0166 - Die Gangsterbraut
war nicht nur einmal, sondern mehrere Male dagewesen und hatte längere Zeit mit Marsh konferiert. Sie hatte den Mund gehalten, weil Marsh ihr ausdrücklich verboten hatte, darüber zu sprechen. Dabei erfuhr ich auch, dass die ganze Firma nur aus dem Chef, einem Lehrmädchen und Peggy bestanden hatte. Nach Marshs plötzlicher Abreise war Long mit einer Vollmacht aufgetaucht und hatte, wie sie sich ausdrückte, ein Schreckensregiment errichtet. Er ohrfeigte das Lehrmädchen und schrie Peggy an. Darum hatte sie mich angerufen, aber er musste es an dem Zweigapparat im Privatbüro abgehört haben.
Das war alles, was sie mir sagen konnte. Über den Geschäftsbetrieb wusste sich nichts. Marsh hatte die wenigen Briefe selbst geschrieben. Peggy war wohl hauptsächlich als Dekoration gedacht gewesen.
Es war also etwas faul bei Mr. Marsh. Schon die Verbindung mit Bloody Ed, die sich nicht auf einen einmaligen Besuch beschränkt hatte, war mehr als verdächtig. Dazu kam Marshs Reise, die wie eine Flucht aussah. Nur der Grund dieser Flucht war mir vorläufig noch ein Rätsel.
Die Hauptsache war nun, Peggy in Sicherheit zu bringen. Ich traute ihrem Chef jede Gemeinheit zu, wenn er erfuhr, dass sie nicht dichtgehalten hatte. In Upper Manhattan befand sich ein kleines, gutes Hotel, wo gelegentlich G-men von außerhalb wohnten. Das war der gegebene Platz. Sie war sofort einverstanden, und ich versprach ihr, mit der Quittung, die sie schon ausgeschrieben hatte, ihre Sachen abholen und ihr bringen zu lassen.
Ich brachte sie sofort hin, nachdem Long abgeholt worden war, und mietete ein Zimmer auf FBI-Kosten. Geld hatte sie nur noch wenig, die Stellung war auch zum Teufel, und zwar durch meine Schuld, und so konnte die Staatskasse nicht umhin, einzuspringen. Dann traf ich mich mit Phil in einer gemütlichen Bar am Times Square, und wir brüteten über der verzwickten Geschichte.
***
Es gab zwei getrennte Fälle: Ed Royle hatte ein, wie er annahm, lukratives Unternehmen gestartet. Er bot Leuten, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht riechen konnten oder sich im Wege waren, wechselseitig an, den anderen umzulegen. Seine »Geschäftskarten«, waren so präpariert, dass der Stempelaufdruck nach kurzer Zeit verblasste, sodass niemand einen Beweis in der Hand hatte.
Nur einmal war Ed unvorsichtig gewesen. Er hatte Stewart auf gesucht und ihm angeboten, seinen Konkurrenten Davies aus dem Weg zu schaffen. Davies arbeitete an derselben Neuerung, die auch in Stewarts Werken entwickelt wurde. Es ging dabei um einen Wettlauf, und der Tod des Managers der Konkurrenz musste die Produktion natürlich verzögern. Stewart lehnte ab und wurde wahrscheinlich grob, weil er, wie wohl die meisten, seinen Besucher für einen Verrückten oder einen Erpresser hielt. Nun machte Ed dem Klartex-Manager Davies das gleiche Angebot. Ob nun dieser die Sache nicht ernst nahm und Bloody Ed den Eindruck hatte, er könne es riskieren, oder ob Davies überhaupt nicht richtig begriffen hatte, um was es ging, jedenfalls wurde Stewart umgelegt, und am nächsten Tag kam Ed, um seine Belohnung zu kassieren.
Davies musste über das, was er unwissentlich angerichtet hatte, so entsetzt gewesen sein, dass er das Nächstliegende versäumte, nämlich die Polizei zu alarmieren. Natürlich hatte der Mörder ihm gedroht, er werde in diesem Fall selbst im Zuchthaus oder gar auf dem elektrischen Stuhl landen, denn er habe ja den Auftrag gegeben. Er empfahl Davies wahrscheinlich, sich die Sache zu überlegen, und stellte sein Wiederkommen in Aussicht. Da beschloss der verzweifelte Mann, der sich keinen Rat mehr wusste und sich selbst für schuldig hielt, aus dem Leben zu scheiden.
Ed war wütend, dass das Geschäft missglückt war, und er wollte sich dadurch schadlos halten, dass er sich der Rezepte für das Waschmittel bemächtigte und diese meistbietend verkaufte. Er war jedoch nicht der Einzige, der diese Idee hatte. Auch Nita, die Sekretärin, war darauf gekommen, hatte die Formeln an sich genommen und leere Blätter in den Umschlag gesteckt. Darum war sie so spät abends noch im Büro. Eds Abgesandter glaubte, mit dem Mädchen leichtes Spiel zu haben, bezog aber gewaltige Prügel und musste flüchten.
Nita selbst versuchte, sich den Rücken zu decken, indem sie ausgerechnet mir die leeren Bogen in dem Couvert, das sie natürlich wieder versiegelt hatte, zur Aufbewahrung gab. Sie machte sich an Caxton von der Konkurrenz heran, der sich des Einverständnisses von Voss
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