0167 - Ich stand im anderen Lager
Steuer des Studebakers, und Phil schwang sich auf den Beifahrersitz.
Es war jetzt fast halb zehn. Bis zum Cordtland Park brauchte man fast eine Stunde. Er liegt an der Stadtgrenze von New York. Ich beeilte mich nicht sonderlich. Es kam nicht darauf an, ob ich pünktlich war oder nicht. Falls irgendwer auf mich lauerte, würde er die Geduld nicht verlieren.
Während der ersten Viertelstunde hielt Phil durch das Rückfenster den Verkehr hinter uns im Auge. Schließlich drehte er sich um und sagte resigniert: »Ich kann nicht feststellen, dass uns ein Wagen folgt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wir werden nicht verfolgt. Wenn die Unbekannten diese Absicht gehabt hätten, so hätten sie den Jaguar nicht betriebsunfähig zu machen brauchen.«
»Vielleicht lauern sie an irgendeiner Straßenkreuzung auf uns«, meinte Phil. »Irgendwer hat darauf geachtet, mit welchem Wagen du fortgefahren bist, und hat die Nachricht telefonisch weitergegeben.«
Ich schüttelte wieder den Kopf. »Auch in diesem Fall wäre die Demontierung des Jaguars sinnlos. Sie hätte uns nur gewarnt.«
»Zum Henker! Warum haben sie ihn dann fahrunfähig gemacht?«
»Ich bin schon einmal mit einem Mann verwechselt worden«, antwortete ich. »Jetzt soll ich zum zweiten Mal verwechselt werden. Der Jaguar hätte die Leute, die auf einen bestimmten Mann warten, gewarnt. Darum musste der Wagen unbrauchbar gemacht werden.«
»Okay, ich verstehe, aber du bist gewarnt, und der Mann, der die nicht zufällige Verwechslung organisiert hat, kann nicht hoffen, dass sie glückt.«
»Phil, ich sehe selbst noch nicht klar. Vielleicht will der Organisator dieses Spielchens gar nicht, dass ich umgelegt werde. Vielleicht will er nur, dass bestimmte Leute Ärger mit der Polizei bekommen. Warum sucht er sonst ausgerechnet mich, einen G-man, aus? Um einen an seiner Stelle abknallen zu lassen, hätte er jeden beliebigen harmlosen Burschen wählen können.«
Phil zündete zwei Zigaretten an und schob mir eine davon zwischen die Lippen.
»Da ist noch manches rätselhaft«, sagte er. »Wenn du anstelle irgendeines Mannes angefallen wirst, muss der Mann Beziehungen zu seinen Gegnern haben. Er muss sie wissen lassen, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Stelle zu treffen ist.«
»Stimmt, aber ich weiß nicht, wie er das angefangen hat. Jedenfalls hat er es schon einmal hingekriegt. Denke an die Delancey Street.«
Phil schwieg ein paar Minuten lang. Wir hatten jetzt den Hudson Drive erreicht. Ich erhöhte die Geschwindigkeit.
»Bei dem Überfall in der Delancey Street befandest du dich auch auf dem Weg zu einer Verabredung mit Dorothy Kent. Genau wie heute!«
»Ich weiß!«, stieß ich wütend zwischen den Zähnen hervor. »Aber noch bin ich nicht überfallen worden. Und vergiss gefälligst nicht, dass Dorothy dabei war, als vor meiner Wohnung auf mich geschossen wurde.«
»Sie stand nicht gerade in der Schussrichtung, als es knallte«, sagte er hartnäckig.
Ich gab keine Antwort. Ich wusste, dass Phil recht hatte, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wehrte mich dagegen, Dorothy in den Kreis der Verdächtigen einzubeziehen, aber in meinem Gehirn kreisten unablässlich die Tatsachen. Aus welchem Grund hatte sie heute den ganzen Tag dafür gesorgt, dass ich sie nicht erreichen konnte? Warum hatte sie nicht selbst angerufen, wie sie es versprochen hatte, sondern Matthew Trawn gebeten, mir den Treffpunkt zu nennen? Wollte sie nicht mit mir im gleichen Wagen sitzen?
Wir fuhren jetzt über die Inwood-Brücke. Ich schlug die Straße zum Cordtland Park ein. Innerhalb der nächsten Viertelstunde musste einiges passieren - oder aber alle Vermutungen waren falsch gewesen.
***
Der Cordtland Park hat einen anderen Charakter als der Central Park oder der Riverside Park. Man hat keine großartigen Anlagen geschaffen, sondern praktisch einfach ein Stück Wald stehen gelassen, als man die Nordecke des Stadtteils Bronx zu bebauen begann. Einige schmale Autostraßen wurden durch den Waldrest gelegt, und ein halbes Dutzend smarter Unternehmer sicherten sich die wenigen Bauplätze für Ausflugsgaststätten und Nachtlokale.
Als wir den Rand des Parks erreichten, nahm ich das Gas weg und ließ den Studebaker langsamer laufen. Phil hatte die Fensterscheibe heruntergekurbelt. Er spähte scharf in die Dunkelheit zwischen den Bäumen. Die Jacke hatte er geöffnet, um leichter an die Smith & Wesson zu kommen.
Im Zwanzigmeilentempo durchfuhr ich den schmalen Weg, den
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