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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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Ausfahrt.
    »Phil!«, brüllte ich. »Komm!«
    Es war unnötig. Er kam schon. Rückwärts und mit aufheulendem Motor steuerte er den Studebaker durch die Wagenreihen.
    Er stoppte so kurz, dass ich gerade die Beifahrertür aufreißen konnte. Bevor ich richtig eingestiegen war, fuhr er schon wieder. Ich beugte mich hinaus, um die aufgeschlagene Tür ins Schloss zu ziehen. Als ich sie endlich erwischt hatte, war Phil schon rückwärts aus der Einfahrt gebraust. Jetzt knallte er den Vorwärtsgang hinein. Das Getriebe kreischte. Der Studebaker wendete und tat einen Satz nach vorn, der mich in die Polster presste. Phil handhabte den Schalthebel wie einen Besenstiel.
    »Nimm meine Waffe«, schrie er durch das Jaulen des gequälten Motors. »Sie muss auf dem Boden liegen!«
    Ich fischte seine Waffe auf.
    Als ich auftauchte, sagte Phil: »Da sind sie!«
    Vor uns glühten zwei Schlusslichter. Phil ließ unsere Scheinwerfer aufblenden. Wir waren schon so nahe heran, dass unser Licht den Wagen erfasste. Es war der Lincoln.
    »Achtung!«, schrie ich.
    Das Heckfenster des Lincoln prasselte auf die Straße. Mit einer blitzschnellen Bewegung schaltete Phil das Licht aus und riss den Wagen nach links. Gleichzeitig trat er so hart auf die Bremse, dass ich wie eine Erbse in einer Streichholzschachtel nach vorn geschleudert wurde.
    Zwischen den roten Schlusslichtern des Lincoln tanzte das bläuliche, zuckende Mündungsflämmchen der Maschinenpistole. Phil und ich nahmen die Köpfe weg, aber nicht einmal unser Wagen wurde getroffen. Phils Manöver hatte den Gangster um seine Zielmöglichkeit gebracht, die in einem rasenden Auto ohnedies gering genug ist. Der Himmel mochte wissen, wo die Kugeln landeten, die die Maschinenpistole ausspuckte. Dann verschwanden die roten Schlusslichter hinter einer Kurve.
    ***
    Die schmalen Straßen im Cordtland Park sind unbeleuchtet. Die Nacht war ohnedies mondlos, und die Bäume taten das ihre dazu, die Finsternis absolut zu machen. Wir sahen die Hand nicht vor den Augen.
    Phil schaltete das Licht ein. Keine Handbreit vor unserem Kühler ragte der Stamm einer Eiche.
    Im Rückwärtsgang brachte Phil den Wagen auf die Straße zurück. Dann jagte er mit aufgeblendeten Scheinwerfern dem verschwundenen Lincoln nach. Höchstens zehn Sekunden hatten wir verloren, und als wir mit kreischenden Reifen die Kurve schnitten, sahen wir die Rücklichter in einem Abstand von vielleicht zweihundert Yards vor uns.
    Phil schaltete das Licht aus. Sofort stand die Dunkelheit vor uns, und der Studebaker stürzte in die Dunkelheit hinein wie in einen Abgrund. Irgendwo in der Ferne schwammen die beiden roten Sterne des anderen Wagens, und nur ihnen war es zu verdanken, dass Phil nicht die Straße unter den Reifen verlor.
    Er blendete wieder auf.
    »Unmöglich, ohne Licht zu fahren!«, knurrte er.
    »Okay«, antwortete ich grimmig. »Dann können sie es auch nicht!«
    »Aber wir geben ein prächtiges Ziel ab!«
    Er hatte nur allzu recht. Die Maschinenpistole ratterte, und diesmal kamen wenigstens einige Kugeln ins Ziel. Unsere Windschutzscheibe hatte plötzlich ein rundes Loch, und drei- oder viermal klang es so, als würden Steine gegen die Karosserie geworfen.
    Ich kann mit einem Auto ganz leidlich umgehen, aber Phil war an diesem Abend mindestens so gut, wie ich im besten Fall hätte sein können.
    Er stoppte den Studebaker, löschte die Lichter und tauchte gleichzeitig noch hinter dem Armaturenbrett in Deckung. Keine Zehntelsekunde, nachdem der Gangster im Lincoln das Feuer eingestellt hatte, jagte er ihm schon wieder nach.
    Vor uns wischte der Lincoln wie ein hakenschlagender Hase in eine Seitenstraße hinein. Ich begriff, dass die Gangster den Cordtland Park nicht verlassen wollten, bevor sie uns abgeschüttelt hatten. Auf den beleuchteten Straßen der Stadt hätten wir sie auf jeden Fall angehalten.
    Noch einmal versuchten sie, uns mithilfe der Maschinenpistole loszuwerden. Dank Phils Reaktionsfähigkeit hatten sie damit nicht mehr Glück als vorher. Nach dem kurzen Stop blieben wir ihnen weiter auf den Fersen.
    »Du könntest versuchen, ihm ein Loch in die Reifen zu schießen«, schlug Phil vor.
    »Bei dieser Entfernung? Reine Kugelvergeudung. Geh näher heran!«
    »Ich denke nicht daran. Seine MP schlägt die Smith & Wesson.«
    Die Sache schien sich zu einem Autorennen zu entwickeln. Der Lincoln war zwar schneller als unser Wagen, aber die Straßen im Cordtland Park sind so schmal, dass er nicht voll aufdrehen konnte.

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