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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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schien den Aufprall nicht einmal zu spüren. Bevor das Medium zu einem zweiten Anlauf ansetzen konnte, löste das Skelett seinen Griff und ließ Karmann achtlos fallen.
    Nach Luft schnappend wälzte sich der Industrielle im Sand. Sein Gesicht war leicht blau angelaufen; Die Gesichtsfarbe normalisierte sich jedoch zusehends.
    »Du… bist… nicht… derjenige… den… ich… töten… soll!« krächzte das Skelett mit fast unverständlicher Stimme. Eigentlich war es völlig unmöglich, daß es ohne Stimmbänder und Zunge sprach, aber in diesem Schattenreich, in dem sowieso keine Naturgesetze mehr galten, akzeptierte Eileen im Moment alles, was sie wahrnahm.
    »Wer bist du?« sprach sie langsam. Sie witterte eine Chance, durch das Skelett mehr über ihre neue Welt zu erfahren… vielleicht sogar eine Möglichkeit zu entdecken, wieder in ihre eigene zurückzukehren!
    »Mhyrvvidden… Eldridge…«
    Eldridge… Eldridge… Der Name kam ihr bekannt vor. Natürlich! Eldridge Castle! So hieß ein Schloß, das sie während einer ihrer ersten Seancen mit Dr. Wellington einmal gesehen hatte. Sie hatte sogar eine Zeichnung des Schlosses angefertigt, anhand der Wellington es genau identifizieren konnte. Später hatte Doktor Wellington ihr erzählt, das Schloß sei verlassen und drohe dem Verfall anheimzufallen, weil das Oberhaupt der Familie derer zu Eldridge Selbstmord begangen habe.
    Stand sie etwa diesem Selbstmörder gegenüber? Aber die Bluttat lag doch schon Jahre in der Vergangenheit…
    »Und was bist du?« fragte sie behutsam.
    Das Skelett betrachtete sie neugierig. »Du bist… eine Frau!« stieß es hervor. Nun schien es sich an das Sprechen ein wenig besser gewöhnt zu haben. »Es ist schon… lange her, daß ich… eine Frau gesehen habe!« Langsam trat es auf sie zu und griff nach ihr.
    »Nein, nicht!« Sie tauchte unter seinen zupackenden Händen hindurch, doch das Skelett wirbelte blitzschnell herum und bekam sie am Arm zu fassen. »Du bist wie… meine Frau! Ich…« Abrupt ließ es sie los und hob den Kopf. Hätte ein Mensch diese Körperhaltung eingenommen, hätte Eileen von ihm erwartet, er würde angestrengt lauschen, aber bei diesem Ungetüm…
    »Noch jemand… hat mein Reich betreten! Wieder zwei… Menschen!« Das Skelett spuckte das letzte Wort geradezu aus. »Vielleicht ist… derjenige darunter, den mein Herr… mir angekündigt hat.«
    »Menschen?« echote Eileen. Neue Hoffnung brandete in ihr auf. War Doktor Wellington etwa in das Schattenreich geeilt, um ihr zu Hilfe zu kommen? Aber nein, wie hätte er dies bewerkstelligen können? Er war forschender Parapsychologe, verfügte selbst über keine oder nur unwesentliche parapsychische Fähigkeiten.
    Vielleicht mit Hilfe der Kollegen auf dem Kongreß? Eileen fragte sich, wieviel Zeit inzwischen auf der Erde verstrichen war. Hier in der Sdiattenwelt, wo man weder Hunger noch Durst verspürte, schien die Zeit träge und viel langsamer als auf der Erde dahinzufließen…
    Das Skelett wandte sich um und hetzte mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit über den Sand. Schon hatte es die Felswand erreicht, von der der Gang ausging, von dem Karmann ihr berichtet hatte.
    »Warte!« schrie Eileen. »Warte auf uns!«
    Das Skelett zögerte, ging dann weiter, langsamer als zuvor. Eileen packte Karmann an der Hand. »Kommen Sie!« drängte sie den Industriellen. »Wir müssen ihm folgen!«
    »Diesem Ungeheuer?«
    »Er bedroht uns doch nicht mehr!«
    »Er hat mich fast umgebracht!« entrüstete sich Karmann.
    »Ein Mißverständnis.« Eileen zuckte die Achseln. »Karmann, dieses Skelett ist das einzige lebende Wesen, das uns in dieser Schattenwelt bislang begegnet ist! Wenn wir hier herauskommen wollen, müssen wir ihm folgen! Es hat gesagt, zwei Menschen hätten sein Reich betreten! Die müssen wir finden, koste es, was es wolle!«
    Der Industrielle zeigte sich überzeugt durch Eileens Argumente. Schnell eilten sie dem Skelett nach, das an der Mündung des bepelzten Ganges auf sie wartete und sie dann in die Dunkelheit hineinführte…
    ***
    Zamorra blickte in den strahlend blauen, wolkenlosen Himmel, der sich über Eldridge Castle erstreckte. An die Regenstürme des Vorabends erinnerten nur noch einzelne Pfützen, die von den Sonnenstrahlen langsam ausgetrocknet wurden.
    Das Amulett auf seiner Brust verhielt sich ruhig, regte sich nicht. Zumindest befanden sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr. Aber eine eigentümliche Spannung hatte sich in dem Meister des

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