0169 - Museum der Monster
Licht des Feuerzeugs, wobei er die Flamme mit einer Hand abschirmte.
»Und?« fragte Sandy.
»Das müßte zu knacken sein. Ist ganz einfach. Das haben wir in der Schule schon ein paarmal gemacht. Ich brauche nur ein Taschentuch.«
»Was?«
»Ja, ein Taschentuch. Das klemme ich dann zwischen den Bügel. Kräftig reißen und fertig.«
»Wie du meinst.«
Ernie holte das Taschentuch hervor und faltete es auseinander. »Mit einem Handtuch ginge es natürlich besser, aber so klappt das sicherlich auch.« Er rollte das Tuch etwas zusammen und schob beide Enden zwischen den Bügel.
»Und jetzt drück mir die Daumen«, flüsterte er.
Sandy nickte. Sie schaute sich furchtsam um, ob sie nicht von irgendwem belauert wurden, doch da war nichts. Auch von den Rockern sah sie nicht die geringste Spur. Allerdings war Sandy sicher, daß die Typen irgendwo lauerten und nur darauf warteten, daß die beiden sich zurückzogen.
Aber da sollten sie sich getäuscht haben.
Ernie hatte beide Enden des Taschentuchs gepackt. Er holte tief Luft und zog mit aller Kraft daran, um den Bügel aus dem Schloß zu reißen.
Beim ersten Versuch schaffte er es nicht und auch nicht beim zweiten.
Erst der dritte klappte.
Jetzt war der Weg frei.
Ernie Taggart nickte seiner Freundin zu und raunte: »Wir können, Sandy.«
Sandy bekam wieder Angst, als ihr Freund die Tür aufstieß und sie das Knarren hörte. Sie hielt sich eng an Ernie und legte ihre Hände auf seine Schultern, um ihn zu spüren. Das gab ihr ein wenig Sicherheit.
Der junge Mann blieb stehen. Er drehte den Kopf. Sandys Haar kitzelte seine Wange. »Bleib jetzt ganz ruhig, Darling«, sagte Ernie mit leiser Stimme, »wir schaffen es schon.«
»Ja, ja.«
Beide duckten sich, als sie das Zelt betraten. Sie hatten irgendwie ein schlechtes Gewissen, denn wie sie bei der Führung gehört hatten, beherbergte das sich im Zelt befindliche Museum doch zahlreiche wertvolle Gegenstände.
Und was sollten sie stehlen?
»Bist du drin?« fragte Ernie.
»Ja.« Die Antwort war nur ein Hauch.
Ernie griff an seiner Freundin vorbei, bekam den Griff der Tür zwischen die Finger und drückte die Tür wieder zu.
»Jetzt sind wir sicher.«
»Hast du denn eine Lampe?« fragte das Mädchen.
»Klar.«
»Und woher? Du hattest sie doch…«
»Von einem der Typen. Das hast du nicht mitbekommen.« Ernie kramte in seiner Jackentasche herum und holte eine flache, jedoch lichtstarke Lampe hervor.
Er knipste sie an und richtete den Strahl gegen den Boden, wo er einen Kreis hinterließ.
Viel war noch nicht zu sehen. Die jungen Leute befanden sich erst am Eingang. Hier waren die Tische aufgebaut, auf denen Dinge standen, die über das Töpferhandwerk der Indianer informierten. Es gab da alte Tonkrüge, Gefäße, Schalen und Behälter. Alle sehr dekorativ bemalt.
Da kam dem Mädchen die Idee. Sie stieß ihren Freund an und sagte:
»Los, laß uns hier einen Krug mitnehmen und den Kerlen ihn als Beweis zeigen. Dann haben wir die Sache hinter uns.«
Ernie schüttelte den Kopf. »Das können wir immer noch.«
»Was heißt das?«
»Später, meine ich.«
»Wieso?«
»Wenn ich schon mal hier bin, will ich mich auch noch kurz umschauen. Wir machen einen kleinen Gang.«
»Nein«, flüsterte Sandy.
Ernie leuchtete sie an. »Und warum nicht?« wollte er wissen. »Hast du Angst?«
»Ja, ich habe Angst.«
»Wovor denn?«
»Vor allem hier.« Sandy schaute sich furchtsam um. »Die ganze Atmosphäre stößt mich ab, und wenn ich an den Kerl denke, der hier den Aufpasser spielt, dann könnte ich direkt zittern.«
»Der ist gar nicht da und liegt beistimmt im Bett.«
»Trotzdem, Ernie!«
Der Junge nickte. »Du kannst ja schon gehen. Warte vor dem Zelt auf mich.«
Das wollte Sandy auch nicht. Sie dachte an das Sprichwort: Mitgehangen, mitgefangen. Und so wollte sie Ernie nicht im Stich lassen, auch wenn es ihr schwerfiel.
»Wo willst du denn hin?« fragte sie.
Die beiden waren schon ein wenig vorgegangen. Ernie ließ sich Zeit mit der Antwort, da er sich erst umschauen wollte.
»Wo stehen denn die komischen Monster?« murmelte er.
Sie hatten es ihm besonders angetan. Schon bei Tageslicht war all ihre Schrecklichkeit irgendwie zu spüren gewesen. In der Nacht würde sich diese Atmosphäre sicherlich noch verdichten. Und da wollte er hin? »Bist du noch ganz dicht?« fragte Sandy.
»Sicher. Ich wollte schon immer mal ein Museum bei Nacht erleben, auch wenn es ein sehr primitives ist.«
»Denk an diesen
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