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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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keine Freunde, mit Ausnahme der Bekanntschaften, die man in den Nachtklubs macht und auf den Plätzen, wo sich die sogenannten guten Kreise treffen; aber derartige Freunde bewegen sich gewöhnlich in einer gekünstelten Atmosphäre, die mich wirklich oft entmutigt.«
    »Die Empfindung habe ich auch schon gehabt«, versetzte Lydia mitleidig.
    »Wenn ich nur irgendwo Wurzeln schlagen könnte!« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ein kleines Häuschen auf dem Lande, ein paar gute Pferde, etwas Landwirtschaft und - eine Frau, die mich versteht. . .«
    Ein falscher Schachzug.
    »Und ein paar Lieblingshühner, die überall hinter Ihnen herlaufen?« lachte sie. »Nein, Mr. Stepney, in dieser Rolle kann ich Sie mir nicht vorstellen.«
    Er senkte den Blick.
    »Es tut mir leid, daß Sie eine solche Meinung von mir haben. Alle Welt hält mich für oberflächlich, für einen Müßiggänger, der an nichts anderem Interesse hat als an den Vergnügungen, die er dem Leben abgewinnen kann.«
    »Und einem sehr annehmbaren Leben dazu«, versetzte Lydia kurz. Sie hatte bemerkt, daß eine sentimentale Note in die Unterhaltung kam, und hatte sie mit der besten Waffe vertrieben, die einer Frau zur Verfügung steht.
    »Und jetzt erzählen Sie mir alles, was Sie über den marokkanischen Präsidenten wissen, der in Ihrem Hotel abgestiegen ist. Ich habe ihn neulich auf der Promenade bemerkt, und die Zeitungen schreiben ja jeden Tag über ihn.«
    Mr. Stepney seufzte tief und teilte ihr auf dem Weg zu den Spielsälen mit, was ihm von dem gefürchteten Muley Hafiz bekannt war. Muley Hafiz war gerade zu dieser Zeit der Löwe der französischen Gesellschaft - sehr zum Ärger der spanischen Regierung, die auf seinen Kopf einen ansehnlichen Preis gesetzt hatte.
    Mr. Marcus Stepney war nicht in bester Stimmung, als er Lydia wieder in die Villa Casa zurückbrachte, und Jean bemerkte sofort - Lydia war auf ihr Zimmer gegangen, um sich umzukleiden -, daß seine erste Bemühung um das junge Mädchen recht erfolglos gewesen war.
    »Keine Aussicht auf Hochzeitsglocken, Jean«, sagte er.
    »Sie lassen sich aber leicht entmutigen«, antwortete Jean, aber Mr. Stepney schüttelte den Kopf.
    »Meine liebe Jean, ich kenne die Frauen genausogut wie meine eigene Hand, und ich kann Ihnen nur sagen, daß mit dem jungen Mädchen überhaupt nichts zu wollen ist. Ich bin doch kein Narr.«
    Sie sah ihn überlegend an.
    »Nein, Sie sind kein Narr und werden wohl kaum in einer solchen Angelegenheit einen Fehler begehen. Ich befürchte, Sie werden zu einem romantischeren Mittel greifen müssen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie müssen sie entführen, genau wie die Ritter des Mittelalters ihre Herzensdame entführten.«
    »Die Ritter des Mittelalters hatten nicht vor Richtern und Geschworenen zu erscheinen und dann sieben Jahre für ihre Sünden in Dartmoor zu sitzen«, sagte er trocken.
    Jean saß auf einem niedrigen Korbsessel und schnitzte mit einem kleinen silbernen Taschenmesser an einem Zweig herum - eine Lieblingsbeschäftigung Jeans, wenn sie ihre Gedanken konzentrieren wollte.
    »Aber nicht all die schönen Damen des Mittelalters gingen zur Polizei«, sagte sie. »Einige von ihnen fühlten sich ganz glücklich mit ihrem Herrn und Gebieter - besonders diejenigen, die vor dem Gedanken zurückschreckten, daß ihr Unglück in den Sonntagszeitungen veröffentlicht werden könnte. Ich glaube, die meisten Frauen lieben es, beherrscht zu werden.«
    »Denken Sie auch so, Jean?«
    Seine Stimme klang anders, und hätte sie ihn angeblickt, würde sie ein eigenartiges Licht in seinen Augen gesehen haben.
    »Nur eine Theorie«, antwortete sie, »die übrigens durch alle Jahrhunderte hindurch gültig geblieben ist.«
    »Ich würde sie und ihr Geld fahrenlassen.« Er sprach schnell, beinahe zusammenhanglos. »Es gibt nur eine Frau für mich, Jean, und ich habe Ihnen das schon einmal gesagt.« Er beugte sich zu ihr herab und ergriff ihren Arm. Sie. versuchte nicht, ihren Arm zu befreien. »Nehmen Sie bitte Ihre Hand weg, Marcus.«
    »Würde Ihnen das gefallen, Jean? Mein Gott, meine Seligkeit für Sie, Sie - kleine Teufelin!«
    »Seien Sie vernünftig«, versetzte sie, aber es waren nicht ihre Worte, die ihn gehorchen ließen.
    Zweimal fuhr sie bedächtig mit der scharfen Klinge des kleinen Messerchens über seinen Handrücken. Marcus sprang mit einem Schmerzensschrei zurück.
    »Sie - Sie Bestie«, stammelte er.
    Jean sah ihn lächelnd an.
    »Geben Sie mir bitte Ihr

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