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0164 - Die Truhe des Schreckens

0164 - Die Truhe des Schreckens

Titel: 0164 - Die Truhe des Schreckens
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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du?«
    Gor seufzte. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug.
    »Also gut«, sagte er, »wollen wir keine Zeit mit Debattieren vergeuden.«
    Er setzte sich an das Kopfende.
    Die zwölf Priester saßen um einen steinernen Tisch. Alle anderen Möbelstücke waren beiseite geräumt. Auch Sorcerer setzte sich. Er nahm den Platz direkt gegenüber Gor ein.
    Alle reichten sich die Hände.
    »Ich leite die Seance ein«, sagte der Oberpriester. »Mit deiner Erlaubnis, Gor.«
    Gor nickte ihm nur zu.
    Die zwölf Priester schlossen die Augen und konzentrierten sich. Gor ließ die Augen offen. Sorcerer musterte ihn. Er sagte ein paar Worte in einer harten Sprache. Gor konzentrierte sich darauf und spürte sogleich die magische Wirkung.
    Es waren geheime Worte einer magischen Sprache, erzeugt und gesprochen von den Urpriestern der Zartaner.
    Aber auch das normale zartanische Idiom besaß Magie. Nur hätte sie in dieser extremen Situation nichts genutzt, seit die Höhle der Magie keine schützende Wirkung mehr hatte.
    Sorcerer schüttelte sich, wie im Fieber, als er einen langen Satz über die Lippen sprudeln ließ. Ein eigenartiger Singsang, den er mehrmals wiederholte, bis sich die Laute in der Halle emporschwangen und als Echo zurückkehrten. Echo und Gesprochenes vermischten sich zu einer Klangeinheit, die Sorcerer geschickt weiterknüpfte.
    Gor wurde davon eingelullt und schloß ebenfalls die Augen. Die Hände seiner Nachbarn signalisierten Einigkeit.
    Ein Kribbeln entstand in seinen Fingern, übertrug sich auf den Arm, kroch in seinen Körper, um ihn ganz zu erfüllen.
    Gor verlor den Kontakt mit der Wirklichkeit und »hörte« auf einmal die Gedanken der anderen. Aber diese Gedanken bildeten ein wirres Durcheinander.
    Die Stimme des Sorcerer hörte er nicht mehr, doch spürte er ihre Wirkung.
    Gor beschäftigte sich mit den Gedanken der anderen und setzte dabei seine übermenschliche Autorität ein.
    Sie wendeten sich an ihn, und Gor stellte sich die Gestalt des Sorcerers vor. Das war der Orientierungspunkt, den er den Priestern von Zartas bot und der ihre Gedanken zu einer Einheit verschmelzen ließ.
    Sorcerer, hilf mir, alle hinauszuführen. Wir wollen uns über die Stadt erheben und schauen, was draußen geschieht. Dabei müssen wir große Vorsicht walten lassen, damit unser Tun nicht vom Feind sogleich bemerkt wird.
    Der Sorcerer vernahm seine Gedanken und gab zurück: Führe du uns, mein Herrscher, und wir werden mit dir sein, als die Einheit unserer Kräfte.
    Zamorra dachte an alle Priester und verband sich mit mit ihnen. Die Magie des Sorcerer, der die Grundkoordination bildete, war eine große Erleichterung für Gor, denn der Held von Zartas allein hätte diese Verbindung nicht erzeugen können.
    Diffuse Nebel entstanden um ihn herum. Die Geister der Priester waren mit ihm und sprachen mit seinen Gedanken im Gleichtakt.
    Gor bezwang die Nebel und sie lichteten sich.
    Die Halle, in der sie sich befanden.
    Gor schwebte empor. Alles erschien unwirklich. Die Farben stimmten nicht. Die Bilder waren blaß.
    Vierzehn Männer und Frauen saßen um den steinernen Tisch. Gor sah sich selbst und sah die anderen.
    Er zwang seinen Geist höher, und die anderen folgten wie aufgereihte Perlen auf einer Schnur.
    Die steinerne Decke war kein Hindernis für ihre geistige Einheit. Mühelos durchbrachen sie den stabilen Stein und auch das bizarre Dach.
    Sie befanden sich über der Stadt.
    Eines der Geschoße zischte heran. Zum ersten Male wurde ihnen bewußt, daß dieses flüssige Harz teilweise ein magisches Produkt war. Schon verspürte Gor den Wunsch, sich näher damit zu beschäftigen, doch das mußte er verschieben.
    Noch ein Stückchen höher, um alles zu übersehen.
    Die Zartaner kämpften tapfer, obwohl Sorcerer behauptet hatte, die zartanischen Krieger wären müde und demoralisiert. Vielleicht lag es daran, weil sie Gor in Aktion gesehen hatten? Die Rede von seinem Sieg an einem Teil der Stadtmauer hatte gewiß schnell die Runde gemacht.
    Soldaten brauchten ein Vorbild, und Gor war das beste Vorbild, das sich die Zartaner wünschen konnten.
    Gor schwebte über die Stadt hinweg und verließ den Bereich des Palastes. Dabei spürte er beginnende Schwäche. Das hatte er erwartet, denn die Magie von Mars wurde wirksam und setzte ihnen zu, obwohl er sie noch nicht bemerkt hatte. Wehe, wenn sie ihn auf sich aufmerksam machten. Dann würde er sie mit Leichtigkeit zurückdrängen.
    Würde er uns vernichten können?
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