0167 - Horror-Hochzeit
befahl Mahat. »Erinnere dich an die, die der Mensch namens Tucker kannte. Lade sie ein. Vernichte sie! Aber erwecke keinen Verdacht!«
»So sei es, Herr!«
Wir warten auf dich, Mahat. Komm. Komm!
»Ja«, knurrte der Dämon. »Ich komme, und du wirst mich nicht zerstören können, Xadina…«
Wieder verschwamm seine Gestalt, und dann war Mahat von einem Augenblick zum anderen verschwunden. Zurück blieb Schwefeldunst, gelbe Schwaden, die langsam durchs Zimmer trieben. Die Zeremonie konnte beginnen. Das Jahrtausendereignis nahm seinen Anfang.
***
Zamorra kämpfte verzweifelt um seinen Verstand. Eine gewaltige Kraft zerrte immer wieder an seinem Denken, wollte seinen Geist aus ihm herausreißen, nur noch die Hülle zurücklassen. Es war ein Kampf, den er verlieren mußte, wenn er sich nicht bald etwas einfallen ließ.
Zamorra, sagte er sich, aber kein Laut drang an seine Ohren. Nun streng deine kleinen grauen Zellen mal an.
Eine Ewigkeit lang war alles dunkel vor seinen Augen gewesen. Sein Körper trieb durch ein schwarzes Nichts, doch dort vorn… war das ein Licht?
Von einem Augenblick zum anderen änderte sich die Szenerie grundlegend. Plötzlich fühlte er heißen Sand unter seinen nackten Füßen. Er wollte seine Beine bewegen, doch sie schienen fest im Boden verankert zu sein. Nur seine Arme waren beweglich, und das auch nur in einem sehr begrenzten Maße. Es war, als müsse er gegen zähen Schlamm ankämpfen.
Sein Amulett. Der Gedanke allein ließ seine Hände auf seine Brust tasten, aber dort war nichts. Merlins Stern war verschwunden. Der Meister des Übersinnlichen sah an sich herunter. Er war nackt, und die Sonne brannte heiß auf seiner Haut.
Wieder spürte er, wie sich seine Gedanken verwirrten. Wie komme ich hierher? Was hat das zu bedeuten? Er konzentrierte sich. Der magische Spiegel, in den er gesehen hatte, Nicole, die in einem Bann gefangen war. Alles, was er sah, war nur Schwarze Magie, die sich materialisiert hatte, nichts weiter. Er mußte sich daraus befreien, sonst würde er sterben.
Sterben!
Dieser Gedanke verlieh ihm neue Kraft. Mühsam drehte er den Kopf auf die Seite, versuchte, sich zu orientieren. Die ersten Zentimeter waren leicht, dann aber stemmte sich ihm ein nicht sichtbares Hindernis entgegen, das ihm den Schweiß aus allen Poren trieb.
Plötzlich war ein bedrohliches Zischen in seiner Nähe, und der Professor erstarrte. Was war das? Es war von der Seite gekommen, aus einer Richtung, die außerhalb seines Blickfeldes lag.
Eine Bewegung, und Zamorra schluckte. Eine Schlange, riesig, mit böse funkelnden Augen und tastender Zunge. Und sie kroch auf ihn zu!
Zamorra verdoppelte seine Anstrengungen, sich aus der schwarzmagischen Illusion zu befreien. Wenn er nur das Amulett gehabt hätte.
Erinnere dich! rief er sich selbst zu, ohne daß er etwas hören konnte. Das Amulett, es befindet sich noch immer auf deiner Brust. Du mußt nur fest daran glauben, daß es sich wirklich dort befindet. Nur daran glauben! Es ist nur Illusion, sonst nichts. Aber eine Illusion, die möglicherweise tödlich sein kann, dann, wenn du dich ihrem Bann nicht entziehen kannst.
Eine weitere Bewegung an der anderen Seite seines Blickfeldes. Etwas Schwarzes, Haariges. Zamorra erschrak. Es war eine Spinne, größer als die größte Vogelspinne, die er jemals gesehen hatte: Die sechs Augen schienen mordlustig zu glitzern, als sich das angsterregende Geschöpf zielstrebig auf ihn zu bewegte. Die sechs haarigen Beine hinterließen seltsame Abdrücke in dem heißen Sand.
Die Schlange berührte seine Füße. Ihre Schuppen waren kalt, ließen ihn unwillkürlich frösteln. Die Zunge glitt über seine Haut. Suchte sie nach der günstigsten Stelle für einen tödlichen Biß?
O Gott! pochte es in dem Meister des Übersinnlichen. Wie komme ich nur hier heraus? Ich bin verloren, wenn mir nicht schnellstens etwas einfällt.
Langsam, ganz langsam begann die Schlange, an ihm emporzukriechen. Es waren Berührungen, die Entsetzen in dem gelähmten Enddreißiger auslösten, Entsetzen, das den Geist verwirrte.
Ich brauche das Amulett gar nicht! rief er sich zu. Ich habe genug magische Kraft, um mir allein zu helfen. Erinnere dich nur an die weißmagischen Formeln, an die alte Sprache, die so machtvoll ist und die doch nur wenige Menschen dieser Erde kennen.
Aber es war plötzlich, als hätte er diese Sprache der Macht nie gekannt. Er konzentrierte sich, wandte alle Energie, die noch in ihm war, für das Erinnern
Weitere Kostenlose Bücher