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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Taschentuch; ich möchte . . . mein Messerchen saubermachen.«
    Sein Gesicht war grau, und er starrte sie sprachlos an.
    Er rührte sich nicht, als sie das Tuch aus seiner Tasche zog, das Messer sorgfältig abwischte und in die Handtasche steckte und dann das Taschentuch in seine Seitentasche schob. Regungslos stand er und starrte sie an, während das Blut von seiner Hand herabtropfte. Erst als sie seinen Blicken schon entschwunden war, riß er das Taschentuch wieder heraus und band es sich um die Hand.
    »Ein Teufelsweib«, flüsterte er heiser, beinahe in Tränen, »ein Teufelsweib!«

Kapitel 26
    Als Jean Briggerland nach Hause kam, fand sie einen neuen Besucher in der Villa.
    Jack Glover war, wie Lydia ihr erzählte, ganz unerwartet von London herübergekommen, und Jack begrüßte Jean mit außergewöhnlicher Liebenswürdigkeit.
    »Sie können glücklich sein, in einem solchen Paradies zu leben«, sagte er. »Es regnet ständig in London; ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ungemütlich man sich fühlt. Und Sie sind braungebrannt und hübscher als je, Miss Briggerland.«
    »Der Geist des sonnigen Südens ist in Ihr Blut gedrungen, Mr. Glover«, sagte sie sarkastisch. »Ein längerer Aufenthalt an der Riviera würde Sie beinahe menschlich mächen.«
    »Und was könnte Sie menschlich machen?« war Jacks schnelle Gegenfrage.
    »Hoffentlich fangt ihr beide nicht wieder an zu streiten, sobald ihr euch seht«, rief Lydia.
    Jean war überrascht durch die Veränderung, die mit Lydia vorgegangen war. Ihre Wangen zeigten frische Farbe, und ihre Stimme klang freudig erregt.
    »Ich streite niemals mit Jack«, sagte mit jenem vertraulichen Ton, über den sich Lydia unweigerlich ärgerte. »Jack zieht alle Streitigkeiten an den Haaren herbei und läßt sie dann wieder fallen. Wie lange bleiben Sie?«
    »Nur zwei Tage«, antwortete Jack, »dann muß ich wieder nach London zurück.«
    »Haben Sie Mr. Jaggs nicht mitgebracht?« fragte Jean unschuldig.
    »Ist er denn nicht hier?« rief Jack überrascht. »Ich habe ihn doch vor einer Woche herübergeschickt.«
    »Also hier«, wiederholte Jean bedächtig. »Also hier ist er! Aber natürlich.« Sie nickte. Jetzt wurden ihr verschiedene Vorfälle klar. Der Unbekannte, der das Bett so sorgfältig mit Wasser übergossen hatte, der Unbekannte, der so plötzlich aufgetaucht war und ihren Vater zu Boden geschlagen hatte - das Rätsel war für sie gelöst.
    »Oh, Jean«, rief Lydia. »Das hätte ich beinahe vergessen. Das Krankenhaus hatte mir doch ein Paket für Sie mitgegeben.«
    »Das Krankenhaus?« wiederholte Jean. »Was für ein Paket?«
    »Sachen, die Sie zum Desinfizieren geschickt hatten. Ich will es gleich holen.«
    In wenigen Minuten war Lydia mit dem Paket zurück, das sie im Auto gefunden hatte.
    »Ach ja«, sagte Jean gleichgültig, »jetzt erinnere ich mich. Es ist eine Decke, die ich der Gärtnersfrau geliehen hatte, als ihr Kind krank wurde.«
    Sie gab das Paket einem der Mädchen.
    »Bringen Sie es bitte auf mein Zimmer.«
    Wenige Augenblicke später ging Jean gleichfalls nach oben. Das Paket lag auf ihrem Bett. Sie riß das Papier auf - und vor ihr lagen weiß und sauber der Staubmantel, den sie in jener Nacht getragen hatte, die Handschuhe, das seidene Halstuch und die Badekappe, die durch die Reinigung die Farbe etwas verloren hatte. Gedankenvoll blickte sie auf diese Dinge.
    Dann ging sie langsam über eine Hintertreppe nach unten und in den Keller, der durch zwei kleine vergitterte Fenster sein Licht empfing. Durch das eine hatte sie in jener Nacht das Bündel geworfen; sie konnte jeden Winkel des Kellers überblicken. Er war leer - wie sie auch erwartet hatte. Alles, was sie hinabgeworfen hatte, war von einem geheimnisvollen Unbekannten aufgelesen und in ihrem Namen zum Desinfizieren geschickt worden.
    Sehr langsam und nachdenklich schritt sie die Kellerstufen wieder hinauf und trat in den Garten.
    »Jaggs!« sagte sie halblaut. Ihre Stimme klang sanft. »Ich glaube, mein lieber Mr. Jaggs, der Himmel ist der geeignetste Aufenthalt für dich!«

Kapitel 27
    »Wer waren denn diese wichtigen Herrschaften, mit denen Jean im Salon verhandelte?« fragte Jack Glover, als Lydias Wagen langsam die steile Straße noch La Turbie hinaufkletterte.
    Lydia war bedrückt, und er hatte ihre Verstimmung bemerkt.
    »Die arme Jean hat Sorgen«, sagte sie. »Wie es scheint, hat sie vor drei oder vier Jahren eine kleine, unbedeutende Affäre gehabt, und jetzt fingt der Mann an, sie mit

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