mich nach den anderen um, und ich tat gut daran.
Der Schlagringmann stand auf den Beinen und war im Begriff, mich anzugreifen. Als er sah, dass sein Kumpan lag, stockte er, warf sich herum und wollte türmen.
Ich war schnell genug bei ihm, packte über seine Schulter hinweg die Aufschläge seines Jacketts und riss ihn herum.
Ich bin selten brutal, aber dieser Kerl war von einer widerlichen Verschlagenheit und Heimtücke. Obwohl er keine Bewegung der Gegenwehr machte, schmetterte ich ihm die freie Faust ins Gesicht. Er knickte in den Knien ein.
Als ich seine Jackenaufschläge losließ, brach er zusammen.
Erledigt! Ich klopfte mir die Hände ab und wollte gehen.
Zu früh! Der Neger stand, wenn er auch taumelte, und jetzt hielt er ein Messer beachtlichen Ausmaßes in der Hand. Ich hatte einfach genug. Ich ging auf den Burschen zu.
»Weg mit dem Ding!«, schrie ich ihn an.
Er hielt den rechten Arm und die Waffe weit von sich gestreckt.
Ich ging noch immer auf ihn zu. Er holte aus und beschrieb eine Art Bewegung wie ein Mann, der mit einer Sense arbeitet. Das Messer zischte in handbreiter Entfernung an mir vorbei. Bevor der Mann den Arm zurückschwingen konnte, ging ich in ihn hinein.
Ich fing den zurückschwingenden Arm ab. In der nächsten Sekunde sah die Sache anders aus. Der Neger stand nach vorn gebeugt, ich hatte eine Hand an seinem Gelenk und die andere Hand gegen die Schulter gestemmt. Ich drückte den Arm schräg nach oben, und er begann zu wimmern, denn auf diese Weise renkte ich ihm das Schultergelenk aus.
Das Messer klirrte auf das Pflaster.
»Wer hat dich geschickt?«, fragte ich. Der Mann wimmerte. Ich verstärkte den Hebeldruck. Er brach in die Knie, aber ich ließ ihn noch nicht los.
»Wer?«, knurrte ich.
»Ooh«, stöhnte er. »Ooh, Sandy!«
»Wer ist Sandy? Verdammt, ich weiß immer noch nicht, wer das ist?«
»Starlight Klub«, heulte er.
»Hm, jetzt weiß ich Bescheid. Und welchen Auftrag hattest du, he? Solltest mich wohl umbringen?«
»Nein. Bitte, Sir. Sie sollten nur zusammengeschlagen werden. Krankenhaus!«
Ich ließ ihn los, und er stürzte vornüber auf das Pflaster.
Ich hob das Messer auf. Es war ein Klappmesser.
Ich drückte es zusammen und steckte es ein.
Ich verließ das Schlachtfeld. Mit zwei versoffenen Hafentramps und einem Ganoven vom Schlage des Negers konnte mich Nollan nicht aus dem Wege räumen. Dazu musste er schon größere Mittel aufbieten. Ihm blieb keine andere Wahl als diese schwereren Geschütze aufzufahren oder… sich mit mir zu verständigen. Ich hoffte sehr, dass er das Letztere versuchen würde.
***
Später überlegte ich, warum Nollan ausgerechnet heute seine Leute ausgeschickt hatte, um mich außer Gefecht zu setzen. Dass ich nur, wie der Neger gesagt hatte, in einen krankenhausreifen Zustand versetzt werden sollte, entsprach einer klugen Berechnung. Es kam immer wieder vor, dass Touristen sich zu leichtsinnig in Londons Slums wagten. Wenn sie dabei aneckten, durch die Mangel gedreht und ausgeraubt wurden, so gab sich Londons Polizei zwar Mühe, die Schuldigen zu finden, aber es gelang ihr selten, denn die Zeugen schwiegen eisern. Dass die Leute, die dieses Handwerk betrieben, sich sehr hüteten, einen Mord zu begehen, war bekannt. Im Falle eines Mordes verloren sie die sonst selbstverständliche Solidarität der Unterwelt.
Dass Nollan heute versucht hatte, mich aus dem Weg zu räumen, musste einen bestimmten Grund haben. Er hätte auch an den anderen Tagen Gelegenheit genug gehabt, seine bezahlten Subjekte mir auf den Hals zu hetzen, denn ich hatte mich die ganze Zeit über in Vierteln herumgetrieben, die für Ausflüge höherer Lehranstalten nicht geeignet sind.
Nollan schien irgendetwas zu planen, und er wollte verhüten, dass ich ihm zum zweiten Mal in die Quere kam. Offenbar schätzte er mich immer noch nicht als sehr gefährlich ein, sonst hätten ihm nicht ein paar Vorstadttypen genügt.
Klar, dass ich zuerst an Clean und seinen Wirrington Klub dachte, und als der Klub um neun Uhr seine Pforten öffnete, war ich der erste Gast.
Clean kam erst um zehn Uhr. Als der Kellner ihm ausrichtete, dass ich ihn zu sprechen wünschte, kam er, noch in Hut und Mantel, an meinen Tisch.
»Ich
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