0166 - Die Gangsterbraut
Wunderland. Sie war in die fernste Ecke der Box gerutscht und wäre wohl am liebsten davongelaufen.
»Nimm’s nicht so schwer, Darling«, lachte ich. »In fünf Minuten ist diese geschäftliche Zusammenkunft so oder so zu Ende. In fünf Minuten wird unser Freund abhauen. Es handelt sich nur darum, ob er mit oder ohne Armbänder geht und ob er sein eigenes Benzin gebrauchen muss oder eine Freifahrt bekommt.«
»Bangemachen gilt nicht«, meinte Slim. »Aber Sie haben mich ja noch gar nicht ausreden lassen, G-man. Sie wissen ja noch gar nicht, was gespielt wird.«
»Ich weiß es sehr genau. Ihr Boss ist immer noch der alte, nämlich Bloody Ed, und er hat seinen Lieutenant damit beauftragt, einen Hering über die heiße Spur zu legen, die ich verfolge. Sagen Sie ihm ich sei kein Hund. Meine Witterung lässt sich auch durch Heringsgestank nicht irreführen. Sagen Sie ihm ferner, dass ich ihm auf den Fersen bleibe. Sagen Sie ihm vor allem, er soll Burner ungeschoren lassen. Erwischen werde ich ihn sowieso. Hinrichten kann man den Mistkerl auch nur einmal - das ist das Einzige, was mir leidtut -, aber wenn er die Frechheit hat, seine Mord AG weiter zu betreiben, so wird er gar nicht vor Gericht kommen.«
Dimitri Karatopulos, genannt Slim, blickte mich genauso an wie die armen Teufel, denen man in grauer Vorzeit die Wirkung der Folterinstrumente erst einmal erklärte, bevor man sie an ihnen ausprobierte.
»Sie sind verrückt«, stieß er hervor, aber es war keine Überzeugung hinter seinen Worten.
Natürlich hatte ich das nicht so gemeint. Ich wollte Slim, der wie alle Gewaltverbrecher im Grunde seines Herzens ein Feigling war, in Panik versetzen, weil ich hoffte, er würde dann eher geneigt sein, etwas zu sagen, und sei es nur, um sich selbst Mut zu machen. Ich war sogar darauf gefasst, dass er die Nerven verlieren und auf mich losgehen würde, und darum schob ich meinen Stuhl so weit zurück, dass ich ohne Weiteres aufspringen konnte. Außerdem steckte ich die Hand recht auffällig unter den Aufschlag meines blauen Zweireihers.
»Sie wollen also nicht auf unseren gut gemeinten Vorschlag eingehen«, stellte er fest.
»Sag deinem Chef, er könne mich mal…«, war meine Antwort. »Und jetzt mein lieber Junge, bist du wohl so freundlich, mich von deiner Gegenwart zu befreien. Du bist hier unerwünscht.«
Im Gesicht des Gangsters arbeitete es. Hätte er seinen Gelüsten und seinem Temperament nachgegeben, so wäre er mir an die Kehle gesprungen, aber er wollte nichts riskieren, und er hatte wohl auch entsprechende Anweisung. So erhob er sich und ging, gewollt gleichgültig, hinaus. Er war nicht einmal dazu gekommen, einen Drink zu bestellen.
»Komm zu mir, Darling. Der schwarze Mann ist nicht mehr da«, lachte ich, und Peggy, immer noch blass unter ihrer Lackierung, tat so, als hätte sie nichts verstanden.
Zur Auffrischung der Lebensgeister bestellte ich uns ein paar doppelte Whisky, und dann sagte ich: »Du kannst nun deinem Boss erzählen, was du gehört hast. Sag ihm, er soll vorsichtig sein. Der Mann mit dem er sich da eingelassen hat, macht keinen Unterschied zwischen seinen Kunden und seinen Opfer. Wenn er es für nötig hält, so wird er auch Mr. Marsh aus dem Weg räumen.«
Die Drinks kamen, und auch Peggy kippte den ihren hinunter. Dann endlich bekam sie wieder etwas natürliche Farbe.
»Seien Sie mir nicht böse, Jerry, aber mit ist wirklich nicht gut. Wären Sie so freundlich, mich zum Parkplatz und zu meinem Wagen zu bringen?«
»Mit Vergnügen. Wenn Sie wollen, fahre ich als Eskorte hinterher.«
»Das wird wohl nicht nötig sein«, lächelte sie gepresst. »Das Gespräch, das Sie da führten, ging mich ja nichts an.«
Ich gab keine Antwort, aber ich dachte daran, dass schon Menschen getötet worden sind, nur weil sie etwas gehört hatten, das nicht für ihre Ohren bestimmt war.
Ich war froh als die Kleine in ihrem alten Chevrolet abgefahren war.
Es war zwölf Uhr fünfzehn und eigentlich noch viel zu früh, um nach Hause zu gehen, aber das Blaue Krokodil war nicht mein Fall.
Da ich inzwischen hungrig geworden war, fuhr ich die kurze Strecke bis zu LE BISTRO, einem ausgezeichneten, französischen Restaurant in der 49ten Straße, das den-Vorteil hat, nicht übermäßig teuer zu sein. Mit viel Genuss vertilgte ich das Menü zu zwei Dollar fünfzig, und dann kam mir die Idee, mich einmal zu erkundigen, was Phil ausgerichtet hatte.
Es gab drei-Telefonzellen, und alle drei waren besetzt. Durch die
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