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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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durchstieß!
    Wem anders konnte dieser Hilfeschrei aus höchster Not gelten als Doktor Wellington! Sie hoffte, daß er ihn auch erreichen würde - und mehr noch, daß Wellington ihn auch richtig verstand! Sie wußte zwar nicht, inwieweit ihr Mentor ihr hier zu Hilfe kommen konnte, aber es war ihre letzte Rettung.
    Dann war es vorbei. Kaum hatte ihr Hilferuf das Nichts verlassen, glitt ihre Seele zurück in die Schattenwelt, zurück in ihren Körper.
    Langsam schlug sie die Augen auf. Karmann blickte sie fragend an.
    »Nichts«, sagte sie und schüttelte den Kopf. Sie sank zurück in den weichen Sand. Die Anstrengung forderte ihren Tribut, und Eileen fiel in eine tiefe Ohnmacht.
    ***
    Die Luft begann zu knistern. Erschrocken ließ Doktor Wellington den Bericht fallen, in dem er gerade geblättert hatte, und sprang auf.
    Eine elektrische Spannung breitete sich um ihn aus. Dabei wußte er genau, daß keins seiner Geräte, mit denen das Entstehen dieses Stromes erklärbar sein könnte, momentan aktiviert war.
    Das Spannungsfeld veränderte sich, floß auseinander, wieder zusammen, strukturierte sich um. Es begann zu flimmern; aus den elektrischen Strömen formierte sich ein Gesicht.
    Er erkannte es sofort. Eileen! Eileen O’Shea versuchte, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
    Ihre Gesichtszüge wirkten gequält, erschöpft. Vergeblich versuchten sie sich endgültig zu manifestieren. Eileens Mund öffnete und schloß sich, doch kein Geräusch drang an Wellingtons Ohren; alles lief in völligem Schweigen ab.
    Dann explodierte das Gesicht. Und da erreichten Doktor Wellington Gedanken; vertraute und doch so fremde Gedanken, Gehimströmungen des Mediums, das er entdeckt und gefördert hatte, eines Menschen, dem er näher stand als mancher Mann seiner Ehefrau.
    Und doch waren es keine klaren Gedanken, keine Sätze, die in seinen Verstand sickerten, sondern Eindrücke, Wahrnehmungen. In aller Klarheit sah er das fürchterliche Schloß, bei dessen erster Sichtung in der Schattenwelt er bald den Verstand verloren hatte. Er sah die grausame, unmenschliche Geometrie der Trutzburg mit ihren unmöglichen, allen Naturgesetzen widersprechenden Winkeln und Schrägen.
    Damit nicht genug. Das Bauwerk veränderte sich. Für einen Moment wirkte es instabil, dann floß es auseinander, setzte sich mit begradigten Wänden und Decken wieder zusammen. Klar und deutlich wie ein Foto flimmerte das Bild des Schlosses, wie es einmal ausgesehen hatte - wie es vielleicht auch jetzt noch aussah - in der Luft.
    Er erkannte es sofort wieder. In einer Vision hatte Eileen es schon einmal gesehen und in Trance auf Papier abgezeichnet.
    Langsam verblich das Schloß, und der Spuk war vorbei. Wellington machte sich mit fieberhafter Eile an die Arbeit.
    Zehn Minuten später hatte er die Zeichnung gefunden, angeheftet an den Bericht, den er von der damaligen Trance niedergeschrieben hatte. Später hatte er sich darangemacht, die Angaben Eileens über das Schloß zu überprüfen, und sie hatten sich als völlig richtig erwiesen.
    Das gespenstische Spukbild hatte Eldridge Castle gezeigt, ein verlassenes Herrenhaus, das in dem Ruf stand, ein Spukschloß zu sein. Vor mehreren Jahren hatte der Besitzer des Schlosses ein Blutbad unter seiner Familie veranstaltet, seine Frau und mehrere andere Verwandte und danach sich selbst umgebracht.
    Damals hatte Doktor Wellington die Tatsache, daß Eileen dieses Spukschloß in ihren Visionen gesehen hatte, als Untermauerung seiner These angesehen, daß es Orte gab, die im parapsychologischen Sinne besonders affin für übersinnliche Erscheinungen waren - Häuser, in denen sich menschliche Dramen vollzogen hatten, in denen die Geister der Toten tatsächlich nicht zur Ruhe kamen. Doch nun sah Wellington die Dinge in einem größeren Zusammenhang.
    Die Trutzburg, die in der Schattenwelt dasjenige darstellte, was in ihrer, der wirklichen, realen Welt Eldridge Castle war… die Kraft, die Eileen und Karmann in die Schattenwelt gezogen hatte… der Verrat, von dem Eileen sprach…
    Die Mosaiksteinchen des Rätsels begannen, sich langsam zusammenzusetzen. Und wenn er sich nicht sehr täuschte, war der mentale Ruf, den er von Eileen empfangen hatte, ein Hilfeschrei gewesen.
    Hier konnte er nichts mehr ausrichten. Er sah es als seine Pflicht an - mehr als seine Pflicht, seine Verantwortung! - auf Eileens Hilferuf zu reagieren.
    Doktor Wellington suchte, bis er eine Karte gefunden hatte, auf der Eldridge Castle verzeichnet war. Sollte nichts

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