0166 - Im Labyrinth von Eysal
herausgestellt, daß einige der Aggregate mit einer Molkex-Schicht überzogen waren. Dort versagten die Thermostrahler kläglich. Aus den übrigen Maschinen lösten sich jedoch Platte auf Platte, Bestandteil auf Bestandteil, und die weite Halle fing an, wie eine Ausstellung abstrakter Skelette auszusehen. Vor einer halben Stunde, als sie die Halle betraten, hatte Christoph von Captain Heyder eine kurze Nachricht bekommen. Heyder hatte ihm erklärt: „Vorläufig kein Minikom-Verkehr!" und danach das Gerät abgeschaltet. Christophs erster Impuls war gewesen, nach dem Grund der Anordnung zu fragen. Aber das wäre gegen Heyders Befehl gewesen. Christoph fing an nachzudenken und kam darauf, daß der Gegner eine Möglichkeit besitzen könne, Hyperstrahlung zu registrieren und die Quelle zu orten. Er fragte sich, wie diese Entdeckung gemacht worden sei. Aber je länger er darüber nachdachte, desto plausibler erschien ihm, daß es dazu eigentlich keiner Entdeckung bedurfte.
Bei einem Gegner, der Captain Heyders Wachstation innerhalb weniger Sekunden mit Hilfe von Ultrarot-Lasern zerstört hatte - wenn diese Vermutung richtig war - durfte man die Kenntnis der Hyperortung durchaus als gegeben annehmen. Christoph zog seinen Minikom aus der Tasche und betrachtete ihn traurig. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, von aller Verbindung mit der Umwelt abgeschnitten zu sein. Einer der Leute kam auf ihn zu. Dale Schenk, Physiker, ein Mann, den Christoph wegen seiner inneren Ausgeglichenheit schon manchesmal bewundert hatte. „Ich glaube, wir habens geschafft!" rief Dale von weitem. „Das Aggregat, das wir eben auseinandernehmen, muß selbst so etwas wie ein Hypersender gewesen sein." Christoph zog die Brauen in die Höhe. „Warum nehmen Sie's dann auseinander?" Dale kratzte sich am Kopf.
„Weiß der Himmel... so wie es jetzt ist, kennen wir uns nicht mit dem Zeug aus."
„Gut. Wie lange werden Sie brauchen?"
Dale sah ihn erstaunt an. „Mit den vier Mann hier?
Wahrscheinlich fünfzig Jahre." Christoph lachte. Der Minikom in seiner Tasche summte. Christoph nahm ihn heraus und schaltete den Empfänger ein. Er hütete sich, das Erkennungszeichen zu geben. „Heyder an alle!" sagte eine trockene Stimme. „Die Zentrale wird angegriffen. Der Gegner ist in erdrückender Übermacht. Alle anderen Gruppen ... bleibt, wo ihr seid. Versucht nicht, uns zu helfen. Helft euch selbst! Ich wiederhole. Heyder an alle. Die Zentrale wird angegriffen. Der Gegner ist..." Christoph schaltete das Gerät aus. Heyders Stimme hatte nichts verstehen können.
Christoph Warren sah ihn an. „Ich muß Sie enttäuschen", sagte er ruhig. „Sie schaffen es besser in fünf Stunden... sonst sind wir nämlich hin!"
*
Auf dem Weg in die Tiefe machte Gil Krueger sich eine Menge Gedanken über die Taktik der Fremden. Er hatte erwartet, die Antigravschächte samt und sonders außer Betrieb zu finden - jetzt, da die Fremden wußten, daß ihr Gegner aktiv war und sich auf allen möglichen Geschossen bewegte. Statt dessen funktionierte gleich der erste Schacht, den er probierte. Frei und ungehindert stieg er ins vierzehnte Geschoß hinunter ab. Logisch denkend, fand Gil nur zwei Gründe, warum das so sein sollte. Die Fremden waren durch ihre bisherigen Erfolge davon überzeugt, daß die Handvoll Terraner ihnen ohnehin nicht gefährlich werden könne, und schenkten ihnen keine Beachtung mehr. In ebenso logischer Denkweise verwarf Gil diese Erklärung jedoch rasch wieder. Denn kein wirklich intelligentes Wesen würde sich durch rasch errungene Anfangserfolge zu einer derart unvorsichtigen Verhaltensweise hinreißen lassen. Die zweite Möglichkeit war, daß die Fremden die Schächte für die eigenen Zwecke brauchten und nicht genug Mannschaft hatten, sie unter ständiger Überwachung zu halten. Diese Erklärung erschien ihm immer vernünftiger, je länger er darüber nachdachte. Die Huldvollen waren mitten in einem großangelegten Unternehmen.
Der Teufel mochte wissen, wie sie auf Eysal gelandet waren, ohne daß Heyders Orterstation ihrer gewahr geworden war. Vielleicht hatten sie sich im Schatten des Planeten genähert und ihre Truppen in Gleitbooten um die halbe Rundung des Globus gebracht. Auf jeden Fall waren sie sich der Gefährlichkeit ihres Vorstoßes bewußt und hatten, allein wegen der Gefahr der Entdeckung, nicht mehr Schiffe und Leute mitgebracht, als sie unbedingt brauchten. Es war durchaus verständlich, daß sie Mangel an Leuten
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