0169 - Museum der Monster
verspürte der junge Mann einen leichten Druck im Magen! Er stand auf.
Längst war das Geräusch der Motorräder lauter geworden, und auf der Fahrbahn schien plötzlich eine grelle Lichtflut zu explodieren. Die Ausläufer streiften die Eiche allerdings nicht, weil der Baum zu weit von der Straße entfernt stand.
Um so überraschter war der junge Mann, als er von dem grellen Licht voll getroffen wurde.
Die Fahrer drehten ab. Sie verließen die Straße und fuhren quer über das Feld auf Ernie zu, der rasch hinter den Baum trat, damit ihn der Stamm vor dem grellen Licht schützte.
Hatten sie ihn gesehen?
Natürlich, denn er hörte ihre Stimmen durch das Dröhnen der Maschinen. »He, du Streber, wo versteckst du dich?«
Die Frage hatte Rocky, der Anführer, gestellt.
Daß Ernie nicht feige war, bewies er, als er den schützenden Stamm verließ und sich aufrecht hinstellte.
Voll wurde er geblendet.
»Ah, da ist ja unser Goldjunge.«
»Und immer noch allein!« schrie ein anderer.
»Die Kleine wird ihn bald trösten.«
Sie lachten, fuhren um ihn herum und zogen den Kreis der Maschinen immer enger. Ernie Taggard befand sich im Mittelpunkt eines wirbelnden, sich drehenden Infernos, aus Lärm, Abgasen und herausgerissenen Grasbüscheln.
Er schloß die Augen, weil das Licht ihn zu sehr blendete.
Praktisch ohne Übergang verstummten die Motoren. Die Maschinen standen still, Lichter verlöschten, und Ernie öffnete wieder seine Augen.
Zuerst konnte er nichts sehen. Aber er wußte, daß sie da waren. Sie hatten die Maschinen angehalten und warteten. Alle trugen sie die übliche schwarze Lederkleidung. Die Visiere der Helme waren hochgeklappt, darunter schimmerten die jungen Gesichter bleich, und mancher Mund war zu einem Grinsen verzogen.
Das irritierte den jungen Mann. Die Kerle hatten etwas vor mit ihm. Sie wollten sich bestimmt einen rauhen Spaß machen.
»He, Ernie!« vernahm er wieder Rockys Stimme. »Du sagst ja nichts. Man hört nichts von dir.«
»Ihr redet doch.«
»Junge, du hast aber Mut.«
»Was wollt ihr?«
»Mit euch sprechen, einige Spielchen machen…«
»Fahrt in die Disco.«
»Die ist nicht mehr in!« kicherte Rocky.
»Wir sind es für euch auch nicht.«
Eine Stimme, noch im Stimmbruch, kiekste. »Da kommt sie, Rocky. Da hinten, das Licht.«
Der Anführer lachte.
Ernie Taggart zuckte zusammen. Er atmete durch die Nase. Der Kloß im Magen wurde dicker. Verflixt, das paßte ihm gar nicht, daß seine Freundin jetzt erschien. Diese Bande vor ihm war zwar längst nicht so schlimm wie die in den Großstädten, aber für ihre Spaße hatte Ernie wirklich nicht viel übrig.
Er biß sich auf die Lippe. Dabei drehte er den Kopf etwas nach rechts und schielte in die Richtung, aus der Sandy kommen mußte. Auch er entdeckte das Licht, das auf- und niederhüpfte und dann von der Straße abbog.
Sandy fuhr über das Feld.
Die Möchtegernrocker hatten die Scheinwerfer ihrer Maschinen ausgeschaltet. Nichts warnte das Mädchen, und auch Ernie konnte sie nicht mehr anrufen. Sie war bereits zu nahe. Außerdem wäre es für die Burschen eine Kleinigkeit gewesen, sie mit den schnelleren Maschinen einzuholen.
»Licht an!« zischte Rocky.
Die Kerle folgten dem Befehl augenblicklich. Drei scharfe Strahlen schnitten durch die Dunkelheit, stachen breite, helle Bänder und erfaßten auch das Girl.
Sandy wurde geblendet. Zum Glück fuhr sie nicht so schnell. Sie reagierte instinktiv und trat den Rücktritt. Der Boden war etwas feucht.
Auf dem Gras rutschten die Räder, so daß Sandy Mühe hatte, das Rad zu halten.
Dann stand sie.
»He, Süße, komm doch mal rüber!« rief Rocky.
Ernie sah das Gesicht seiner Freundin und las auch die Angst aus ihren Zügen.
Sandy hatte glattes braunes Haar, das mit den Spitzen die schmalen Schultern berührte. Die großen Augen in dem Gesicht fielen besonders auf. Sie zeigten eine grünblaue Farbe. Sandy trug eine weiße Bluse und darüber eine dunkelblaue Strickjacke. Die blaue Hose war eng und modisch geschnitten.
»Ernie?« fragte sie mit zitternder Stimme.
»Ich bin hier.«
»Was soll das bedeuten?«
»Das wirst du gleich merken, kleine Sandy«, erwiderte Rocky und lachte.
Da hielt es Ernie Taggart auf seinem Platz nicht mehr aus. Ohne seine Absicht durch irgendeine Reaktion zuvor bekanntzugeben, sprang er nach vorn, glitt zur Seite weg und stellte sich schützend vor Sandy Field.
»Niemand rührt sie an!« schrie er.
Brüllendes Gelächter antwortete ihm.
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