0166 - Im Labyrinth von Eysal
hatten - jetzt da sie wußten, daß unter der Oberfläche des Planeten auch noch Schwierigkeiten auf sie warteten. Es wurde ihm rasch klar, daß sich da ein Vorteil für die terranische Gruppe bot. Wenn sie ihre Aktionen räumlich ausreichend streute, dann würden genug gegnerische Kräfte gebunden, um Christoph Warren Zeit zu geben, den neuen Hypersender zu bauen. Gil stand am Rand des Verteilers, in dem Paddie den Blaster-Schuß gerochen hatte, als er Captain Heyders Rundspruch empfing. Eine Zeitlang geriet seine Hypothese vom Personalmangel des Feindes ins Wanken. Dann jedoch dachte er, daß der Gegner die Leute, die jetzt die Zentrale angriffen, von anderen, wichtigeren Arbeiten hatte abziehen müssen, und seine eigenen Aussichten erschienen ihm wieder in rosigerem Licht. Der Gang, den John, Karen und Paddie genommen hatten, war ihm genau beschrieben worden. Er betrat ihn, nachdem er sich überzeugt hatte, daß nirgendwo in der Nähe Ge fahr lauerte. Er umrundete die Biegung und kam vor der Stirnwand ebenso wie John zu dem Schluß, daß es hier irgendwo eine gut verborgene Tür geben müsse. Man schlug nicht einfach einen Gang in den Fels und ließ ihn nach achtzig Metern tot enden. Er fing an, die Wand abzusuchen. Einen deutlich erkennbaren Mechanismus gab es nicht. Also mußte man den Fels wahrscheinlich an einer ganz bestimmten Stelle berühren, wenn man die Tür öffnen wollte. Gil überlegte sich, welches die bequemste Griffhöhe der Huldvollen sein könne, und eingedenk ihrer langen Arme konzentrierte er seine Suche auf die höhergelegenen Teile der Wand.
Mit den Fingerspitzen untersuchte er eine kleine Unebenheit im Fels, als er vor sich, aus dem Gestein heraus, plötzlich ein Geräusch hörte. Zuerst war es nur ein sanftes Summen. Dann jedoch schwoll es an und wuchs zum brummenden Dröhnen, unter dem der Gang zu beben begann. Gil wich zurück, jeden Augenblick darauf gefaßt, daß die Stirnwand nachgeben oder der ganze Gang einstürzen würde. Das Geräusch pegelte sich schließlich auf einer gewissen Lautstärke ein und blieb von da an konstant. Gil rückte wieder vor. Er war jetzt fest entschlossen zu untersuchen, was hinter der Wand geschah. Aber der Instinkt riet ihm, damit zu warten, bis das Dröhnen wieder verstummte.
Er begann die Sekunden zu zählen.
Kal Jennings hatte gerade zum fünftenmal während dieser Wachperiode erklärt, daß,an Bord der MARY T. alles normal sei, als ein Funkspruch aufgefangen wurde. Fred Winsell, der die ganze Zeit über vor sich hingedöst hatte, war auf einmal quicklebendig. „Hyperspruch!" schrie er. „Unübliche Frequenz! Kal... da tut sich was!" Empfänger und Registrierband hatten sich beim Eintreffen des ersten Zeichens automatisch eingeschaltet.
Fred starrte auf den Bildschirm. Er zuckte in Grau und Weiß, und ein paar Wellenbänder huschten darüber, während aus dem Empfänger ein dumpfer Summton erklang. „Nun fangt schon an!" knurrte Fred ungeduldig. Kal stand hinter ihm. Der Summton erklang ein zweites Mal, und wieder huschten die Wellenbänder.
„Das ist die komischste Sendung, die ich je gehört...", begann Fred. „Halt den Mund! Da stimmt irgend etwas nicht!"
Ein dritter Summton, ebenso lang wie die ersten. Eine kurze Pause folgte, dann summte der Empfänger wieder, und diesmal schien er gar nicht mehr aufhören zu wollen. Eine geschlagene Minute lang rollte das Geräusch aus dem Gerät, und nach einer kurzen Unterbrechung setzte es von neuem ein. „Drei kurz ...", murmelte Kal. Fred starrte ihn fragend an. Kal sah gegen die Decke und horchte. Im Empfänger wechselten sich lange und kurze Summtöne in scheinbar wahlloser Reihenfolge ab. Kal setzte sich plötzlich in Bewegung, zu seinem eigenen Sendegerät hinüber. Fred sprang auf.
„Was ist? Willst du ...?" Kal wehrte ab.
„Bleib sitzen und laß den Empfang weiterlaufen!" Seine Stimme klang erregt. „Zum Donnerwetter ... was bedeutet das denn?"
schrie Fred voller Wut. Kal gab immer noch keine Erklärung. Er schaltete seinen Sender ein, nahm das Mikrophon zur Hand und sprach: „MARY T. an alle Schiffe. Kode null eins Strich null eins Strich eins eins. Wir empfangen SOS-Ruf von Eysal in Morsezeichen. Ich wiederhole ..."
*
„Helft mir!" keuchte Paddie. „Ich muß wieder hinauf!" Er hatte etwa vier Dutzend Schritte abgezählt und betrachtete die Wand vor sich. John verstand, was er wollte. Er glaubte, daß auf jedem Rundgang die Tür ebenso weit vom Loch des Antigravschachts
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