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0162 - Londons Pflaster ist heiß

0162 - Londons Pflaster ist heiß

Titel: 0162 - Londons Pflaster ist heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Londons Pflaster ist heiß
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Polizei hätte es leicht gehabt zu behaupten, ich hätte die Kanone mit einem Taschentuch angefasst.«
    »Wo ist die Waffe jetzt?«
    Ich klopfte wortlos gegen meine Brusttasche.
    Lester Bright biss sich auf die Unterlippe.
    »Und jetzt sind Ihre Fingerabdrücke darauf?« Der Fotograf machte ein ernstes Gesicht. »Anscheinend ist die Tinte, in der Sie sitzen, doch dicker, als ich zuerst glaubte.«
    Ich schlug mit der flachen Hand auf das Zeitungsblatt.
    »Das schlimmste ist dieses Bild. Ich kann Nollan nicht an den Kragen, wenn ich mich nicht auf die Straße trauen darf. Der Schnurrbart muss weg. Eine hübsche, dicke Hornbrille werde ich mir auf die Nase klemmen, und außerdem muss ich einen anderen Anzug haben. - Ich hoffe, Lester, Sie sind nett genug, mir eine andere Kluft zu besorgen. Vielleicht muss ich Sie auch bitten, mir die Haare zu färben.«
    Jetzt lachte er wieder.
    »All right, ich werde das alles für Sie tun, obwohl ich das verdammte Gefühl habe, mich damit mächtig strafbar zu machen. Aber es wird erst in vierzehn Tagen gefährlich werden. So lange werden Sie hier sitzen müssen. Wenn Sie sich jetzt auf die Straße wagen, nützen Ihnen Hornbrille und gefärbte Haare nichts.«
    »Ich dachte nicht daran, Ihnen so lange zur Last zu fallen«, brummte ich, aber er winkte ab.
    »Nicht wichtig«, sagte er. »Mir macht es Spaß!«
    ***
    Mir machte es keinen Spaß, volle vierzehn Tage lang auf Lester Brights Atelier beschränkt zu sein und von ihm mit Brötchen, Tee, Whisky, Mittagessen und Nachrichten versorgt zu werden, aber ich hatte keine andere Wahl, und jeder vorzeitige Ausbruchsversuch wurde von Bright einfach dadurch gestoppt, dass er mir weder die Brille, noch den neuen Anzug mitbrachte, vom Haare färben ganz zu schweigen.
    Ich benutzte die vierzehn Tage, um darüber nachzudenken, wie ich Nollan an den Kragen könnte. Wäre ich wirklich ein Gangster gewesen, so hätte ich es einfach gehabt. Ich hätte versucht, ihm irgendwo zu erwischen und ihn niederzuschießen. Aber ich brauchte Beweise, und das war schwerer, als einem Mann ein paar Kugeln zu verpassen.
    Dass Nollan der geistige Urheber des Mordes war, stand fest. Aber wer hatte die Tat ausgeführt?
    Larry Wedness, der Geschäftsführer, schien mir nicht infrage zu kommen. Ebenso schied der hünenhafte Portier aus.
    Slim Glads hingegen besaß einige Übung darin, kaltblütig den Abzug zu drücken, wenn der Lauf einer Pistole auf einen Menschen gerichtet war, aber Glads war ein relativ intelligenter Gangster. Was immer er in den Vereinigten Staaten angestellt hatte, so würde er wenig Lust verspüren, auf Englands Boden einen Mord zu begehen. Glads wurde langsam alt. Wahrscheinlich liebte er es nicht sehr, Dinge zu tun, für die die einzige Strafe der Strick um den Hals war. Immerhin durfte ich Slim Glads aus der Liste der möglichen Täter nicht streichen.
    Blieben Nollans englische »Gorillas«: jener Sandy Wells, der die drei Männer angeheuert hatte, um mich in der Hafengasse auf das Pflaster zu legen, und der Chinamischling, von dem ich inzwischen durch Bright den Namen wusste.
    Der Mahn hieß oder nannte sich zumindest Wong. Wahrscheinlich zog er die lautlose Arbeit mit einem Messer vor, aber es war nicht ausgeschlossen, dass er sich ebenso gut einer Pistole zu bedienen wusste. Ich hoffte sehr, einen von diesen drei irgendwann einmal allein fassen zu können.
    An einem Montag kam Lester Bright ins Atelier und trug einen großen Karton und noch einige Pakete unter dem Arm.
    »Haben Sie keine Lust, heute Abend auszugehen, Sten?«, fragte er.
    Längst waren wir dazu übergegangen, uns endgültig bei den Vornamen zu nennen.
    »Ich habe Ihr Maskenkostüm mitgebracht.«
    Wir packten zwei Anzüge, einen dunklen und einen grauen Tweed, aus. Aus einem kleineren Paket kam eine Hornbrille mit großen Rändern zum Vorschein und aus einem anderen ein Haarfärbemittel.
    Lester schüttelte die Flasche. »Garantiertes Jayne-Mansfield-Blond«, lachte er.
    Ich betrachtete die Flasche mit höchstem Misstrauen.
    »Wollen mal sehen, ob wir nicht darauf verzichten können.«
    Den Schnurrbart hatte ich inzwischen abrasiert. Meine Haare waren ohnedies seit drei Wochen nicht geschnitten. Die Brille, natürlich mit Gläsern aus gewöhnlichem Glas, veränderte mein Gesicht mächtig. Ich gefiel mir fast. Mit dem Ding auf der Nase sah ich gebildeter aus, als ich in Wahrheit bin. Die entscheidende Veränderung aber brachten die Anzüge. Wir Amerikaner lieben saloppe, weite

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